Ziemlich schlecht geschlafen – bei schwülen 30 Grad im Urlaubär!!! Der blöde Hornissenstich nervt. Draußen sieht es bedenklich wolkenverhangen aus, aber die Gegenrichtung zeigt blaue Lücken am Himmel.
Wir frühstücken ausgiebig, arbeiten die Ziele unseres Florenzbesuchs aus, markern die Radstrecke entlang des Arno an suchen einen Conad oder Coop, denn im Kühlschrank herrscht gähnende Leere. Bei den Einkaufsmöglichkeiten haben die Franzosen den Italienern einige Nasenlängen voraus. Will jetzt aber nicht mobbern, schließlich sind wir in der Stadt des ‚Dreigestirns‘ Da Vinci, Michelangelo und Raffael. Da ist einkaufen die schönste Nebensache der Welt…..
Erstes Missgeschick: mein zuvor mehrmals gespeicherter Tagesbericht Chiantitour II ist im Blog mir nichts dir nichts verschwunden. Oh menno, der war so schöööön, jetzt alles wieder von vorne, das ist sehr ärgerlich. Manchmal bin ich seeehr müde…. Haben es kurzerhand auf den Abend verschoben und konzentrieren uns an den beiden letzten richtigen Urlaubstagen auf „die Blühende“. Die Stadt mit ihren unbezahlbaren Kunstwerken ist einfach ein MUSS!
Kurz nach 12 ging‘s ab auf die Räder. ‚In bici in città – mit dem Rad durch die Stadt, wie dies der amtierende Bürgermeister von Florenz tut! Unmittelbar hinter unserer Area Sosta fließt der Arno still und trübe vor sich hin. Weiße Reiher warten bewegungslos im seichten Wasser auf Fische. Nur 4 km von der città entfernt, ein beschauliches Bild.
In Stadtnähe entdeckte ich plötzlich einen fliegenden Händler mit Kisten voll der schönsten Steinpilze, das Kilo für 20€! Da kann man überhaupt nicht mobbern. Sekundenlang überlegt, ob ich zuschlagen sollte, aber den ganzen Tag mit den Pilzen bei dieser Wärme herumzulaufen, macht sie nicht besser. Vielleicht gibt es Morgen noch eine Chance.
Dann bereits der Blick auf die majestätischen Bibliothek, geschmückt mit zahlreichen Statuen. Wenig später das erste Highlight, auf das wir beide gewartet hatten, die Ponte Vecchio, mit den sich drängelnden Touristen und Goldschmieden. Schemenhaft konnte man im Dunst der Sonne fotoschießende Begeisterte erkennen, die sich herauslehnten, um die überhängenden Brückenläden von der anderen Seite zu bestaunen. Wir fanden vor den Uffizien einen Platz für unsere Drahtesel und los ging‘s. Bloß wo den Streifzug durch die im Mittelalter systematisch angelegte Stadt beginnen?
Die Uffizien boten sich an, sie lagen genau vor uns. Museum der Superlative, Menschenschlangen vorm Eingang der Kunstgalerie, zwischen den Gebäuden in schattiger Lage zahlreiche Malerinnen und Maler sowie ‚lebende Statuen‘, mit denen sich Viele fotografieren ließen. Ein kurzes Stück weiter und wir standen auf einem der berühmtesten Plätze Italiens, der Piazza della Signoria. Eine großartige Gebäudekulisse empfing uns, dominiert vom Palazzo Vecchio, dem Rathaus, und der Loggia di Lanzi mit dem Neptunbrunnen. Hier vernünftige Bilder hinzubekommen ist eine Herausforderung.
Die Statue Perseus hält den abgeschlagenen Kopf der Medusa in Händen. Wir wussten sofort, um wen es sich handelt, denn einer der lebenden Statuen hat das ganz hervorragend kopiert.
Jetzt wollten wir uns ins Gedränge der Ponte Vecchio mischen. Früher Brücke der Metzger, heute der Goldschmiede, gehört die komplett erhaltene mittelalterliche Brücke den Touristenströmen. Die anderen Brücken haben deutsche Truppen im 2. Weltkrieg zerstört. Auf der gegenüberliegenden Seite angekommen haben wir einen Becher Eis für sage und schreibe 10 € gegessen. Musste einfach sein!
Um zum Duomo di Santa Maria del Fiore & Campanile zu gelangen, ertrugen wir den Rückweg über die volle Brücke mit viel Geduld, stoppten für die zahlreichen ‚Profifotografen und Selfie-Knipser‘ und schlängelten uns durch die schmalen Gassen zum Wahrzeichen der von den Etruskern im 1.Jahrhundert gegründeten Stadt. Aber vorher holten wir uns noch eine Portion Glück bei Porcellino, der Wildschwein-Bronzestatue mit der glänzenden Schnauze. Porcelliono ist die wohl bekannteste Skulptur von Florenz. Der Volksmund sagt, wenn Du die Schnauze streichelst, dann hast Du Glück, noch mehr davon, wenn Du ein schweres Geldstück in die Schauze legst, das dann in einen kleinen Tresor fällt und von der Stadt Firenze einkassiert wird. Ich habe es einfach nur geküsst und fühlte mich gleich noch glücklicher! Die Wildsau ist übrigens ein Geschenk von Papst Pius IV. an die Medici.
Rund um den Dom war es brechend voll. Die mächtige Kuppel ist aus den Jahren 1296 – 1368. Santa Maria ist die viertgrößte Kirche der Christenheit, außen erschlagend schön, farbenprächtig in rotem, grünem und weißem Mamor, innen dunkel und nüchtern. 4 bis 5000 Personen passen hinein, tausende werden durchgeschleust, zwei davon waren wir. Das Baptisterum wird gerade rundumerneuert und war komplett verhüllt. Das Innere des Doms hat uns – außer der Weite und Größe – nicht überzeugt. Nach einer kurzen Pause auf dem Piazza wollten wir unser Highlight des Tages, Santa Croce, Kirche und Ruhmeshalle zugleich, ansteuern. Plötzlich übermannte uns aber ein Riesenhunger. Wir suchten nach einer kleinen Pizzeria, aber wie das so ist, wenn man was sucht, findet man nix.
Wir landeten deshalb in einer kleinen Bar am Ende der Piazza del Croce und kamen mit unseren Nachbarn, einem Pärchen aus Bosten, ins Gespräch. Das war so nett und informativ, dass wir darüber ganz die Zeit vergaßen. Jetzt war es zu spät für die Besichtigung, schade. Im City-Conad etwas für das Abendessen besorgt, Vino natürlich und am Arno im Dämmerlicht zurückgeradelt. Erschöpft um 19 Uhr in die Campingstühle gefallen.
Mittlerweile ist es windiger und kühler geworden. Klaus hat gekocht, eine ganz hervorragende Bolognese. Er hatte vorher – wie immer – dafür gesorgt, dass die Bilder alle gesichert sind, dass die PCs und Tablets WiFi-mäßig funktionieren und ich mit dem Bloggen und sichten der Bilder beginnen konnte. Das ist ein ganz liebes DANKE wert.
Nach den Sternen haben wir nicht mehr geschaut, sondern sind glücklich und zufrieden mit viiielen Florenzeindrücken eingeschlafen.