Tag 2 – Sonntag 30.4.23
Wunderbar geschlafen und gemütlich gefrühstückt.
Es ist bewölkt, kühl, aber es regnet nicht.
Deutsch-Französische Versöhnung in der Krönungskirche von Reims
Ich starte kurz vor elf. „Der weg ist das Ziel“ und ich fahre zuerst nach Reims, Stadt der historischen Region Champagne-Ardenne und inoffizielle Hauptstadt der Weinbauregion Champagne. Zielort ist die gotische Kathedrale „Notre-Dame“, UNESCO Weltkulturerbe seit über 30 Jahren. Sie ist mit rund einer Million Besuchern im Jahr einer der Hauptanziehungspunkte der Champagne.
Ich finde einen perfekten und – sogar kostenlosen – Parkplatz 1000 Meter vor der Basilika. Es ist gerade Gottesdienst in der architektonisch bedeutendsten gotischen Kirche Frankreichs. Ich nutze diese Zeit und schaue mich auf dem großen Kirchenplatz um.
Und da liegt sie, die Friedensschluss-Gedenkplatte vor dem Hauptportal. Es ist der historische Erinnerungsort, an dem die deutsch-französische Versöhnung zwischen Adenauer und De Gaulle 1962 vollzogen wurde. Ganz in der Nähe steht ein Denkmal zu Ehren von Jeanne D’Arc, einer Widerstandskämpferin im 100jährigen Krieg zwischen England und Frankreich.
Der Gottesdienst ist beendet und ich schaue mir das beeindruckende Kirchenschiff mit den wunderschönen großen Buntglasfenstern an. Zehn Jahrhunderte lang wurden hier über 30 französische Könige gekrönt.
Jodluft schnuppern, Seemöwen beobachten, Seemannatmosphäre fühlen
Jetzt geht’s weiter ans Meer nach Dieppe an die Alabasterküste in der Normandie.
Es läuft auf der Autobahn. Knappe vierzig Kilometer vor meinem Zielort falle ich auf eine Abkürzungsempfehlung von Google Maps herein. Ich fahre durch die Pampa auf Sträßchen, die maximal 2,20 Meter breit sind und habe das Gefühl, heute nicht mehr an meinem Ziel anzukommen. Da hilft kein Schreien, nur Geduld, die ich leider nicht kenne.
Endlich komme ich auf der „Aire Campingcar La Marne“, dem Womo-Stellplatz am Quai de la Marne von Dieppe, an. Ich bin erleichtert, weil ich noch einen Stellplatz ohne Strom ergattere. Fiete hat ja eine Solarzelle und die arbeitet wie ein Uhrwerk. Ein toller Platz, der gegenüber der historischen Altstadt und dem Port de Plaisance sowie hinter Kreidefelsen liegt.

Stellplatz am Hafen Dieppe
Dieppe, der Seehafen am Ärmelkanal und erstes Seebad Frankreichs, ist eine dynamische Hafenstadt mit wilden Klippen und jodhaltiger Luft. Im Gegensatz zu den Damen des Königshofes, die vor 200 Jahren 15 Stunden mit der Postkutsche anreisten, bin ich mit Fiete in 3 1/2 Stunden vor Ort. Schon Komponisten wie Offenbach, Rossini oder Liszt haben hier das Meer genossen.
Heute ist das Seebad der größte Jakobsmuschelhafen Frankreichs. Der Yachthafen bietet den Sommergästen 500 Liegeplätze. Und täglich gibt es Verbindungen mit der Autofähre nach Newhaven in Großbritannien. Die Überfahrt dauert gut vier Stunden.
Ich starte meinen Rundgang in die Altstadt über die „Pont Colbert“. Sie steht unter Denkmalschutz und ist in Europa eine einmalige Metall-Drehbrücke. Der Blick von hier auf den Hafen und die farbenfrohen Gebäude ist fantastisch. Die Seemannskirche Église Saint-Jacques aus dem 12. Jahrhundert ist dem Heiligen Jakobus gewidmet und eine Station auf der Pilgerreise nach Santiago de Compostella.
Und dann liegt er vor mir, der Plage de Dieppe, der an der zwei Kilometer langen lebhaften Promenade liegt. Die Gebäude hier stammen aus der „Belle Époque. Der Strand besteht aus Kieselsteinen, die zusammen mit dem Meerwasser ein eindrucksvolles „klackern“ ergeben.
Im Hintergrund stehen weitere Kreidefelsen.
Ich halte inne, genieße die Abendstimmung, die Unendlichkeit des Meeres, atme die jodhaltige Seeluft ein und spüre eine gewisse Seemannsatmosphäre. Und Hunger.
Also…. Ab zu Fiete und den restlichen Abend genießen.
Und das Highlight des Abends schippert in aller Ruhe vor den Augen zahlreicher Campingbewohner majestätisch vorbei. Es ist die letzte Fähre nach Newhaven.
DATEN:
Start 36198
Ziel 36503
KM Strecke 305 km
Verbrauch 9,9 Liter
Geschwindigkeit 87 kmh
Fahrzeit 3 1/2 Stunden
CP= „Aire Campingcar La Marne“, WOMO-Stellplatz am Hafen