Sonntag, 6. Oktober 24
Mein letzter Tag in Hamburg steht ganz im Zeichen „Entschleunigen & Chillen“. ⛱️ Karen und ich werden einen sonnigen Tag in den Hamburger Vororten Wedel und Blankenese genießen. An dieser Stelle ist die Elbe unglaubliche zweieinhalb Kilometer breit!
Ich starte per pedes am Hotel und komme an der Grünanlage „Moorweide“ vorbei. Hier steht der 1939 gebaute und denkmalgeschützte Zombeck-Rundbunker.
Auf der ursprünglichen Viehwiese richtete die NSDAP Großveranstaltungen und Aufmärsche aus und nutzte das Gebiet als Sammelpunkt für die Deportation von Juden in die Konzentrationslager. Ich halte für einen Moment inne.
Wenig später erreiche ich die Uferpromenade „Neuer Jungfernstieg“.
Ich treffe Karen in der Nähe des Hotels 4 Jahreszeiten an der Binnenalster.
Aufgrund einer neu eingerichteten Baustelle 🚧 verspätet sie sich ein paar Minuten. Ich nutze die Zeit, chille in der Sonne und genieße den Blick auf die Binnenalster. Hätte hier noch stundenlang weiterträumen können. Aber Karen weckt mich und los geht’s.
Wir fahren mit der S1 und dem Bus nach Wedel. Die Anbindung ist gut, die Wartezeit okay und das Wetter traumhaft. ☀️🌞☀️
Keep calm & eat fish bei Nationalhymnen
Wedels bekannteste Attraktion in die Schiffsbegrüßungsanlage. Jedes größere Schiff, das in den Hamburger Hafen einfährt oder ihn verlässt, wird seit 1952 begrüßt oder verabschiedet. Heute erledigt das der 72jährige Wolfgang Adler in Kapitänsuniform, der im Schulauer Fährhaus seit fünf Jahren Dienst schiebt. Diese Aufgabe teilt er sich mit fünf weiteren Kollegen.
Wir erreichen unser Ziel nach einem kurzen Fußmarsch. Weil wir Fischhunger haben, steuern wir auf die besonders von Bikern gehypte Isis‘s Fischbude zu. 🐟🐠🐡 Unseren frischen Fisch genießen wir in der ersten Stuhlreihe mit direktem Blick auf die Elbe. Jetzt könnte mal endlich ein Schiff kommen. Tut’s aber nicht. Nada, keins ist im Anmarsch. Mit uns warten auf den umliegenden Bänken weitere Neugierige auf das Begrüßungsspektakel.
Ich nutze deshalb die Wartezeit und verschwinde im nahegelegenen Restaurant, finde die Begrüßungskajüte und verwickle Captain Adler in ein Gespräch. Er versichert mir, dass in wenigen Minuten zwei dicke Pötte erwartet werden. Er habe deshalb jetzt zu tun, unterbricht das Gespräch und wendet sich geschäftig seinen Aufgaben zu. Wieder draußen werde ich von Karen schon winkend und lachend empfangen! „Du hast gerade eine Willkommensaktion versäumt!“ Das nenne ich mal einen verdammt blöden Zufall! 🙈
Aber….da zeigen sich schon Bug und Heck der beiden erwarteten Containerschiffe. 🚢🛳️⛴️Wir düsen zum 60 Meter langen Ponton. Unsere Blicke schweifen hinüber zu den riesigen Containerterminals und Ladekränen und weit über die Elbe zum Alten Land. Aber natürlich schauen wir vor allem aufs Wasser und warten gespannt auf die Begrüßungszeremonie, die kratzend durch die Lautsprecheranlage am „Willkommen-Höft“ ertönten soll.
Und dann ist es soweit. Die Buge der Container-Pötte schieben sich aneinander vorbei! Schööööööön! Nicht nur der Blick, nein, das ganze Procedere hat etwas pathetisches! Ich bemerke einen leichten Stolz in mir, als ich abschließend die deutsche Nationalhymne höre . Und wie wir so chillig und wartend herumstehen, reift der Gedanke heran, ganz spontan ins Blankeneser Treppenviertel zu fahren. Gedacht und Umsetzung geplant.
5000 Treppen in Blankenese
Das Treppenviertel – ein Kleinod im Westen Hamburgs – liegt in Blankenese, einer der schönsten und reichsten Stadtteile Hamburgs mit traumhaftem Ausblick auf die Elbe. Obwohl, die alte Volksweisheit der Hansestadt, „Mehr als Blankeneser kann ein Hamburger nicht werden“, nicht mehr gilt. Die Reichen haben sich umorientiert. Aber Otto Waalkes ist geblieben.
Der Ausblick ist besonders schön vom 72 Meter hohen Hamburger Hausberg, dem Süllberg.🏔️
Der Bus spuckt uns direkt neben der Strandtreppe aus, die unmittelbar zum Elbufer führt. Wir steigen die 170 Stufen hinab, vorbei an ehemaligen Fischerhäusern und reetgedeckten Fachwerkgebäuden mit liebevoll gestalteten klitzekleinen Vorgärten. „Das hat etwas von Kleingartencharakter“ schießt es mir spontan in den Kopf. Wir laufen den Strandweg entlang bis zu einem kleinen Aussichtsturm. Hier haben wir eine phänomenale Aussicht auf Elbe, Hafen, den Hausberg und den vierthöchsten Leuchtturm Deutschlands. In einem kleinen Segelclub schlabbern wir auf der Sonnenterrasse Kaffee und Duckstein-Bier! 🍺 ☕Das Leben kann soooo schön sein! Wir genießen diesen Augenblick der gelassenen Lebensfreude!
Zurück fahren wir mit der einmaligen „Bergziege“, einem wendigen HVV-Kleinbus der Linie 48, der den steilen Waseberg hinauftuckert. S- und U-Bahn bringen uns zurück zu den Landungsbrücken. Gleich nebenan in der Speicherstadt wartet unser letztes Highlight auf uns, der Besuch im „Miniatur Wunderland“.
Meistbesuchte Sehenswürdigkeit Deutschlands
Unsere Terminbuchung ist um 18:30 Uhr. Ohne die geht gar nix. Die größte Modelleisenbahnanlage der Welt auf 10.000 m² ist eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. Auf dem Weg dorthin geht gerade die Sonne unter. Wunderschön! Wir besichtigen nur einen Teil der Anlage. Mehr können wir in den nächsten zwei Stunden mental nicht aufnehmen. Ein zweiter Besuch ist unabdingbar. Damit ist mein Hamburg-Besuch Geschichte. Morgen geht’s wieder nach Hause. 👋👋👋