Barock pur, Plüsch & Mélange und zwei Mahnmale

Samstag, 24. September 2022

Ich wache auf und freu‘ mich über Sonne. Vormittags soll sie noch scheinen. Perfekt für den Besuch von Schloss Schönbrunn, Ines‘ zweitem Highlight.
Das Freundinnenteam funktioniert ohne Worte. Birgit holt Brötchen, Ines und ich decken den Frühstückstisch. Wir genießen ein opulentes Frühstück und freuen uns auf unseren zweiten Tag in Wien.

Weltkulturerbe Schloss Schönbrunn

Wir schlendern zu unserer Homebase-Haltestelle auf dem Radetzkyplatz, steigen am Knotenpunkt Schwedenplatz um und fahren direkt zum Weltkulturerbe Schloss Schönbrunn. Das ganz in Gelb gehaltene Gesamtkunstwerk ist mit jährlich 6,7 Millionen Gästen Österreichs meistbesuchte Touristenattraktion. Von 1.441 Räumen sind 45 zu besichtigen. Wir genießen die Schlossanlage und den riesigen Park von außen.
By the way….. Im Spiegelsaal musizierte schon das sechs Jahre alte Musikgenie Mozart!

Am Fußgängerüberweg zum Eingang bewegt sich eine gigantische Menschenmenge auf den Schlosskomplex zu. Und prompt erinnern mich die flinken Füße an eine Ameisenstraße. Ich denke, lass das bitte nicht wahr sein und beruhige mich wieder, weil sich der Touri-Klumpen auf dem Ehrenhof des Schlosses zügig verteilt.

Die ehemalige Sommerresidenz der Habsburger zählt zu den schönsten Barockanlagen Europas. Erst Maria Theresia machte Schönbrunn zu einem Mittelpunkt des Adels. Napolion logierte hier 1805 und 1809, sein Sohn starb im Schloss mit nur 21 Jahren. Heute ist die Schlossanlage ein Ort für Staatsempfänge.
Auf dem Ehrenhof – hier entging Napolion knapp einem Attentat – besorgt Birgit uns einen sehr hilfreichen Orientierungsplan. Über die breite Rustenallee kommen wir zum sogenannten „Großen Blumen-Parterre“ in der Mitte der Anlage, mit seinen symmetrisch angeordneten Blumenbeeten, die durch die Trockenheit ziemlich gelitten haben.

Das Schloss vor dem Park ist eine Augenweide. Auf einer Anhöhe thront das Triumphtor Gloriette (1775). Von dort haben wir später einen herrlichen Blick auf die Altstadt. Für den Aufstieg müssen wir vorbei an dem imposanten Neptunbrunnen (1780), der von Reiter:innen in kaiserlichen Kostümen umgeben ist. Der Meeresgott Neptun reitet mit seinem Dreizack auf Helios‘ Pferd, was an Dramatik nicht zu überbieten ist. Für Fotos müssen wir anstehen.

Auf der waldreichen Gloriettestraße passieren wir den ältesten noch bestehenden Zoo der Welt. Kurze Zeit später pausieren wir zwischen Palmen- und Wüstenhaus für ein Picknick auf einer Bank. Wir verlassen Schönbrunn durch das Hietzinger Tor und fahren mit Bus und U-bahn ins Wiener Zentrum zurück.

Mozart und Mélange

Ziel ist das Mozarthaus Vienna in der Domgasse. Im 1. Stock befindet sich die einzige bis heute erhaltene Wiener Wohnung des Musikgenies, eine von 12 Quartieren. Mozart logierte hier 2 ½ Jahre – für ihn eine sehr lange Zeit – in seiner vornehmsten, größten und teuersten Bleibe. An keinem anderen Ort hat der nur 163 cm große Mozart mehr Musik komponiert, als hier. Gleich mehrere seiner heute weltberühmten Opern entstanden in dieser Wohnung. Damit sind die Wiener Jahre (1781-1791) der Höhepunkt Mozart‘s Schaffens. 🙂

Und weil das Caféhaus „Hawelka“ – eine der Wiener Institutionen – ganz in der Nähe liegt, wollen wir jetzt in dieser „Plüsch-Perle“ die einzigartige Wiener Kaffeehauskultur genießen. Ich habe mich schon in der ersten Sekunde in das Café und die unnachahmliche Atmosphäre verliebt. 😛 😛 😛
Hier war in den 60er und 70er Jahren die Kunstszene zu Hause. Schon Georg Danzer hing hier ab, und die Band Kraftwerk stattete dem berühmten Caféhaus 1976 einen Besuch ab.
Legendär sind die Buchteln des Hauses, die es leider, leider nur am Abend gibt. Genauso unfassbar lecker ist aber auch der lauwarme Topfenstrudel.

Die Büsten der Gründer Leopold und Josefine haben stets ein kritisches Auge auf alles, was hier abgeht. Sohn Günter ist eine Wiener Legende. Und Ines schafft es, ihn in ein informatives Gespräch zu verwickeln. Heute führen die Söhne das Kaffeehaus. Einer von ihnen verabschiedet uns persönlich und empfiehlt uns das ‚Griechen-Beisl‘ als bestes Wiener-Schnitzel-Lokal.

Ankeruhr, Vierteilungen und ein Holocaust-Mahnmal

Hinter der Hofburg auf dem Maria-Theresien-Platz – mit dem stattlichen Denkmal der Kaiserin – liegen die eindrucksvollen, weitgehend identisch gebauten Museen, das Naturhistorische und das Kunsthistorische. Das wichtige Habsburger-Monument am Burgring wurde1888 unter Anwesenheit von Kaiserin Sissi enthüllt.

