Dienstag, 13. Juli 2021
Regen in Nüziders – Bludenz
Ich bin ja nicht abergläubisch, aber die 13 ist heute nicht meine Zahl. Es regnet Bindfäden und – es ist kaum zu glauben – das soll die kommen sechs Tage auch so bleiben. Unfassbar, sollte das stimmen. Andererseits hätte ich sowieso nichts unternehmen können, die Oberschenkel sind ein einziger Muskelkater. Auch der Rücken und die Arme haben gelitten.
Ich chille, liege herum, lese und lasse die Zeit verstreichen.
Mittags raffe ich mich auf und fahre nach Bürs ins ZIMBA-Shoppingcenter. Die Batterie meiner Armbanduhr hat den Geist aufgegeben. Ich schlendere im Trockenen durch das Center. Den Fußweg zurück zum Bludenzer Bahnhof zu finden ist eine Sisyphusarbeit. Selbst Google ist komplett überfragt. Ich schleppe mich mit meinem geschundenen Körper im Regen zum Bus und falle bei Fiete sofort auf den Sitz.
Während des Abendessens kommt für eine halbe Stunde die Sonne zum Vorschein.
Nachts geht gar nix ohne Ohropax. Der Regen trommelt ununterbrochen auf Fietes Dach.
Na toll! Trotzdem Gut’s Nächtle!
Mittwoch, 14. Juli 2021
Stadtbesichtigung Bregenz
Ich höre es schon, es regnet. Bleibe entspannt und wünsche mir, der Wetterbericht irrt. Den Vormittag nutze ich, um meine verlorene Akku-Abdeckplatte für’s Rad neu zu bestellen. Nach zahlreichen Telefonaten finde ich in Vandans im Montafon am Fuß der majestätischen Zimba einen PEGASUS-Händler. Ich bestelle das Ersatzteil mit dem Wissen, dass es mehr als eine Woche dauern könnte. Ich wundere mich über mich selbst. Diese Ruhe ist außergewöhnlich, und das trotz Dauerregen. Zumal ich das Ersatzteil natürlich abholen muss!
Das passiert problemlos, da ich die Vorarlberger Öffis im ganzen Land kostenlos befahren darf. Und der Vorarlberger Zug- und Busverkehr ist mehr als bestens organisiert. Die 13 Kilometer kann ich locker auch mit dem Radl zurücklegen – wenn’s denn nicht regnet!
Ich werde unternehmungslustiger und entschließe mich für eine Stadtbesichtigung in Bregenz, dass mit dem Zug nur etwa eine Stunde entfernt ist. Gedacht getan.
Es zieht mich sofort zur Bregenzer Seebühne, denn hier werde ich in der dritten Urlaubswoche Rigoletto von Verdi ansehen. Die Bregenzer Festspiele haben Weltrang-Bedeutung. Auf der weltweit größten Bühne dieser Art finden mehr als 6.300 Musikfreunde Platz. Es laufen umfangreiche Proben. Daher ist das Gebiet weiträumig für Neugierige und Besucher gesperrt.
Also ab in die Einkaufsstraßen, looki looki machen, und ich habe Glück. Der Regen hört auf und die Sonne zeigt uns, dass sie noch da ist. Ich mache einen Bummel an der Seepromenade hinüber zum Hafen, wo die Ausflugsdampfer vergeblich auf Touris warten. Es gibt einiges zu sehen in der Stadt. Das Lustigste aber ist Europas schmalstes Fachwerkhäuschen. Es ist nur 57 cm breit! Ich steige in die Oberstadt hinauf, mehr lassen die Oberschenkel nicht zu. Die Oberstadt ist ältester Teil von Bregenz, ein stiller Ort, mit dem Martinsturm aus dem 14. Jahrhundert, dem Wahrzeichen der Stadt mit der „Henkersglocke“. Die mächtige Barockkuppel ist die größte Turmzwiebel Mitteleuropas.
Beim Gösserbräu esse ich eine Kleinigkeit und schlabbere ein leckeres Bierchen. Die Sonne drängt sich jetzt mit Macht durch die Regenwolken und am Bodensee ist es vergleichsweise schön. Auch die Lindau-Insel ist gut zu erkennen. Wenn schon am Wasser, denke ich, dann schaue ich nochmal an der Freilichtbühne vorbei. Es sind zwar immer noch Proben, aber jetzt kann ich rein. Ich höre eine Arie und bekomme Gänsehaut. Die Atmosphäre ist jetzt schon gigantisch.
Auf der Rückfahrt steige ich falsch aus, da ich Ludesch und Bludenz bei dem Genuschel aus dem Lautsprecher verwechsle. Na super. Und jetzt? Ich vertraue auf den Vorarlberger Busverkehr und das ist gut so. Der 76er kommt und spuckt mich an meiner Haushaltestelle ‚Nüziders Kapelle‘ wieder aus. Die letzten 300 Meter zum Stellplatz lege ich im Landregen zurück.
Donnerstag, 15. Juli 2021
Regen – Regen – Regen
Ganz lange geschlafen heute. Nachts Regen, Regen, Regen!!!!
Tiefliegende Wolken hängen über Nüziders. Ich nutze die Regenzeit und bestelle meine Eintrittskarte für Rigoletto. Dafür löhne ich 67 € für Reihe 31, Platz 418.
Mittags halte ich das Rumsitzen nicht mehr aus und fahre mit dem Zug nach Schruns, dem Haupt- und Skiort des Montafons. Dieses Tal ist das steilste und wildeste der fünf Täler von Bludenz. Schruns ist Treffpunkt der Reichen und Schönen, oder die, die sich dafür halten. Schon der charismatische Schriftsteller Ernest Hemingway fand Gefallen an diesem Ort und hielt sich hier gerne zum Pokerspielen und Alkohol genießen auf.
Weil es gerade wieder regnet, besuche ich ein gut gefülltes Café, habe aber das Wetter stets im Blickfeld. Und das ist gut so. Der Regen stoppt und die Sonne sagt ‚Hallo‘! Diese Zeit nutze ich für einen Uferspaziergang an der Litz, die hier in die Ill mündet, die wiederum im PizBuin entspringt.
Dann regnet es wieder und bleibt auch so bis zum Schlafen gehen. Und natürlich fällt das Konzert der Blaskapelle auf dem Campingplatz sprichwörtlich ins Wasser.