Tag 24 – 16. Mai 2022 Gut geschlafen und sehr lange und gemütlich gefrühstückt.
Die heutige Tour wird ein einziges Highlight. Naja, die meisten anderen waren es ja auch. 🙂 🙂 🙂
Pünktlich um halbzehn öffnete die Rezeption und ich treffe auf einen supernetten und auskunftsliebenden Menschen. Er versorgt mich unbeirrt zehn lange Minuten mit zahlreichen Tipps über Silves. Dass ich währenddessen ständig mit den Füßen scharre, lässt ihn völlig unbeeindruckt. Ich reiße mich los, Fiete lasse ich zurück und gehe auf Entdeckungstour.
Maurisches Erbe aus rotem Sandstein
Silves – die älteste Stadt Portugals – ist eine kleine Perle im Hinterland der hügeligen Algarve. Den Rio Arade überspannt eine wuchtige Arkadenbrücke aus dem 13. Jahrhundert mit römischem Ursprung, die Ponte Romana. Im direkten Umland gibt es die meisten und größten Orangenplantagen Portugals. 70% der Zitrusfrüchte kommen von hier!
Ich steige zunächst auf die Hügelkuppe aus rötlichem Sandstein, wo die Festungsanlage Casela mouro aus dem 9. Jahrhundert thront. Das maurische Erbe hat das schwere Erdbeben aus 1755 fast unbeschadet überstanden. Ich löse ein Senioren-Ticket für €1,40 (!!!!!!) und fühle mich von den wachsamen Augen des selbsternannten Königs Dom Sandro I am Eingang der Höhenburg misstrauisch beäugt.
Die Anlage ist sehr gepflegt, weitläufig und von der Zinnen-Mauer genieße ich fabelhafte Blicke auf Teile der Stadt und ins Vorgebirge der ‚Serra de Monchique‘. Ich erkunde das Gelände mit einigen anderen Touristen und finde diesen Ort momentan genau richtig, um in die Geschichte Portugals einzutauchen.
Seite an Seite mit der Festung steht die wuchtige, weiße, ehemalige gotische Kathedrale, die auf den Ruinen einer Moschee errichtet wurde. Bedauerlicherweise war sie geschlossen. Auf meinem Rundgang durch den Ort stoße ich auf den Arco da Rebola, 1853, einem geschichtlichen Wahrzeichen der Maurenstadt. Ich schlendere durch enge Gassen aus Kopfsteinpflaster, finde Plätze mit Springbrunnen und Cafés, arabische Inschriften und Figuren, mittelalterliche Tore, und genieße die positive Ausstrahlung. Es ist wenig los und das ist gut so.
Ponta da Piedade – Im Augenblick liegt Ewigkeit
Jetzt ist es aber Zeit und ich fahre mit Fiete zum nächsten Ziel, der Ponta da Piedade. Heute will das Google Navi mich durch eine zweieinhalb Meter hohe Unterführung schicken!?! Ganz großes Kino von Google! Die Durchfahrt hätte Fiete den Kopf gekostet und mich den restlichen Urlaub!!!
Die Landzunge Ponta da Piedade ist das atemberaubende Kap, das ich gestern von der Wasserseite her schon bewundern konnte. Es ist glücklicherweise wenig los und ich finde den perfekten Parkplatz für Fiete kurz vor dem Leuchtturm.
Zwei Kilometer von Lagos entfernt ragt diese zerklüftete Steilküste weit in den Atlantik hinein. Die Klippen sind hier 20 Meter hoch. An der Spitze steht ein Leuchtturm (1913) mit fabelhaftem Panoramablick. Ich kann mich wieder einmal nicht sattsehen und laufe hin und her, rüber und nüber, um das unvergessliche Panorama in Gänze zu genießen.
Ich entdecke die lange, steile Holztreppe, deren 200 Stufen zur Sandbucht Praia do Camilo führt. Hier kann man direkt in die Felsenlandschaft hinabsteigen und sich die Klippen mit Namen wie z.B. Elefant, Kathedrale, Kamelkopf, oder Korridor noch näher ansehen.
Es ist ganz schön was los auf dem Wasser, zahlreiche Ausflugsboote tummeln sich in den Grotten und konkurrieren mit den Kanutouren. Ein malerisches, buntes Bild.
Ich nehme jeden Augenblick dieser fantastischen Felslandschaft in mich auf und werde diese Eindrücke für die Ewigkeit in mir behalten.
Eine Felsenbucht wie aus dem Werbekatalog
Zum Ende des Tages möchte ich zu einem der schönsten Strände an der Felsalgarve. Nach dem dritten Anlauf komme ich an. Der Abzweig zum Strand ist mehr als versteckt. Zwei Mal muss ich Fiete durch das enge Benagil manövrieren, es geht mehrfach runter und steil wieder nach oben. Danke Google, ich wusste vorher schon, dass ich Autofahren kann!!!!
Ich parke Fiete verbotenerweise auf einem nur für PKWs ausgewiesenen Platz und befinde mich in guter Gesellschaft dreier weiterer Camper, die auch nicht lesen können!
Der Traumstrand Praia da Marinha wartet in der Nähe von Carvoreiho auf mich. Die feinsandige Bucht ist windgeschützt und eingerahmt von bis zu 30 Meter hohen, zerklüfteten, spektakulären Kalksteinklippen mit türkisfarbenem, glasklarem Meerwasser. Die Brandung hat die Küste hier komplett ausgehöhlt. Schon der erste Blick vom Parkplatz ist überwältigend und bestätigt mir, dass ich mich hier an einem der schönsten Strandabschnitte an der Felsalgarve befinde. Auch hier kann ich mich kaum sattsehen. Zur Bucht führt eine lange, steile Treppe hinunter. Nachdem ich die Gegend erkundet und alle Felsen im Bild festgehalten habe, nehme ich mein erstes Bad im Atlantik. Brrrrrr, ist das kalt, schätze 17 Grad, aber mehr als herrlich!
Kunst trifft Camper
Jetzt ist es Zeit, ein Übernachtungsplätzchen anzusteuern. Auf dem Weg dorthin nisten zahlreiche Störche. Ich entscheide mich heute für einen außergewöhnlichen Platz, den Armacaode de Pera oder einfacher Mikki’s place to stay‘. Der originelle Künstler-WOMO-Platz, mit viel Liebe im Detail gestaltet, ist vor allem von alternativen Deutschen gut besucht. Er hat einen Naturpool, Kunstgegenstände, Tiere und auch sonst alles notwendige, was ein Camperherz braucht. Auf meinem Stellplatz habe ich sogar einen grünen Vorteppich!!
Wow! Nach dem Abendessen erlebe ich noch einen tollen Sonnenuntergang.
DATEN
121 km Strecke
8,9 Liter
51 kmh
Ziel 29.265 km
2 1/4 Stunden Fahrzeit