Glanz und Gloria in der Donaumetropole Wien

Donnerstag/Freitag, 22. Und 23. September 2022

Es läuft nicht optimal mit dem ÖBB Nightjet und dem Appartement

Das Wiener Wochenende beginnt am Vorabend mit einem Paukenschlag. Unser vor Monaten gebuchtes Appartement hat einen Wasserschaden und ist unbewohnbar. Unsere Alternative ist ein 100 m² großes Apartment im Kunsthaus neben dem Hundertwasser-Museum unweit der Altstadt.
Ich fahre am selben Abend mit dem Auto zu Birgit nach Bad Homburg. Wir werden zum Mainzer Hauptbahnhof chauffiert, weil die Frankfurter Haltestellen wegen Bauarbeiten der Deutschen Bahn nicht angefahren werden. Ines steigt bereits in Düsseldorf in den ÖBB Nightjet und teilt uns mit, dass sie mit Verspätung gestartet ist. Na toll, wird also mindestens ein Uhr morgens werden, bis wir zusteigen können.

Und richtig, kurz nach eins fährt der Nightjet ein. Wir rennen ans andere Ende des Zuges, denn die einzelnen Wagen sind komplett verkehrt herum arrangiert. Das Abenteuer Wien beginnt recht holprig.
Unsere ÖBB-Servicekraft empfängt uns mit je einem Willkommens-Piccolöchen. Beim ersten Blick in die Schlafwagenkabine bleibt mir kurzzeitig der Atem stehen. Ziemlich eng ist vornehm ausgedrückt. Meine Platzangst unterdrücke ich mit Erfolg. Irgendwie verstauen wir unser Gepäck, krabbeln in die erstaunlich bequemen Betten, und versuchen zu schlafen.

Es rattert, holpert und wackelt. Das in den Nebennieren produzierte Adrenalin funktioniert – leider. Deshalb dauert es lange, bis ich wenigstens rumdösen kann. Um 8 Uhr sind wir bereit für unser Frühstück. Dabei sitzen wir in unserer schmalen Kabine wie die Hühner auf der Stange, lassen es uns schmecken und nehmen es mit viel Humor. Die Spannung steigt.

100m² mit Hundertwasserblick und übersichtliche Öffis

Die Verspätung wurde aufgeholt und wir betreten pünktlich um 9:30 Uhr Wiener Boden. Hier decken wir uns mit drei 72 Stunden-Tickets für die Öffis (17,10 €) ein. Kompliment, die Informationstafeln sind übersichtlich und alles ist hervorragend ausgeschildert..
Unser Apartment liegt in der Nähe des Schwedenplatzes – einem der wichtigsten Verkehrs-Knotenpunkte der Innenstadt – in der Weißgerberstraße 13. Direkt neben dem Hundertwasser-Museum am Donau-Kanal. Und Wow, eine tolle Wohnung mit acht Schlafplätzen, eine gut eingerichtete Küche, schöne alte Möbel und eine lange Ess-Tafel! Durch’s Küchenfenster blicken wir auf die Rückseite des Hundertwasserhauses. Wir duschen affenartig schnell und los geht’s auf erste Entdeckertour. Wien – wir kommen!

Glanz, Gloria und ein Genie in der Donaumetropole

Perfekter kann das Wetter nicht sein, stahlblauer Himmel, warm und wolkenlos. Wir steuern die Innere Stadt an – der Inbegriff Wiens – mit dem Stephansdom in seiner Mitte, mehreren Prachtstraßen und eleganten Stadtpalais. Das Musikgenie Mozart ist allgegenwärtig. Ziemlich impertinent werden wir pausenlos von Mozart-Dubletten in entsprechender Kostümierung bedrängt. Ziel ist es, uns eine Eintrittskarte für eine der offensichtlich zahlreich stattfindenden Mozart-Konzerte zu verkaufen. Wir sind ziemlich genervt.

Unser Startpunkt für die erste Stadtbesichtigung ist die U-Bahn-Haltestelle Karlsplatz.
Natürlich haben wir so etwas wie einen Plan für den ersten Tag, der aber irgendwie nicht funktioniert. Wien ist eine Hochburg der Geschichte, Kunst und Kultur. Das architektonische Angebot erschlägt uns zu Beginn. Zum Verdauen der grandiosen Eindrücke bleibt keine Zeit. Wir inhalieren – so wie etwa 5 Millionen jährliche Besucher – die Atmosphäre der Donaumetropole und lassen uns treiben.

