Sand im wilden Südwesten, wo die Erde endet und der Ozean beginnt!

Tag 21 – 13. Mai 2022

Es ist kaum zu glauben, auf den Tag genau bin ich heute schon drei Wochen unterwegs. Beruhigend zu wissen, dass noch 16 Tage verbleiben.

Ich habe mich heute Morgen spontan entschieden, eine weitere Nacht auf diesem Campingplatz zu verbringen. Meine Nachbarn aus Cornwall besetzen einen neuen Platz für mich, der im Laufe des Vormittags neben ihnen frei wird. Er liegt perfekt in der Sonne, und was noch wichtiger ist, mit besonders gutem Empfang für meine SAT-Antenne. Denn heute Abend läuft die nächste Show von „Let‘s Dance“.
Ich frühstücke mit dem feinen Duft des ätherischen Öls der Eukalyptusbäume in der Nase und plane dabei eine Klippen- und Strandtour.

Fiete im Eukalyptuswald

Cabo de Sao Vicente – windumtostes Kap

Die Fahrt zum Cabo führt durchs Naturreservat. Kilometerweit sehe ich nichts als Pinienwälder, Eukalyptusbäume, eine Art Macchia und viel Sand. Haltemöglichkeiten? Fehlanzeige. Daher gibt es keine Fotos.

Das Kap selbst liegt auf einer kahlen, abgeschiedenen Landzunge in 60 Meter Höhe an einer Steilküste. Und hier befindet sich der südwestlichste Punkt Kontinentaleuropas.

Parkplätze sind noch gut vorhanden, aber es ist schon ziemlich ‚rummelig‘!!! Einige Reisebusse karren scharenweise Touris an, was in mir die Frage aufwirft, was sich in der Hauptreisezeit hier wohl abspielt.
Natürlich rennen gleich mehr als zwei Drittel der Insassen direkt zum Bratwurst-Kultstand von Petra und Wolfgang. Die fränkischen Auswanderer kredenzen Original Nürnberger und Thüringer Würste – sozusagen die letzte Bratwurst vor Amerika. Auf Wunsch – und gegen Kohle natürlich – bekommen Interessierte ein „Kap-Zertifikat“. Seht her, ich war hier!!!

Ich kämpfe mich durch die Touri-Zeile, wo an zahlreichen Ständen warme Klamotten und sonstiges Getüdel verkauft wird. Kurz dahinter beginnt die schroffe Felslandschaft, es wird windiger und die Wellen sind nicht mehr zu überhören.

Leuchtturm – Farol do Cabode Sao Vicente

Am äußersten Ende der Landzunge steht ein rot-weißer, 22 Meter hoher Leuchtturm. Er ist der lichtstärkste Europas und ist noch in 60 Kilometer Entfernung sichtbar. Und das nicht ohne Grund, denn diese Ecke gehört zu den meist befahrensten Gefahrengewässern unseres Kontinents. Das Light-house steht auf einer fast 90 Meter hohen Klippe. Alle wollen den strahlenden Leuchtturm sehen, einmal auf einem übergroßen Stuhl Platz nehmen und ein Andenken kaufen.

Ich gehe sehr vorsichtig auf Streifzug – es gibt kaum Absperrungen an den gefährlichen Stellen – und ich entdecke eine Gedenktafel. Hier hat ein junger Mann sein Leben gelassen. Jedes Jahr gibt es ein paar solcher Unfälle, weil der starke Wind oft unterschätzt wird.

Sagres – am Ende der Welt??

Ich mache mich auf nach Sagres, dass an der äußersten westlichen Spitze der Algarve auf einem felsigen Hochplateau liegt. Der Ort ist ein Paradies für Naturliebhaber, Ruhesuchende und eine Hochburg für Surfer.

