In der Stadt Stradivaris, ein zerstörerischer Barbarossa und Olivenöl der Extraklasse

Mittwoch, 27. März 2024

Mein erster Blick nach dem Aufwachen geht gen Himmel. Habe jetzt bitte keine Erwartungen, schießt es mir durch den Kopf – denk‘ dran, was du gestern gelernt hast!!! Na klar, wie erwartet 😒: es ist noch beschissener. Meine Camping-Nachbarn geben auf und fahren die Sonne suchen.🌞

Bild meiner Enkelkinder für die Reise

Bild meiner Enkelkinder für die Reise

Ich bleibe irgendwie cool, frühstücke und pflege meine Erkältung gesund. Ein Blick auf die Zeichnung meiner Enkelkinder hebt meine Laune. Während ich mein heißes Käffchen schlürfe, schmiede ich einen Ausflugsplan. Die Wahl fällt auf Cremona, einer Kleinstadt in der Poebene. Ich lese…. „nur ca. eine knappe Zugstunde“ entfernt von Mailand. (Damit man mal einen Eindruck bekommt von der Nähe). Potzblitz kommt es mir spontan in den Sinn, Milano, wow… kein schlechter Gedanke! ☺️Schau’n wir mal!

Parken für Fiete ist problemlos. Auf einem riesigen Gelände nahe des Centro Storico sind für Wohnmobile eigene Plätze reserviert – vorbildlich und sogar kostenfrei. Ich packe meinen Schirm und starte meine Entdeckungstour.

Goldene Epoche in Cremona

Cremona ist eine Stadt mit einem geschichtsträchtigen Zentrum. Ein Ort, den die meisten Touris links liegen lassen. Offensichtlich liegt er zu abseits der touristisch stark vermarkteten italienischen TOP-Destinationen. Was mir natürlich außerordentlich entgegenkommt. Ich ❤️ tourifreie Gebiete! Die Geigenbauer-Stadt punktet mit Authentizität, Ruhe und Charme. Landschaftlich gelegen ist sie jedoch nicht der Brüller.

Dafür aber gibt es zwei außergewöhnliche Dinge, die typisch für diese Stadt sind: die Geigenherstellung und das perfekte weiß-klebrige „Torrone di Cremona“, eine norditalienische Nougat-Spezialität. Jedes Jahr im November findet für eine Woche das Nougatfest statt. Eine geschmackliche Explosion.

Auf dem Weg ins historische Zentrum komme ich an der Piazza delle Liberta an zwei eindrucksvollen Palazzi im Renaissance-Stil vorbei. Wenige Gassen weiter und ich stehe auf dem Piazza del Comune, dem ❤️der Stadt. Es regnet. Das ist ja nun nix Neues.
Trotz des widrigen Wetters versetze ich mich gedanklich ins 12. Jahrhundert, in der es rund um Kathedrale, Baptisterium und Rathaus sehr lebhaft zuging. Sind hier ab 218 vor Chr. doch schon die Römer rumgeturnt! Wobei es nur für die Betuchten und Bekannten erlaubt war.
Der Rest verteidigte das Gebiet gegen die unliebsamen Gallier. Das Battistero di Cremona mit seiner beeindruckenden Kuppel ist Johannes dem Täufer gewidmet. Leider war ein Besuch nicht möglich – geschlossen! Ich entdecke noch die Loggia die Militi, (1292), das älteste Gebäude er Stadt.

Die Kathedrale Santa Maria Assunta mit dem dazugehörigen backsteinroten Torrazzo wurde Anfang des 12. Jahrhunderts neu erbaut, nachdem der charismatische und streitsüchtige Kaiser Friedrich Barbarossa den Alten zerstören ließ. Der „Rotbart“ war berüchtigt für seine Auseinandersetzungen mit den Städten Oberitaliens. Und den Papst konnte er auch nicht verknusen. Prächtige Löwen aus rotem Marmor schmücken den Eingang des Doms. Auch von innen ein Augenschmaus.

Der Torrazzo war bis 1959 der höchste Backstein-Kirchturm Italiens. Heute steht er mit seinen exakt 122,217 Metern Höhe auf Platz drei der weltweit höchsten Backsteintürme. Ich überlege lange unter meinem Regenschirm, ob ich meinen erkrankten Körper die 500 Stufen hinaufschleppen soll. Weil ich aber bei diesem Schietwetter mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine schöne Aussicht haben werde, bleibe ich unten, schone die Knochen und widme mich der astronomischen Uhr aus dem 16. Jh. Sie ist ein Meisterstück der Mechanik und hat einen Durchmesser von 8 Metern.

Der historische Piazza del Commune ist umrahmt von zahlreichen Cafés, Aperitivo-Bars und Restaurants und dem mittelalterlichen Palazzo del Comune, dem Rathaus Cremonas. Rund um den Platz entdecke ich zahlreiche Werkstätten von Geigenbauern. Sie sind leicht zu finden, denn für jede Einzelne gibt es farbige Hinweisschilder.

Antonio Stradivari, der berühmteste Geigenbauer schlechthin, hat hier zwischen 1700 und 1737 ca. 1.100 Saiteninstrumente angefertigt, wovon heute schätzungsweise noch 650 existieren. Seine Streichinstrumente sind die wertvollsten, die es auf dem weltweiten Markt gibt. Diese heute noch existierenden Instrumente besitzen einen Wert von ab 11 Millionen Euro bis hin zu unbezahlbar! Unvorstellbar! Die teuerste Stradivari z.B. ist die „Nerdpedia“ Bratsche mit einem Wert von 45 Millionen Euro. Unfassbar! Die Stadt hat dem berühmtesten Geigenbauer auf der Piazza del Stradivari ein Denkmal gesetzt.

Ich entdecke in der Galleria 25 Aprile eine nette Bar und genehmige mir einen Aperol Sprizz. Ich bemerke meine schwächelnde Konstitution und mache mich auf den Rückweg.

Ölivenöl vom Feinsten

Zum Schluss mache ich noch einen Abstecher in die renommierte Ölmühle Montecroce. Schließlich möchte ich in Desenzano noch einige Leckereien und Mitbringsel kaufen.
Über dem Gardasee öffnet sich in diesem Moment die Wolkendecke und vom 20 Hektar großen Olivenhain auf den Hügeln gleich hinter dem See habe ich einen sehr erfreulichen Blick ins Tal. Was tut das sooooo gut, mal wieder die Sonne zu sehen 🌞🌞🌞!
Beschwingt verbringe ich meinen Abend mit Fiete.

Fiete wieder zu Hause

Fiete wieder zu Hause

Daten:
Ziel: 43.394 km
Strecke: 202 km
10,9 Liter
63 kmh
Fahrzeit: 3 Stunden

Kategorie Reiseland Italien

Hallo Du da! Schön, dass Du meinen sehr persönlich geschriebenen Gute-Laune-Reiseblog www.amliebstenweg.de besuchst. Ich bin leidenschaftliche Camperin, Bikerin und sehr naturverbunden. Wandern ist ein Hobby, dass erst kürzlich dazugekommen ist. An Land, Leuten und deren Kultur bin ich sehr interessiert. Gebürtig komme ich aus Rheinlandpfalz, habe einen erwachsenen Sohn und zwei süße Enkelkinder. Mein Lebensmotto ist "Lachen, Leben und Lieben". Bei meinen Unternehmungen freue ich mich jeden Tag auf neue Erlebnisse und Erfahrungen, kleine oder große. Ich lade Dich ein, sie mit mir zu teilen! Du findest mich übrigens auch auf Instagram, Facebook und Twitter.

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