Freitag, 4. Oktober 24
Ich starte mit einem gemütlichen Frühstück in den nächsten Besichtigungstag.
Heute fahre ich mal mit der U5. Die Haltestelle liegt etwa 10 Fuß-Minuten von meinem Hotel entfernt. Auf dem Weg dorthin entdecke ich das Museum am Rothenbaum, ein eindrucksvolles, stattliches Gebäude. Das Haus steht unter Denkmalschutz und blickt auf eine 130jährige Geschichte zurück.
Ich beginne meine Tour an der Haltestelle Jungfernstieg. Der Umsteigebahnhof gilt als einer der größten Schnellbahnknoten Deutschlands. Wow! 110.000 Fahrgäste eilen hier täglich zur Arbeit, zum Shoppen und zum Sightseeing. Der Jungfernstieg selbst – die Promenade am südlichen Ufer der Binnenalster – ist eine historisch gewachsene Pracht- und Flaniermeile, ein Hamburger Dreh- und Angelpunkt und steht voll im Zeichen des Einkaufens.
Luxushotel, Alsterarkaden und ein venezianischer Palazzo
Ich blicke auf das Luxushotel Vierjahreszeiten mit seinem charakteristischen grünen Kupferdach. Das Grandhotel zählt zu den Besten der Welt. Der exklusive Weinkeller gilt mit seinen 500 Quadratmetern und rund 100.000 Flaschen Wein & Champagner im Wert von ca. 2,5 Millionen Euro als einer der drei größten Hotel-Weinkeller Europas. Ich mache mich schlau und lese, dass dieses stilvolle Plätzchen an der nur 3,5 Meter tiefen Binnenalster beispielsweise schon Heinz Rühmann, Curd Jürgens, Sophia Loren, Aristoteles Onassis und Luciano Pavarotti beherbergt hat.
Es ist fabelhaftes Wetter, Sonne satt und ein fantastisches Blau am Himmel. Die im italienischen Stil erbauten Alsterarkaden westlich des Alsterfleets mit ihren steinernen Bogengängen, Vorbauten und Hausfassaden flimmern und spiegeln sich fotogen im Wasser. Das i-Tüpfelchen sind die vorbei gleitenden Alsterschwäne, die sich im Winter auf dem Eppendorfer Mühlenteich zurückziehen, der dafür extra eisfrei gehalten wird.
Kurze Zeit später lande ich auf dem riesigen Platz vor dem Hamburger Rathaus (1897). Es wirkt wie ein venezianischer Palazzo und steht auf 4.000 Pfählen, die in den Marschboden gerammt wurden. Rings um das Rathaus und an der Alster blicke ich auf Kupferdächer und Kontorhäuser. Ein toller Platz! Von der Schleusenbrücke genieße ich einen herrlichen Blick auf das Alsterbassin. Die fast 180 Jahre alte Rathausschleuse ist eine von fünf funktionierenden Schleusen Hamburgs und das Tor zur Binnenalster und zur Elbe.
Ich schlendere durch die Straßen und Einkaufspassagen. Dabei entdecke ich die 180 Jahre Alte Post, ein auffallendes Backsteingebäude mit einem Uhrenturm. Das historische Gebäude steht unter Denkmalschutz. Ich habe Lust auf ein Käffchen, setze mich an den Rand des Rathausplatzes und betrachte das muntere Treiben neben den Touristenkiosks.
Kirchen, Kaufen und Kuttern
Das Päuschen tut gut. Jetzt stürze ich mich ins Getümmel der meistbesuchten Einkaufs- und Flaniermeile im Herzen der Hansestadt, in die Mönckebergstraße. Mein Interesse gilt den Seitenstraßen, wo zwei der fünf Hauptkirchen der Hansestadt stehen. Schaue mir zuerst die Pilgerkirche St. Jacobi mit ihrem spitzen kupfergedeckten Turm an. Ein paar Meter weiter treffe ich auf die älteste unter den Pfarrkirchen der Innenstadt, St. Petri. Ich überlege kurz, ob ich die 544 Stufen zum Kirchturm hinaufsteigen soll. Meine Füße sind dafür heute nicht bereit.
Baulich besonders charmant und direkt neben der Petri Kirche gelegen ist das denkmalgeschützte Hulbehaus. Es ist im Stil der niederländischen Renaissance gebaut und erinnert an die Tradition nordischer Seestädte.
Nach soviel „Stadt“ zieht es mich wieder an die Landungsbrücken und natürlich zum BistrOcean in der Großen Elbestraße. Ich weiß jetzt, dass „meine HVV-Fähre 62“ eine Hamburger Legende ist, und – wie alle Fähren – liebevoll Bügeleisen genannt wird.