Wir hangeln uns von Ecke zu Ecke, von Gasse zu Gasse, bestaunen die baulichen Meisterwerke gigantischen Ausmaßes, testen die Kaffeehaus-Kultur, und treffen überall auf die Habsburger. An und hinter jeder Ecke gibt es etwas Neues zu bestaunen. Wir müssen aufpassen, um uns in diesem Überangebot nicht zu verlieren.

An einem Geldautomat kommt Ines ins Gespräch mit zwei waschechten Wienern und stellt Fragen: Wo gibt’s das beste Wiener Schnitzel, was müssen wir unbedingt sehen und welches ist das beste Kaffeehaus. Beide sind sehr gesprächig und freuen sich, uns einen subjektiven Überblick zu verschaffen. Während des intensiven Gesprächs lässt einer der Beiden sein Geld im Automaten stecken! Ines bemerkt es und alles ist wieder gut!

Zwischen Kulturüberfluss und Kaffeehausübermut

Der mangelnde Schlaf macht sich jetzt bei uns mehr oder weniger bemerkbar. Aber unsere Neugier hält uns wach. Wir entdecken zunächst die Wiener Staatsoper, eines der international bedeutendsten Opernhäuser. Sie liegt an der sogenannten Ringstraße, die um das historische Zentrum der Österreichischen Hauptstadt führt.
1869 wurde die Oper mit Mozarts „Don Giovanni“ eröffnet und ist in der Neuzeit jährlich Schauplatz des Wiener Opernballs. Für die Besucher stehen 2.284 Plätze zur Verfügung. Die Vorderfront des Gebäudes ist jener historische Teil, der vom ursprünglichen Bau erhalten geblieben ist. Rechts und links stehen zwei alten Brunnen.

Und wenig später erfüllt sich Birgits Herzenswunsch, einmal vor dem sienaroten Musikvereinsgebäude (1870) zu stehen, wo jährlich das traditionelle Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker im Goldenen Saal (beste Akustik weltweit) stattfindet und live in 90 Länder übertragen wird. Aufgrund der hohen Nachfrage werden die Eintrittskarten nämlich ausgelost.

Jenseits der Ringstraße treffen wir auf einen kunstgeschichtlichen Paukenschlag des Barock nördlich der Alpen, die Karlskirche aus dem Beginn des 18.Jahrhundert. Im Resselpark, mitten auf dem stark belebten Karlsplatz, befindet sich ein großer Teich, in dem sich der denkmalsgeschützte Monumentalbau spiegelt. Den Bau mit der höchsten Kuppel Österreichs verdanken wir Kaiser Karl VI., der das majestätische Bauwerk als Dank für die Errettung Wiens im Pestjahr 1713 stiftete.

Mit der Bim 71 fahren wir vorbei an einem weiteren bekannten Ort Wiens, dem Schwarzenbergplatz mit seinem Hochstrahlbrunnen. Die mächtige Fontäne wird in der Nacht farbig beleuchtet. Das Gegenlicht der strahlenden Sonne erzeugt einen wunderbaren Effekt und ist wunderschön anzusehen. Der Platz selbst ist fast gänzlich von Palais umrahmt .

Hochstrahlbrunnen Schwarzenbergplatz

Die Crème de la crème – Kaffeehauskuktur im Demel, Sacher und Frauenhuber

Jetzt ist es Zeit für die Wiener Kaffeehaus-Kultur. Auf dem Weg zum Café Frauenhuber kommen wir am Luxushotel Sacher (1876) mit seinem angrenzenden Kaffeehaus und dem Sacher-Shop vorbei. Und schlagartig ist die Müdigkeit bei Birgit und Ines vergessen. Da wollen sie unbedingt hineinschnuppern. Daraus wird aber leider nichts, eine lange Touristen-Schlange will das auch und verhindert das ‚Mal-eben-hineinschnuppern‘. Dafür drücken wir uns die Nasen an den Schaufensterauslagen platt! Die Preise sind vom allerfeinsten: kostete vor gut 15 Jahren – bei meinem ersten Besuch eine Original Sachertorte noch 36 €, fehlen heute 59 € im Geldbeutel! Im Café selbst sind für ein Stück Sachertorte plus Kaffee die Kleinigkeit von 11 € zu berappen.

