Tag 18 – 10. Mai 2022
Nach den zwei aufregenden Tagen in Lissabon muss ich meinen Akku wieder aufladen. Ich brauche Ruhe. Auch der Campingplatz in Lisboa liegt an einer sehr befahrenen Straße, die nur einen Halbschlaf zugelassen hat. Deshalb ist heute Ruhe angesagt. Ich möchte eine Atempause einlegen und mich in der Natur entspannen.
Ich starte bei strahlendem Sonnenschein zum westlichsten Punkt Kontinentaleuropas!
Markantes Kap und westlichster Punkt Kontinentaleuropas
Highlight rund um die portugiesische Metropole ist die wilde, schroffe Landzunge Cabo da Roca, westlich von Lissabon gelegen. Das bedeutet nochmal viel Verkehr und volle Konzentration. Der Weg zum Kap führt über die Ponte 25 de Abril. Ein schönes Gefühl hier herüberzufahren. Die fantastischen Blicke auf Portugal unter stahlblauem Himmel kann ich nur im Vorbeifahren genießen, Haltemöglichkeiten sind Fehlanzeige. Plötzlich wird mir ganz warm ums Herz. Lissabon ist eine tolle Stadt, man braucht einfach nur viel mehr Zeit zum Ankommen. Und gestern Abend nach zwei Tagen – bin ich angekommen. Christo Rei breitet die Arme auch über mir aus und wünscht mir noch erlebnisreiche Tage in Portugal.
Kurze Zeit später befinde ich mich auf der malerisch toll gelegenen N 247 und ergattere an der Spitze der Landzunge einen perfekten Parkplatz neben dem begehrten, 140 Meter über dem Atlantik auf einer Klippe gelegenen Leuchtturm.
Der westlichste Zipfel Portugals ist ein absoluter Touristenmagnet und eine DER Attraktionen im Land. Nicht zuletzt wegen der umliegenden Hügellandschaft der Serra de Sintra. Ich bin angenehm überrascht, denn es ist – noch – kaum etwas los. Meine Genießertour in dieser spektakulären Landschaft kann also relaxed beginnen.
Den westlichsten Leuchtturm Portugals gibt es bereits seit 1772. Damit ist er der zweitälteste in Portugal und ein begehrtes Fotomotiv noch dazu. Es ist kühl auf dem ziemlich windigen Terrain. Bin froh, dass ich eine Jacke anhabe.
Der Ausblick auf den Atlantik, die spektakuläre Felslandschaft und die salzhaltige frische Brise versetzen mich in genau die Ruhe und Gelassenheit, die ich heute brauche. Die Fotomotive liegen mir zu Füssen und ich kann mich kaum satt sehen. Die hügeligen Hänge sind hier invasionsartig mit der essbaren Mittagsblume, auch Hottentottenfeige genannt, übersät. Es wird gemunkelt, sie sei vor ein paar Jahren aus einem Garten ausgebüchst!
Mir gefällt die raue Schönheit der Natur hier. Ein steinernes Kreuz markiert den westlichsten Punkt. Und der Ausspruch des bekanntesten Dichters Portugals – Luis Camoes – „Wo das Land endet und das Meer beginnt….“, hat hier einen gebührenden Platz bekommen.
Jetzt geht‘s los: die ersten beiden Busse trudeln ein und spucken Touristen-Rudel aus. Vorbei ist’s mit der Ruhe. Ich flüchte und bin total happy, vorher hier gewesen zu sein.
Cascais- mondäner Badeort mit Traumstränden
Jetzt freue ich mich auf Meer, Wellen, Strand und chillen.
Es geht in Richtung Cascais, dem gehobenen Badeort für die Reichen und Schönen aus Lissabon! Hier gibt es zwei sehr unterschiedliche Küstenabschnitte. Die ruhigen Strände der Costa da Estoril mit feinem goldfarbenen Sand, und die ungebändigten Surfertrände der Serra de Sintra, die der Macht des Atlantischen Ozeans mit seinen gewaltigen Wellen und den starken Winden ungeschützt ausgesetzt sind.
Ich suche mir den goldfarbenen Sandstrand „Praia da Cresmina“ neben dem feudalen Hotel „Fortaleza do Guinche“ aus. Fiete parke ich sicher gegen Gebühr und steuere zielgerichtet die Cresmina Beachbar an. Bei einem Caipirinha, genieße ich den Blick aufs Meer und auf die Dünen, die der starke Wind hier aufgetürmt hat und ständig verändert. Es sind nur vereinzelte Badegäste da. Wie würde einer meiner EX-Kollegen jetzt sagen? „Das ist Leben am Limit“! Ich vergesse die Zeit.
Geologisches Phänomen – Boca do Inferno, der Höllenschlund
Ein paar Kilometer weiter gibt es eine Schlucht in den malerischen Küstenklippen, die Boca do Inferno. Der Atlantik hat hier Zugang zum tiefen Grund der Schlucht. Bei Flut werden die Wellen dann senkrecht in die „Felsschlote“ gepresst und weit nach oben an Land geschleudert. Heute ist alles ruhig, kein Wellengang, keine Flut, kein Tosen und Wellenspritzen, sehr schade.
Von hier geht es weiter zum Mündungsdelta des Rio Sado in die historische Stadt „Alcácer do Sal“ zum Campingplatz. Auf dem Weg dorthin sehe ich zahlreiche Nester mit Storchenpaaren, die es sich auf riesigen Strommasten bequem gemacht haben.
Der Campingplatz hat große Stellflächen mit direktem Strom- und Wasseranschluss, saubere Sanitäreinrichtungen, Ruhe und einen Supermarkt ganz in der Nähe. Ich bin entspannt, trinke ein Gläschen Wein und fühle mich rundherum wohl.
Daten
175 km Strecke
10,0 Liter
63 kmh
Start 28465
Ziel 28640 km
2 3/4 Stunden Fahrzeit