Naturkundemuseum und Maria Theresia Denkmal

Als nächstes steuern wir einen der ältesten Plätze der Donaumetropole, den „Hohen Markt“ an. Unser Interesse gilt der im ersten Stock zwischen den Häusern Nummer 10 und 11 gelegene über 100 Jahre alten Jugendstil-Ankeruhr. Stündlich bewegen sich Abbilder von Persönlichkeiten der Wiener Geschichte durch die Uhr.
Zu unserer Zeit ist es Herzog Leopold VI.

Der Hohe Markt war über 500 Jahre bis 1839 eine öffentliche  Hinrichtungsstätte für Enthauptungen und Vierteilungen! Dafür wurden in den späteren Jahren sogar Eintrittsgelder fällig. Auch Mozart erlebte eine dieser Hinrichtungen. An der Hinrichtungsstelle selbst steht heute eine Gedenksäule, der Vermählungsbrunnen.

Auf unserem Weg zum Judenplatz kommen wir an der Peterskirche (1733) – der wahrscheinlich ältesten und verstecktesten Kirche Wiens – vorbei. Eine große Baustelle schreckt uns von einem Besuch des Kirchenschiffs ab – leider. In der Milchgasse steht ein weiteres Domizil Mozarts. Hier komponierte der Maestro die ‚Entführung aus dem Serail‘. Die Oper gilt als eine der ersten originellen Singspiele in deutscher Sprache und war sofort ein großer Erfolg. In der Nähe treffen wir auf die etwas baufällige Ruprechtskirche. Hier steht ein Mahnmal anlässlich des islamistischen Terroranschlags im November 2020 mit vier Toten und 23 Verletzten.

Auf dem Judenplatz – im Mittelalter Zentrum der Wiener Juden – steht ein Lessing-Denkmal und das monolithische Holocaust-Mahnmal für die 65.000 ermordeten jüdischen Opfer in der Nazi-Zeit – einem in Europa einzigartigen Ort der Erinnerung.

Genießen und in die Luft gehen

Wir streifen weiter gemütlich durch die Gassen und treffen auf einen kleinen Biobauernmarkt auf einem der größten und bekanntesten Plätze Wiens, der Freyung. Rundherum stehen eindrucksvolle Stadt-Palais. Am Austriabrunnen schlabbern wir einen herrlichen „Spritzer“ und trinken auf das Wohl von Birgit, die im Frühling einen besonderen Geburtstag feierte. ❣

Dann kommen wir am legendären Litertaten-Café Central vorbei, wo eine größere Warteschlange auf Einlass wartet. Nicht zu fassen, dass man anstehen muss, um ins Café zu gelangen! Unsere beiden Wiener vom Geldautomat haben uns kopfschüttelnd von einem Besuch abgeraten. Zu Recht, denn es stehen mehr Touris als Einheimische – wenn überhaupt -an. Früher war hier Treffpunkt für Persönlichkeiten aus Kunst, Literatur, Politik und Wissenschaft. Freud hat sich fast täglich hier aufgehalten.

Süß – Salzig -Sauer : Spontan entscheiden wir uns, noch über den Naschmarkt zu schlendern, dem bekanntesten Markt Wiens mit 120 Marktständen und Lokalen und einem unfassbaren internationalen kulinarischen Angebot. Da wir schon spät sind, haben viele Marktstände schon geschlossen. Wir finden außerdem, dass die Preise ziemlich überteuert sind.Übrigens, der Name kommt nicht vom Naschen sondern von ‚Aschen = Eimer‘, weil es zu Beginn ein Milchmarkt war.

Wiener Prater

Auf der Heimfahrt beschließen wir, noch einen Kurztrip in den Prater zu unternehmen, einem großen Park mit 250 nostalgischen und spektakulären Fahrgeschäften und natürlich dem berühmten Riesenrad von 1897. Das legendäre Riesenrad mit 15 Waggons kostet pro Fahrt satte 13,50€ und ist nach dem Stephansdom Wiens zweites Wahrzeichen. 1897 war es das größte Riesenrad der Welt! Für alle, die einen besonderen Adrenalinkick brauchen – und nicht mit dem ÖBB-Nightjet fahren 🙂 🙂 – gibt es seit kurzem – statt eines Waggons – eine offene, gläserne Plattform. Schon beim Hingucken wird mir schlecht und schwindelig.
2,7 km/h Umdrehung mit dem Riesenrad waren Birgit und mir zu wenig. Deshalb entscheiden wir uns für das Riesen-Karussell, dass uns herrlich herumschleudert..

Wir nehmen im Café Menta am Radetzkyplatz unser letztes Dinner ein. Es ist die beste Wahl rund um den Platz und trotz Industriedesign gemütlich. Zu Hause machen wir es uns bequem, legen die müden Füße hoch und ratschen.
Kurze Zeit später hängen die kalten Jeans über den Stühlen. Gut’s Nächtle! 😴😴😴

 

Kategorie Österreich

Hallo Du da! Schön, dass Du meinen sehr persönlich geschriebenen Gute-Laune-Reiseblog www.amliebstenweg.de besuchst. Ich bin leidenschaftliche Camperin, Bikerin und sehr naturverbunden. Wandern ist ein Hobby, dass erst kürzlich dazugekommen ist. An Land, Leuten und deren Kultur bin ich sehr interessiert. Gebürtig komme ich aus Rheinlandpfalz, habe einen erwachsenen Sohn und zwei süße Enkelkinder. Mein Lebensmotto ist "Lachen, Leben und Lieben". Bei meinen Unternehmungen freue ich mich jeden Tag auf neue Erlebnisse und Erfahrungen, kleine oder große. Ich lade Dich ein, sie mit mir zu teilen! Du findest mich übrigens auch auf Instagram, Facebook und Twitter.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.