Die K.u.K Hofzuckerbäckerei Demel auf dem Kohlmarkt – Einkaufsstraße und Luxusmeile der Stadt, ist nicht nur das eleganteste Kaffeehaus Wiens, sondern auch das absolut teuerste. Für eine Mélange muss man hier kaiserliche 6,10 €, und für ein Stück Sachertorte 7,50 € hinblättern. Natürlich steht man auch hier vornehm und lässig in einer Warteschlange für die begehrten Plätze.

Okay, unsere Entscheidung fällt auf das Kaffeehaus „Frauenhuber“ (1824) in der Himmelpfortgasse mit klassischem Alt-Wiener-Charme. Gegründet hat es der Leibkoch von Kaiserin Maria Theresia. In das älteste noch bestehende Kaffeehaus Wiens haben schon Mozart (1788) und Beethoven (1797) zur Tafelmusik eingeladen.
Und es grenzt an ein Wunder: Wir bekommen in dem altehrwürdigen Café sofort einen Platz. Es liegt nämlich nicht an der touristischen Hauptroute und verlangt daher relativ normale Preise. Die beiden Mädels essen Gulasch und Backhendl, ich habe Lust auf ‚echte‘ Topfenknödel. Ines hat sich in die Esterhazy-Schnitte verliebt, die aus einer himmlischen Haselnuss-Schaummasse zwischen fünf hauchdünnen Biskuitböden besteht.

Wow-Effekt in der Mitte Wiens

Frisch gestärkt gehen wir erneut auf Entdeckungstour. Ziel ist der gotische Stephansdom – von den Wienern liebevoll ‚Steffl‘ genannt, – dessen Bau schon 1304 begann. Wow – das war unser erster Eindruck vom Anblick der Kathedrale. Was für ein majestätischer Dom. Das alles überragende Wahrzeichen Wiens ist gleichzeitig das Herz der Stadt. Das Kirchendach ist gedeckt mit 230.000 bunt glasierten Ziegeln. Für einen Blick über das Häusermeer der Altstadt haben wir zwei Möglichkeiten: entweder den Südturm zu Fuß mit seinen 343 Wendeltreppenstufen zu erklimmen oder aber den unvollendeten Nordturm ganz easy mit dem Lift hochzufahren. Wir entscheiden uns für die zweite Variante. Die Aussicht auf die Altstadt ist phänomenal.1957 erhielt der Stephansdom eine der größten Glocken Europas, die 20 Tonnen schwere Pummerin. Sie wird nur an hohen Feiertagen und zum Jahreswechsel geläutet. Direkt gegenüber des historischen Doms steht das Haashaus. Einst von Kritikern wegen seiner Modernität verteufelt, ist das Gebäude heute ein wichtiges Denkmal zeitgenössischer Architektur und ein wunderbares Etwas, worin sich der ‚Steffl‘ hervorragend spiegelt.
Anschließend gehen wir durch das Riesentor ins Kircheninnere mit einzigartigen Steinmetzarbeiten und einem frühbarocken Hochaltar. Es ist ziemlich viel los und die Smartphones leisten Schwerstarbeit.

Fashionmeile, schönster Brunnen Wiens und die geschichtsträchtige Hofburg

Jetzt schlendern wir über den Graben, der zu den ältesten und schönsten Straßen Wiens zählt und heute eine pulsierende Fashion- und Flaniermeile für Nobelshopping ist. Er ist Kulisse für die hochbarocke Pestsäule, gestiftet von Kaiser Leopold I., flankiert von zahlreichen Stadtpalais aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Jetzt macht sich unser Schlafmangel ziemlich nachdrücklich bemerkbar. Die Fußsohlen brennen, aber wir halten tapfer durch.

Wir überqueren den zweitältesten Platz Wiens, den Neuen Markt, und kommen zum schönsten Brunnen der Stadt, dem Donnerbrunnen. Er wurde von 1737-39 am Namenstag Kaiser Karl VI. aufgestellt. Die vier Figuren auf dem Beckenrad symbolisieren die vier in die Donau fließenden Flüsse. (Bild vor der Enns-Figur). Das bekannteste Gebäude am Neuen Markt ist die 1632 fertiggestellte Kapuzinerkirche. Unter ihr befindet sich mit der Kaisergruft die Ruhestätte der Habsburger. Eine Besichtigung der Gruft haben wir uns für Sonntag vorgenommen.

