Tag 22 – 14. Mai 2022
Die Sonne lacht vom Himmel und ich mache das einzig richtige: gemütlich draußen frühstücken. Meine Nachbarn aus Cornwall verabschieden sich und ich komme recht spät in die Puschen.
Vier Kilometer vom Campingplatz entfernt befindet sich der Hausstrand. Bevor ich zur ‚Weißen Stadt am Fluss‘ aufbreche, will ich dort mal vorbeischauen. Ein bisschen mehr Meer kann nie schaden.
Ich fahre auf einer schmalen Straße, auf die Fiete gerade mal so draufpasst, und halte den Atem an, dass mir niemand entgegenkommt. Hier im Nirwana der Westalgarve ist das eher unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Nach zwei Kilometern gebe ich auf, das Sträßchen wird noch schmaler und ich wende, wo ich mit Fiete eigentlich nicht wenden kann. Trotzdem geschafft und ich fahre den halbwegs geteerten, hügeligen Weg vorwärts wieder zurück. Und was soll ich sagen, genau an der engsten Stelle kommt mir ein Auto entgegen. Ganz großes Kino!! Wir schaffen es irgendwie, ohne Schrammen aneinander vorbeizukommen. Jetzt aber schnell zum nächsten Ziel.
Aljezur – Weiße Stadt am Fluss
Ich fahre durch den Naturpark Costa Vicentina auf von Ästen gewölbten Straßen in Richtung Raposeira. Unterwegs sehe ich einen traditionell bekleideten Ziegenhirten, der eine riesige Herde ‚bunter‘ Ziegen vor sich hertreibt. Leider auch hier wieder keine Haltemöglichkeit. Und dann bin ich schon in Aljezur, der zweitgrößten Hochburg für deutsche Urlauber und Auswanderer an der portugiesischen Südküste..
Das Städtchen wurde wahrscheinlich von den Mauren im 9. Jahrhundert gegründet. Die weißen Häuser der Altstadt hangeln sich vom Fluss „Ribeira de Aljezur“ den Hang hinauf bis zu den Überresten der maurischen Burgruine. Von der achteckigen Festung sind nur noch Mauerreste, zwei Türme und eine Zisterne erhalten. Der Rest wurde durch das Erdbeben von 1755 zerstört.
Ich schlendere hinauf auf den Burghügel und habe einen tollen Blick auf die weiß strahlende Neustadt und die sanfte Landschaft. Eine lokale Spezialität, die Süßkartoffel, findet hier optimale Bedingungen für ihr Wachstum. Und das wird einmal im Jahr auf einem Festival gründlich gefeiert.
Auf dem Rückweg komme ich an der kleinen Barmherzigkeitskirche aus dem 16. Jahrhundert vorbei. Sie wurde nach dem Erdbeben neu errichtet. Leider war sie heute geschlossen.
Es ist fast menschenleer, die weiße Stadt ist erstarrt.
Raposeira – sich auf das Wesentliche besinnen am Meer
Ich fahre jetzt an die südliche Westalgarve. Bei Raposeira biege ich auf eine holprige Strandstraße ab, um zu einem der zwei schönsten Strände der südwestlichen Algarve zu gelangen: zum Praia do Zavial..Ich finde eine romantische Badebucht mit hellbraunem Sand, dunklen Felsen und klarem Wasser vor. Sie wird von hohen ockerfarbenen Kalkbänken und Felsklippen umschlossen. Das macht sie windgechützt.
Ich parke Fiete auf einem Tagesparkplatz direkt am Strand und neben einem Restaurant. Hier gehe ich gemütlich essen. Die Fischsuppe ist super lecker. Und das zu einem Spottpreis!
Auf meinem Strandspaziergang werde ich ganz ruhig und innerlich klein. Mit dem Blick auf den weiten Ozean komme ich dem Wesentlichen ein Stückchen näher.
Übernachtung in Lagos – der Stadt Heinrich des Seefahrers
Je weiter ich mich Lagos nähere, desto höher und dichter werden die Bauten. Und ehrlich gesagt, so etwas habe ich seit Wochen nicht mehr gesehen – noch nicht einmal in Porto und Lissabon!
Ich entscheide mich für den Campismo Orbitur Valverde, etwa sechs Kilometer von Lagos entfernt. Beim Abendessen plane ich den Stadtbesuch und natürlich eine Bootstour zu den Klippen der Ponta da Piedade.
DATEN
85 km Strecke
10,3 Liter
43 kmh
Ziel 29092 km
2 Stunden Fahrzeit