VERONA – ein antikes Kunstwerk von seltener Schönheit

Samstag, 30. März 2024

Welch‘ Überraschung heute Morgen: kein Regen!
Da kommt nur der Besuch einer Stadt infrage – Verona!
Sie gehört zu meinen Lieblingsstädten und ist seit 2000 Weltkulturerbe.

Die Stadt der Scaligeri ist von seltener Schönheit, voller Leben und Geschäftigkeit und DER Grund, weshalb ich mich immer wieder erneut in sie verliebe. Ihr Ambiente verführt mich auf geheimnisvolle Weise zum Wiederkehren. Die Stadt Romeo & Julias ist reich an mittelalterlichen und römischen Sehenswürdigkeiten. Die meisten davon schmiegen sich in einem großen Bogen an die Etsch.

Finde noch schnell im Internet eine kostenlose Parkmöglichkeit für Womos und entscheide mich für die Fahrt über die „strada provinziale“. Die Suche nach dem Parkplatz ist trotz Navi eine Herausforderung. Ich düse 20 Minuten hin-, her und rundherum, bis ich Fiete gut und sicher abstellen kann.
Jetzt starte ich zügig den 1700 Meter langen Fußmarsch ins Centro Storico.

Auf dem Weg – in der Nähe des Castelvecchioentdecke ich diesmal ein kleines Kirchlein, eingequetscht zwischen zwei großen Häusern. Kurz darauf stehe ich schon auf der 120 Meter langen Ponte Scaligero des mächtigen Castelvecchio. Die Aussicht von hier auf die Etsch ist genial. Die damaligen tyrannischen Herrscher erbauten sie, um sich die aufbegehrende Stadtbevölkerung vom Leibe zu halten. Diese hatte die Nase gestrichen voll von dem despotischen Regime.
Es ist massig was los. Überall krabbeln und kleben Touris an und auf der Brückenmauer . Ich ahne schon, was mich tourimäßig heute erwartet. 🙈

Unter Göttern auf der Piazza delle Erbe

Ich stoße auf die Via Mazzini, die wichtigste, marmorgepflasterte Einkaufsmeile Veronas. Die 500 Meter lange Prachtstraße ist unfassbar voll. Gemütlich drüber schlendern? Keine Option. Es wird gedrückt geschoben und gerempelt. Ich boxe mich durch, schnappe immer wieder nach Luft und behalte überraschenderweise die Nerven – trotz meiner Platzangst! Meine Füße überstehen das Getrampel ohne Verletzung. Der Gedanke an das, was mich gleich erwartet, trägt mich.

Dann ist es soweit. Ich stehe auf der Piazza delle Erbe, dem Herzen der Stadt. Wow! Unterschiedliche Intensitätsstufen der Freude rasen durch meinen Kopf und mein Herz. ❤️❤️❤️ Mich durchströmt ein intensives Glücksgefühl. Mein Lieblingsplatz liegt vor mir.

Der länglich geformte Platz ist ein Gesamtkunstwerk: es gibt prunkvolle Paläste, jahrhundertealte Türme, gotische Säulen, Cafés in vorderster Reihe und einen bunten, sehr touristisch angehauchten Markt. Die Piazza ist der malerische Mittelpunkt Veronas. In der Antike Markt- und Versammlungsort, in der römischen Zeit Zentrum des politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens. Ich stürze mich in das unfassbar faszinierende wuselige Ambiente des Platzes mit seinem historischen Charme.

Aperol Spritz Piazza delle Erbe

Aperol Spritz Piazza delle Erbe

Aber bevor ich richtig loslege, genieße ich in vollen Zügen und aus erster Reihe in aller Ruhe das „Dolce vita“ mit einem leuchtenden Aperol Sprizz. Dieser italienische Klassiker steht hier fast auf jedem Tisch. Und dann geht es los.

Stets umlagert von Touris ist der Capitello, ein Marmorbaldachin auf 4 Säulen. Hier wird gegessen, getrunken, geschätzt und sich entspannt. Der historische Marktbrunnen Fontana Madonna Verona ist das älteste Denkmal und Symbol Veronas. Es steht exakt im Zentrum der Piazza. Der Palazzo Maffei beeindruckt mit seinen barocken Statuen. Zeus, Aphrodite, Apollo, Athene, Hermes und Herkules blicken „kopfschüttelnd“ von der Ballustrade herab. Der barocke Palazzo Maffei mit seinen eindrucksvollen verblassten Fassadenfresken ist das Fotomotiv schlechthin. Vor dem Torre di Lamberti, wartet eine Menschenmenge auf das „GO“ zum Aufstieg. Und es gibt noch soooo viel mehr zu entdecken. Ich lasse die Bilder sprechen.

In unmittelbarer Nähe der Piazza befindet sich das ununterbrochen umlagerte Casa Capuletti von Romeo und Julia. Hier steppt der Bär! Unfassbar, was für Menschenmassen. Alle wartet auf den Einlass, um durch den von Touristengenerationen bis zur Unkenntlichkeit verschmierten Durchgang in den Hof und die rechte blitzblank geriebene Brust der Statue Julia zu gelangen. Und natürlich auf den Balkon, den es damals noch gar nicht gab! 😅😅😅 Ehe ich mich versehe bin ich schon ich wieder in einer Menschentraube gefangen, aus der ich mich minutenlang befreien muss. Hölle!!!