In der Nähe treffen wir auf den Michaelerplatz, wo sich der Eingang zum größten Palastprojekt der Welt befindet, der Hofburg und Residenz der Habsburger. Der gewaltige Komplex besteht aus 18 Trakten und 19 Höfen mit rund 600jähriger Baugeschichte (1275 bis 1913). Dies ist eines von Ines‘ Highlights. Die Neugier verdrängt die Müdigkeit und wir stellen uns der Besichtigungs-Herausforderung. 1990 bis 1991 fand man auf dem Platz fast 2000 Jahre alten Ruinen, die in der Art eines Fensters integriert wurden. Direkt nebenan steht ein großes Aufgebot an Fiakern.

Wir gehen durch das Michaelertor und stehen auf dem Inneren Burgplatz. Hier steht das rötliche Schweizer Tor im ältesten Teil der Hofburg, das Kaiser-Franz-Denkmal, die Spanische Hofreitschule mit ihren weltberühmten Lipizzanern, die Kaisergemächer – Sissi und Kaiser Franz haben hier gewohntund der Amtssitz des Bundespräsidenten. Wir stehen nur da und fühlen uns in die Habsburgerzeit zurückversetzt. Sehr eindrucksvoll.
Auf dem riesigen Heldenplatz befinden sich zwei Reiterstandbilder und die ehrwürdige Nationalbibliothek, deren Prunksaal leider im 2. Halbjahr 2022 renoviert wird. Sie zählt zu den schönsten Bibliotheken der Welt und ihr Prunksaal aus dem 18. Jahrhundert ist phänomenal.

Nach einer kurzen Verschnaufpause gehen wir durch das Äußere Burgtor, dass 1806 von Napoleons Soldaten gesprengt und 20 Jahre später neu errichtet wurde.

Mit der Bim 71 fahren wir vorbei an einem weiteren bekannten Ort Wiens, dem Schwarzenbergplatz mit seinem Hochstrahlbrunnen. Die mächtige Fontäne des Brunnens wird in der Nacht farbig beleuchtet. Das nachmittägliche Gegenlicht der Sonne erzeugt einen wunderbaren Effekt. Der Platz selbst ist fast gänzlich von Palais umrahmt.

Ein barockes Ensemble mit Blick auf Wien

Für das letzte Highlight des Tages fahren wir wieder mit der ‚Bim 71‘ zum Schloss Belvedere. Das prachtvolle Gebäude beherbergt eine der wertvollsten Kunstsammlungen Österreichs mit Hauptwerken von Gustav Klimt, Egon Schiele und Oskar Kokoschka.

Prinz Eugen von Savoyen (1663-1736), erfolgreicher Feldherr und vor allem Kunstliebhaber, ließ sich das Gartenpalais Belvedere als Sommersitz erbauen. Das Gesamtkunstwerk besteht aus einem Wohnschloss und einem Repräsentationsbau.
Wir laufen gemütlich durch den in Terrassen angelegten Schlosspark und genießen die herrliche Abendsonne. Birgit würde am liebsten die Ausstellung mit Gustav Klimt – einem bedeutenden österreichischen Maler – ansehen. Aus Zeitgründen lassen wir diesen Plan fallen und geben uns in den folgenden zwei Tagen mit zahlreichen Souvenierläden zufrieden, wo man Tassen, Becher, Bilder, Taschen und ähnliches mit Klimts Motiven erstehen kann. Ein kleines Trostpflaster.

Biergarten Salmbräu

Zum Abschluss des ereignisreichen Tages gehen wir in die Klosterbrauerei ‚Salm-Bräu‘ direkt neben dem Unteren Belvedere. Das Gebäude selbst ist denkmalgeschützt. Wir bekommen einen Platz im urigen Biergarten und genießen ein malziges ‚Böhmisch G’mischt‘ und Knödel.

Zu Hause angekommen verschwindet Ines unmittelbar ins Bett. Birgit und ich planen noch kurz die beiden verbleibenden Wiener Tage, fallen dann auch in die Betten.

Kategorie Österreich

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