Start ist an Brücke 3 der zehn Pontons, die sich quietschend im Elbwasser wiegen und den drei Meter hohen Tidenhub der Elbe ausgleichen. Ich habe Glück und muss nicht lange warten, bis ich wieder die Atmosphäre der Hansestadt an Deck einatmen kann. Zum unzähligsten Mal schippere ich vorbei an den glitzernden Hafenkränen und weiß, dass ich einer von über sieben Millionen Fähr-Fahrgästen pro Jahr bin! Die bunten Häuser der Hafenstraße von Sankt Pauli gleiten an mir vorbei und die historische Fischauktionshalle mit ihren gusseisernen Pfeilern, Stützen und Streben. Das Kuppel-Gebäude aus Backstein wird bei „Land unter“ regelmäßig überflutet.
Jetzt erreiche ich meine Station, den Fähranleger „Dockland/Fischereihafen“. Hier ragt der Bug eines mächtigen preisgekrönten Parallelogramms über die Elbe hinaus. Ich besteige das Bürogebäude und habe von der 500 m² großen Dachterrasse einen famosen Blick über den Hafen. Für mein delikates Fischbrötchen muss ich beim BistrOcean fast 25 Minuten anstehen. Ich sitze am kleinen Hafen in der Sonne, lasse es mir schmecken und genieße die Salzluft.
Mit der nächsten Fähre kehre ich an die Landungsbrücken zurück. Ich schlendere am Hafenkai entlang, es ist supervoll heute, überall wird Musik gespielt und Seemannslieder geschmettert. Auf den Treppenstufen chillen die Leute in der Nachmittagssonne, die legendäre U3 gleitet gemächlich am Baumwall auf dem Hochbahngeländer an der Schwedischen Kirche vorbei und ich sitze im Café Minah bei einem leckeren Cappuccino mit Blick auf den Binnenhafen.
Hafenkai mit „Flusi“, historische Deichstraße und ein Mahnmal
Ich besuche danach die Flussschifferkirche, liebevoll „Flusi“ genannt. Sie ist Deutschlands einzige schwimmende Kirche und stammt aus dem 2. Weltkrieg. Der ehemaliger Weserleicher – so nennt man die kleinen flachen Schiffe, die früher die Größeren entlastet haben und deren Waren in die Speicher transportiert haben – liegt hier seit 18 Jahren vor Anker.
Mein nächstes Ziel ist die denkwürdige alte Kaufmannsstraße, die nur 280 Meter lange Deichstraße am Nikolaifleet. Die aus dem 15. Und 16. Jahrhundert stammenden Althamburger Bürgerhäuser waren Kontor-, Wohn- und Lagerhaus unter einem Dach. Die historischen Gebäude haben je einen Zugang zum Fleet und zur Straße. Sie stehen auf dem namensgebenden Schutzdeich.
Vor mehr als 180 Jahren brach hier in der Hausnummer 42/44 das „Große Feuer“ aus. Es wütete 80 Stunden und legte die Hamburger Innenstadt zu 2/3 in Schutt und Asche.
Mein letztes Ziel für heute ist das Mahnmal St. Nikolai. Die damalige Kirche wurde ebenfalls vom Großen Brand zerstört, wieder aufgebaut und 1944 durch alliierte Fliegerbomben weitgehend zerstört. Nur der 147 Meter hohe Turm überstand den Angriff. Heute ist die Kirchenruine eine Gedenkstätte für die Opfer des Dritten Reichs.
Ich fahre bequem mit dem gläsernen Panoramalift 74 Meter nach oben und genieße den famosen Ausblick von der Aussichtsplattform. Ein toller Abschluss für den heutigen Touri-Tag.
Krönender Abschluss
Denkste!!! Die Dämmerung hat schon eingesetzt, als plötzlich mein Handy klingelt. Was für eine Überraschung! Meine Cousine Christiane ist auch in HH. Ich bin sprachlos. 15 Minuten später begrüßen wir uns herzlich vor der Elbphilharmonie. Christiane hat schon Besucherkarten für die Plaza besorgt. Wir schlendern einmal um die Elphi und spazieren noch ein Weilchen durch die Speicherstadt. Christiane plant für den Abend einen Besuch zu einem Konzert. Ich verabschiede mich, genieße noch das brillante Abendlicht, die rostrot leuchtenden Backsteinfassaden, das warme Herbstlicht und einen malerischen Sonnenuntergang.