Donnerstag, 31. August 2017
9 Uhr ist Frühstück angesagt.
Die Sonne strahlt, es sind 26 Grad und H. pflegt ihre mehr als hundert Schnakenstiche. Eine große Tube Fenistil lindert den Juckreiz nur bedingt. Ohne die geht gar nichts.
Ich nehme heute eine Auszeit aus der Gruppe und mache einen Ausflug in das einstige Piratennest Omis. Das Städtchen liegt an der Mündung der Cetina am Fuß des Dinaragebirges Hinter der Küste hat sich der Flussdurch das Mosorgebirge gefräst. Mit steilen Felswänden und türkisgrünem Wasser bildet der 100 Kilometer lange Fluss eine spektakuläre Schlucht. Die mittelalterliche Kleinstadt ist das Zentrum der 35 Kilometer langen Omis-Riviera. Und auf all das freue ich mich.
Ich starte kurz nach 11 Uhr zur Haltestelle des 60er Busses an der Magstrale. Kaum angekommen, hält der Bus bereits. Ich löhne für die Fahrt von Stobrec nach Omis 16 Kuna (2,30€) und bin zunächst der einzige Fahrgast. Ich kümmere mich um Ks Auftrag. Er möchte wissen, ob wir vom Campingplatz aus links auf die Magistrale abbiegen können. Ja, das geht.
Der Bus kommt gut voran, teilweise fahren wir unmittelbar neben dem Meer. Zahlreiche Badegäste tummeln sich im klaren Wasser oder braten in der Sonne. Ich finde das überhaupt nicht prickelnd, denn im Rücken hat man starken Verkehr und stinkende Auspuffgase. Plötzlich staut’s. Wir sind kurz vor Omis und benötigen für ein paar hundert Meter gute 20 Minuten bis zur Haltestelle am Hafen. Von hier sind es übrigens noch knappe 200 Km bis zur Perle an der Adria: Dubrovnik. Die Besichtigung muss aus Zeitründen in einen nächsten Adria-Urlaub verlegt werden.
Es ist viertel nach 12, als ich aussteige. Zunächst schaue ich mir den Hafen an – fast alle Schiffe sind auf Tour – und starte in Richtung Stadt. Ich steige zuerst auf die Piratenburg aus dem 13. Jahrhundert, die 245 Meter über der Stadt liegende Festung Mirabela, und genieße tolle Blicke auf Omis, die steilen Felsen des bis zu 1.340 Meter hohen Mosor-Gebirgskamms und die herrlich türkisgrün schimmernde Cetina. Von unten sieht es ganz so aus, als müsste Mirabella sich an die schroffen Felsen klammern, um nicht ins Meer zu stürzen. Im 13. und 14. Jahrhundert überwachten Piraten genau hier das Meer vor feindlichen Schiffen. Erst die Kreuzritter legten ihnen das Handwerk. Auch die Insel Brac, die nur 3 Km entfernt vor der Küste liegt, ist hervorragend zu erkennen. Ich sehe an der Spitze der Ruine mit Entsetzen eine Leiter aus Stahl, die durch ein enges Loch auf die Aussichtsplattform führt. Mit meinem Rucksack, dem Kameragedöns und meiner Panik vor engen Löchern traue ich mich nicht durch und gebe mich enttäuscht mit den bisherigen Blicken zufrieden. Kann mer mache nix!
Wieder unten angelangt, stöbere ich durch die Old Town, komme vorbei an zahlreichen Konobas und wunderbar riechenden riesengroßen Fischplatten, und stehe urplötzlich vor dem Haus des ‚glücklichen Mannes‘. Seinen Namen erhielt es wegen seiner Inschrift über der Tür: „Ich danke Dir, Gott, dass ich auf dieser Welt sein durfte“. Ich besichtige die äußerlich recht schmucklose Pfarrkirche des Heiligen Michael aus dem 17. Jahrhundert und den später hinzugefügten Kirchturm.
Wie bei Kaspar Mütze und ganz ohne Kopfbedeckung fährt mir eine Idee ins Hirn! Ich möchte soooo gerne eine kleine Bootstour durch den Cetina-Canyon unternehmen. Schnurstraks laufe ich zu den zahlreichen Agenturen. Wunderbar, es gibt eine zweistündige Tour, die ich direkt für 10 € buche.
Das Touri-Boot startet um kurz nach 14 Uhr stromaufwärts, gleitet mit leisem Motorengeräusch durch die Cetina-Schlucht, vorbei an steilen bis zu 180 Meter hohen Felsen . Die Fahrt ist erholsam und entspannend und führt durch unberührte Natur. In schwindelerregender Höhe sausen einige Adrenalinjunkies mit bis zu 65 Stundenkilometern an Stahlseiten von Fels zu Fels. Da hat es die Wasserschildkröte einfacher. Sie genießt in aller Ruhe die letzten Sonnenstrahlen auf einem Baumstamm, bevor der Schatten die Schlucht verdunkelt.
Nach 45 Minuten stoppen wir an der Touri-Konoba ‚Radmanova Mlinice‘, die in eine alte Mühle integriert ist. Ich schaue mir die wilde Vegetation an und treffe auf eine Kohle-Stelle, in der die traditionelle dalmatinische Peka und das Fladenbrot unter einer mit Holzkohleglut bedeckten Metallglocke gegart wird. Ich nehme einen Cappu und schon geht’s zurück auf dem nur 1 ½ Meter tiefen Fluss.
Wir erreichen den Hafen verspätet, so dass ich durch die gesamte Altstadt zur Bushaltestelle hetze. Ich bin pünktlich, aber der Bus verspätet sich satte 20 Minuten. Heute werden die Fahrscheine kontrolliert. Kurzer Nervenkitzel, wo ist der Schein bloß, aber er steckt fein säuberlich in der Tasche meiner Shorts. Nach einer ¾ Stunde Fahrt und zahlreichen Stopps an abenteuerlichen Bushaltestellen steige ich in Strobec aus und bin wenige Minuten später bei den drei Chillenden.
Nach kurzer Erholungspause starten wir zu Fuß zu einem wohlschmeckenden Urlaubs-Abschiedsessen in einer Konoba. Auf dem Rückweg genehmigen wir uns frisch gebackenen Teigkügelchen mit Puderzucker, die an einem Straßenstand an der Uferpromenade verkauft werden. Der Andrang ist groß.
Am ‚offiziell letzten Urlaubstag‘ ist es jetzt sternenklar und warm. Wir quatschen bis in die Nacht hinein auf unserer gemeinsamen Womo-Terrasse. Morgen gehen wir auf Rückreise.