Freitag, 27. August 2021
Das Wetter auf den Bergen lässt weiterhin zu wünschen übrig – leider. 😢
Und was macht man dann? Genau, eine weitere Radtour. Dieses Mal bike-e ich auf der Etappe A4 nach Meran. Von anderen Campinggästen habe ich erfahren, dass heute der große Freitagsmarkt ist, da soll ich unbedingt hin, denn der gehört zum Pflichtprogramm am Freitag.
Die heutige Etappe ist ebenfalls Teil des Südtirol-Radwegs Etschtal, auch Apfelradweg genannt. Ein malerischer Radweg: schnurgeradeaus, asphaltiert, flach und bestens ausgeschildert. Ich fahre ab Schloss Sigmundskron unmittelbar neben der Etsch, rechts ohne Ende Apfelplantagen und zwischendrin das eine oder andere Weinfeld. Manchmal höre ich den Zug Bozen – Meran – Bozen leise vorbeigleiten. Ich entdecke zahlreiche Rastmöglichkeiten mit schattigen Sitzgelegenheiten, die zum Verweilen einladen. Aber ich muss mich sputen: der Freitagsmarkt endet um 13 Uhr.
Es ist eine herrliche Landschaft hier im Meraner Land. „Die schönste Landschaft, die ich je gesehen habe“, schrieb Franz Kafka 1920 an seine Freundin. Die Apfelernte hat begonnen und die ‚Äppelkahns‘ sind unterwegs. Die schmalen Trecker sind flink und wendig. Ich bin also auf der Hut.
Zahlreiche Weinorte ziehen an mir vorbei. Lana lasse ich rechts liegen und fahre über Sinich direkt nach Meran. Ein ganzes Stündchen verbleibt mir noch für den beliebtesten Markt der Region, deren Händler aus dem gesamten norditalienischen Raum kommen. Und tatsächlich, der Markt ist gefühlt kilometerlang! Ich stöbere und staune und finde eine tolle Sportjacke für mich. Jetzt geht’s in die Stadtmitte Merans.
Die Kurstadt liegt geschützt am Fuß des Küchelbergs. Am Stadttheater, 1899 gebaut und eines der wenigen erhaltenen Jugendstiltheater Europas, parke ich mein Rad. Es ist voll hier, Touris über Touris, deren Altersdurchschnitt unverkennbar hoch ist. Ich beschließe, ruhigere Gefilde aufzusuchen und lande bei meinem Stadtrundgang intuitiv an der Sesselbahn, die nach Dorf Tirol hochfährt. Ich entscheide spontan, auf den Hausberg zu fahren – trotz elend langer Menschenschlange. Die Einzelsitze und Corona tragen zur langen Wartezeit bei. Endlich, nach einer halben Stunde geduldigen Wartens sitze ich in einem der Sessel und gleite den Hang hinauf. Die Aussicht ist phänomenal. Ein 40mimütiger Fußweg nach Dorf Tirol Zentrum liegt vor mir. Es geht entspannt stets leicht bergan.
In Dorftirol liegt Schloss Tirol, das dem Land den Namen gab. Der Luftkurort ist Touri-Hochburg und Obst- und Weindorf. Hausberg ist die 2295 Meter hohe Mut-Spitze. Bei meinem Rundgang entdecke ich Zypressen, Palmen und Oleander. Das hat schon Kaiserin Sissi fasziniert. Vier mal war sie in Meran und hier zur Kur.
Ich laufe den ‚Weinwanderweg‘ entlang, vorbei an Schloss Tirol und der Brunnenburg mit Blick auf die Texelgruppe, die Ötztaler Alpen und die Sarntaler Alpen. Die Pfarrkirche zum Heiligen Johannes steht in exponierter Lage. Durch sehr schöne Hotelkomplexe laufe ich zurück zum Busparkplatz.
Hier gelüstet es mich in einer netten Bar nach einem ‚Hugo‘ und entscheide mich, von hier mit dem Bus nach Meran zurückzufahren. Der Busfahrer will meine Karte nicht sehen und auch kein Geld. Deshalb fahre ich schwarz, denn ich stelle nebenbei fest, das meine Südtirol-Card offensichtlich in einer der Wanderhosen bei Fiete ist. Ganz großes Schwarzfahrerkino!
Hier schnappe ich mein Rad und erreiche den Campingplatz gegen 18 Uhr. Kurze Zeit später kommen Ingrid und Jochen um die Ecke und fragen nach dem Zeitpunkt für den Abschiedsabend. Es gibt nämlich noch gegrillte Bananen!
Vorher esse ich noch genüsslich eine der hervorragenden Pizzen, schnappe mir Stuhl und Glas und laufe rüber zu meinen Vorarlberger Nachbarn. Wir haben einen lustigen Abend gemeinsam mit anderen Nachbarn, es gibt zahlreiche Grappas und viel Wein. Ich fühle mich plötzlich dizzy im Kopf und wanke beschwingt zurück zu Fiete.
Rein gegangen – ausgezogen – schlafen gelegt! Mehr war nicht mehr drin. Gute Nacht!