Auf Verdis Spuren in der Arena di Verona

Ich komme jetzt durch den Torbogen Portoni del Bra auf die Piazza Brà, dem zweiten bedeutenden Platz Veronas. Er beeindruckt durch seine Weite und seine Größe. Architektonisches Highlight ist das grandiose Amphitheater, eines der größten, welche die Römer im 1. Jh. erbaut haben. Nach dem Colosseum in Rom und der Arena von Capua ist es das drittgrößte seiner Art. Heute ist die Arena für 22.000 Besucher ein grandioser Schauplatz für hochkarätige klassische Opernaufführungen. Gerade befinden sich Hunderte im Inneren der Arena und machen sich ein Bild von diesem grandiosen Monument. Die äußere Mauer stürzte bei zwei Erdbeben zum größten Teil ein. Ein kleines Stück davon aber hat die Zeit bis heute überstanden.
Die Piazza Brà beeindruckt außerdem mit üppigen Grünflächen, zahlreichen Straßenlokalen, Palästen aus mehreren Epochen, bunten Häusern und der Statue von Viktor Emanuell, einem der Könige Italiens. Hier kann man 2000 Jahre Geschichte vom Kaffeetisch aus genießen.

Denkwürdige Piazza, eine Walrippe und ein Dichter

Der dritte Platz auf meiner Rangliste Veronas ist die Piazza di Signori, ein würdevoller Platz. Mit strenger Denkermine steht in der Mitte die drei Meter hohe Statue von Dante, dem bedeutendsten italienischen Dichter des Mittelalters. Ich betrete den Platz durch den Arco della Costa, an dem seit Jahrhunderten eine Walrippe baumelt. Die Legende besagt, der Teufel 😡habe hier eine seiner Rippen verloren. 😆🤣 Der Weg durch den Arco aber diente dazu, die Richter von ihrem Wohnsitz zum Gerichtsgebäude der Stadt zu führen. Sie sollten nicht durch die Stadt gehen, um dabei von böswilligen Personen bestochen zu werden, wenn sie ihre Urteile fällten. Weitere Highlight sind der Palazzo della Regione mit der Domus Nova.

Ponte Pietra mit Aussicht und ein merkwürdiger Schlitz in der Mauer

Die Zeit rennt, aber ich verlasse Verona nicht, bevor ich nicht über die Ponte Pietra geschlendert bin. Schade, dass sich der kurze Sonnenschein wieder hinter dicken Wolken verzogen hat. Ich komme an einem Schlitz mit Gesicht in der Mauer eines Hauses vorbei. Hier konnten geheime Anzeigen gegen Schmuggler des Hauptquartiers eingeworfen werden.

Den mächtigen gotischen Backsteinbau der Chiesa Sant‘ Anastasia, der größten Kirche Veronas, kann ich leider nicht besichtigen. Es findet gerade eine Taufe statt. Auch der Domkomplex Duomo Santa Maria Matrocolare war wieder geschlossen. 😒
Endlich erreiche ich die 120 Meter lange Ponte Pietra, von der ich eine fantastische Sicht auf den zypressenbestandenen Hügel von San Pietro und auf das Kastell sowie das Römische Theater habe. Die römische Bogenbrücke ist ist bereits 100 VOR Chr. erbaut worden.

Mein letztes ToDo – hinauf auf den Hügel – fällt einem leichten Nieselregen zum Opfer. Ich habe jetzt noch drei Kilometer Fußweg zu Fiete zurückzulegen, auf dem ich noch den Arco die Gavi ausfindig mache, ein ehemaliges Stadttor.  Es musste neu errichtet werden, weil der Wüstling „Le petit caporal“, wie Napolion Bonaparte mit Spitznamen hieß, das Tor abreißen ließ. Es stand ihm aus militärischen Gründen im Wege.

Wie schade, dass der Ausflug nach Verona beendet ist. Ich nehme für den Rückweg nach Rivoltella wieder die strada provinciale und tanke für 1,719 €! Toller Preis. Komme erst in der Dämmerung auf meinem Stellplatz an. Die Erkältung schwächt immer noch meinen Körper. Ich schaffe es gerade noch zu essen und horche Minuten später an der Matratze.

Daten:
Ziel: 43.579 km
Strecke: 83 km
11,6 Liter
45 kmh
Fahrzeit: 1 3/4Stunden

Kategorie Reiseland Italien

Hallo Du da! Schön, dass Du meinen sehr persönlich geschriebenen Gute-Laune-Reiseblog www.amliebstenweg.de besuchst. Ich bin leidenschaftliche Camperin, Bikerin und sehr naturverbunden. Wandern ist ein Hobby, dass erst kürzlich dazugekommen ist. An Land, Leuten und deren Kultur bin ich sehr interessiert. Gebürtig komme ich aus Rheinlandpfalz, habe einen erwachsenen Sohn und zwei süße Enkelkinder. Mein Lebensmotto ist "Lachen, Leben und Lieben". Bei meinen Unternehmungen freue ich mich jeden Tag auf neue Erlebnisse und Erfahrungen, kleine oder große. Ich lade Dich ein, sie mit mir zu teilen! Du findest mich übrigens auch auf Instagram, Facebook und Twitter.

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