Highlight aber ist der historische Platz, auf dem das Fortaleza de Sagres steht. Die Festung umgibt eine Mauer mit Kanonen und Schießtürmchen. Originales ist allerdings kaum noch vorhanden, denn Piraten und schwere Erdbeben haben das meiste zerstört. Zum 500jährigen Jubiläum von Heinrich dem Seefahrer, der Sagres im 15. Jahrhundert bekannt machte, besann man sich und restaurierte die Ruine. Heute ist sie für drei Euronen zu besichtigen.
Die schlichte weiße Kapelle auf dem Festungsgelände, die ‚Nossa Senhora da Graca‘ von 1459, haben viele Seeleute vor ihren großen Weltseereisen besucht, auch Heinrich der Seefahrer.

Am imposantesten sind die Blicke auf die steil abfallenden Klippen der ‚Ponta des Sagres‘ und das bewegte Meer, was ich auf einem großzügigen Panorama-Rundweg entdecke und ausgiebig genieße. Mitten in der wunderbaren Vegetation steht ein kleiner Leuchtturm.

Tatsächlich, an diesem symbolischen und geschichtsträchtigen Ort habe ich einen kurzen Moment das Gefühl, am Ende der Welt zu sein. Na ja, eigentlich nur am Ende Europas, aber das wussten die damaligen Seefahrer ja noch nicht.

Carrapateira – Dünen, Strand und Meer

Carrapateira mit gerade mal 160 Einwohnern liegt inmitten einer grandiosen Dünenlandschaft im Naturpark Costa Vicentina. Der weiß getünchte Ort ist noch ein Geheimtipp für Naturliebhaber, Wanderer und Surfer. Ich stelle Fiete verbotener Weise auf einem Parkplatz vor dem Strand Praia da Bordeira ab, in der Annahme ich bin bald wieder zurück.

 Pustekuchen! Die Strandbucht ist nämlich 800 Meter breit und drei Kilometer lang! Ich stapfe durch den feinen weichen Sand. Es geht die Dünen hoch und runter und wieder hoch und wieder runter. Endlich liegen das Meer und ein traumhafter fast menschenleeren Strand vor mir. Hinter mir Sanddünen soweit das Auge reicht. In der Brandung vergnügen sich ein paar Surfer und hinter den Dünen bildet der „Ribeira da Bordeira“ eine Lagune, bevor sich ein kleiner Fluss zum Meer schlängelt. Eine verlassene Holzhütte trotzt dem Wind.
Dieser Ausblick macht süchtig, denke ich noch, und bin es schon!

Ich laufe über Holzstege und Treppen. Es geht auch hier auf und ab durch die Dünen und über die Felsen entweder hinunter zum Praia da Bordeira oder aber hinüber zum Praia do Amado, Über einen ausgewiesenen Pfad begegnet mir eine kleine Reitergruppe.
Alles zusammen ist von unfassbarer wilder Schönheit.

Ob Fiete noch da ist? Isser. Jetzt aber zackig den Rückweg antreten und den herrlichen Tag mit einer fantastischen Dancing Show beenden.

Daten
117 km Strecke

11,0 Liter
48 kmh
Ziel 29006 km
2 ¼  Stunden Fahrzeit

Kategorie Portugal

Hallo Du da! Schön, dass Du meinen sehr persönlich geschriebenen Gute-Laune-Reiseblog www.amliebstenweg.de besuchst. Ich bin leidenschaftliche Camperin, Bikerin und sehr naturverbunden. Wandern ist ein Hobby, dass erst kürzlich dazugekommen ist. An Land, Leuten und deren Kultur bin ich sehr interessiert. Gebürtig komme ich aus Rheinlandpfalz, habe einen erwachsenen Sohn und zwei süße Enkelkinder. Mein Lebensmotto ist "Lachen, Leben und Lieben". Bei meinen Unternehmungen freue ich mich jeden Tag auf neue Erlebnisse und Erfahrungen, kleine oder große. Ich lade Dich ein, sie mit mir zu teilen! Du findest mich übrigens auch auf Instagram, Facebook und Twitter.

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