Dienstag, 20. Juli 2021
Ist die Sonne da! Ja, sagt mein Blick aus dem Fenster und das ist erstmal superwichtig!
Damit ich entspannt das herrliche Bergpanorama auf meiner Womo-Terrasse genießen kann, stehe ich früher auf. Schließlich will ich nicht zu spät an meinem heutigem Ziel, dem Silvrettagebiet, ankommen. Ich habe mir die Tafamuntbahn in Partenen ausgesucht. Die Luftseilbahn startet auf 1032 Metern und endet auf der Alpe Tafamunt in 1717 Metern. Hier beginnt die Moorwanderung zum Wiegensee.
Die Strecke dauert lang mit dem Landbus und hat zig Haltestellen. Der Bus ist supervoll und die Ansage super-überhaupt-nicht-zu-verstehen! Außerdem lausche ich den Gesprächen meiner Mitfahrer (ich vermeide bewusst das ‚Innen‘!!!) um weitere wertvolle Wanderhinweise aufzuschnappen. Das führt letztendlich dazu, dass ich den Ausstieg an der Haltestelle zur Seilbahn in Partenen versäume.
Hmmm, denke ich, das ist jetzt Scheiße, aber nicht mehr zu ändern. Und während ich ganz ruhig nachdenke, erreicht der Landbus die Mautstation zur Silvretta-Hochalpenstraße.
Wow, ich habe also Glück im Unglück, denn für nur 4,50€ Personen-Maut fahre ich auf die Bieler Höhe auf 2032 Meter Höhe. Die Panoramastraße gehört zu den schönsten und beliebtesten der Alpen. Ohne am Steuer von Fiete zu sitzen, kann ich bequem die Natur genießen und genüsslich die Kehren zählen.
Die Mautstraße führt 22,3 km von Partenen im Montafon in 34 Kehren über den Scheitelpunkt Bielerhöhe bis nach Galtür im Paznauntal. Die spektakuläre Bergkulisse und die direkt am Wegesrand liegenden Seen Vermunt und Silvretta ziehen jeden – nicht nur mich – in ihren Bann.
Kurz vor dem Ziel macht der Busfahrer fast eine Vollbremsung. In einer Kurve kommt uns eine Herde Almkühe auf der Straße entgegen. Die Viecher benötigen beide Fahrspuren , laufen in aller Ruhe über die Straße, neben der Straße, bleiben stehen und fressen ein bisschen. Kurze Zeit später bin ich am Silvrettastausee, eingebettet in eine herrliche Hochgebirgslandschaft.
Heute sind etwas mehr Wolken unterwegs, aber die Sonne lässt sich nicht unterkriegen. Ich genieße den märchenhaften Ausblick auf den blau-türkisfarbenen See. Das Bergpanorama liegt im Dreitausender Bereich, z.B. das Hohe Rad 2934 Meter und der berühmteste Berg Vorarlbergs, der Piz Buin mit 3.312 Metern. Neu ist eine Aussichtsplattform mit traumhaftem Blick auf den Piz Buin.
Ich beobachte die Kühe auf der Almweide und genieße den Blick auf die Barbarakapelle, die sich nahtlos in das Ambiente einfügt. Sie wurde zum Gedenken an die verunglückten Kraftwerksmitarbeiter errichtet. Dann starte ich den Rundweg um den See. Und plötzlich kriecht direkt vor meinen Wanderschuhen eine kleine Kreuzotter über den Weg. Leider gab es nicht den Hauch eine Chance auf ein Foto. Der unbeschreibliche Regen hat alles noch grüner, noch saftiger, gemacht und zahlreiche Bächlein plätschern aus allen Ecken. Es ist traumhaft.
Der Rundwanderweg ist nur 7 Kilometer lang, dafür aber ununterbrochen grandios. Bevor es die andere Seite wieder zurück zur Bieler Höhe geht, mündet das Gletscherwasser der Ill über ein breites Schotterbett in den türkisfarbenen See. Hier ist es besonders schön, hinter mir der Piz Buin und neben mir das rauschende Wasser. Ich mache eine Pause, picknicke und sauge alles um mich herum auf wie einen Schwamm.
Ich reiße mich los und wandere zurück zur riesigen Staumauer. Unterhalb und inmitten der imposanten Bergwelt der Silvretta liegt das „Madlenerhaus“, eine Almhütte, in der man lecker speisen kann. Schon Ernest Hemmingway hat hier Mitte der zwanziger Jahre gesoffen und gezockt!!! Ich verspeise hier bei viel Sonnenschein die beste Kräuter-Fritattensuppe ever und lasse mir ein kühles Blondes munden.
Um 16 Uhr startet der Landbus direkt an der Hütte nach Bludenz und um 18 Uhr träume ich in der Sonne von diesem herrlichen Wandererlebnis.