Donnerstag, 27.08.2020
Ich starte um ¼ nach 9 nach Fußach und habe gleich ziemlich viel Verkehr. Gut, um die wunderschöne, leicht hügelige Landschaft im Vorbeifahren zu genießen. Schon wenig später habe ich die ersten Blicke auf das Alpenvorland. Kurz vorm Ziel erblicke ich zahlreiche Störche, die auf einer großen Wiese herumstolzieren.
Jetzt geht es noch durch den 6,5 Kilometer langen Pfändertunnel und dann erreiche ich mein erstes Highlight in diesem Urlaub, das Rheindelta.
Die Welt aus Land und Wasser an der Mündung des Rheins in den Bodensee ist ein außergewöhnliches Naturschutzgebiet und das größte Feuchtgebiet am See. Es ist ein ideales Rückzugsgebiet für mehr als 300 Vogelarten. Die beiden Halbinseln heißen Rheinspitz und Rohrspitz. Und ja, der Rhein durchfließt, aus der Schweiz kommend, tatsächlich den Bodensee. Im Südosten rein, im Westen wieder raus. Dabei bringt er jedes Jahr etwa drei Millionen Kubikmeter Schwebstoffe mit sich. Vom Pfänder in Bregenz erkennt man es daran, dass das Wasser bis weit in den Bodensee hinaus milchig erscheint.
Ich starte um ¼ nach 11 für die ersten Kilometer mit dem Rad und besteige schon bald den linksrheinischen Polderdamm, auf dem ich jetzt einige Kilometer ‚direkt in den Bodensee hineinwandere‘. Hin und zurück bin ich ungefähr 8 Kilometer unterwegs.
Rechts fließt der Alpenrhein, links liegt ies Fußacher Bucht und eine fast unberührte Natur. Ich laufe auf geschottertem Weg und genieße die ursprüngliche Landschaft mit ihren zahlreichen Schilfarten und Wiesenblumen. Ich höre das Abladen der Rheinsteine aus dem nahen Schwimmbagger, welche die Verlandung verhindern, das surren eines Zeppelins über mir, aber vor allem Vogelgezwitscher. Mir begegnen Vogelfreunde mit großen Ferngläsern und Kameras mit schweren Objektiven, die auf den Schultern getragen werden müssen. Am Ende des Polderdamms rasten auf riesigen Steinen die Wanderer und Radler und blicken auf den weiten Bodensee hinaus. Es hat etwas Mystisches und ich sitze lange, um dieses Gefühl auszukosten.
Nach eindrucksvollen drei Stunden kehre ich auf demselben Weg wieder zurück und bin um viele neue Eindrücke und einer dicken Blase unter dem linken Vorderfuß reicher.
Ich starte jetzt die letzten 50 Kilometer zum Campingplatz Sonnenberg in Nüziders/Bludenz. Ich werde schon erwartet und sehr freundlich empfangen. Leider muss ich mich eine Nacht mit einem Ausweichplatz – der ein Komfortplatz mit Panoramablick ist – begnügen. Ich tanke Frischwasser und wundere mich, dass es mäßig aber regelmäßig wieder ausläuft. Ich unterhalte mich mit Pössl-Nachbarn, die ein tolles Mobil mit nur 6 Metern Länge und einem Hubbett mit Längsbetten besitzen. Er zeigt mir den Wassertankdeckel und wo ich prüfen muss, ob dieser geschlossen ist. Zunächst aber orientiere ich mich auf dem Campingplatz und stelle fest, dass ich auf einem 1a-Platz mit jeglichem Komfort gelandet bin. Die Stellplätze sind groß, eben, die Duschen hervorragend und alles blitzsauber.
Ich verarzte meine Fußblase – hab ja in letzter Zeit schon genug Erfahrung gesammelt – und breche zu einem Kurzbesuch nach Bludenz auf – 3,5 Kilometer hin und zurück.
Die Stadt liegt an der Schnittstelle von 5 Tälern, dem Walgau, dem Brandnertal, dem Großen Walsertal, dem Montafon und dem Klostertal. Ein leichtes Unwohlsein überfällt mich, weil ich n u r 80 Kilometer von Ischgl, DEM Corona-Hotspot Österreichs, entfernt bin.
Der Stadtbummel fällt kurz aus. Der erste Eindruck ist enttäuschend. Schön sind allerdings die gotische St. Laurentiuskirche (17. Jh.) mit überdachter Kirchenstiege, der Nepomuk-Brunnen in der Ortsmitte und das Obere Tor.
Ich erfreue mich noch an der schummrigen Abendstimmung auf dem Campingplatz und falle schnell in die Falle! Freu‘ mich schon auf Morgen
Daten: Strecke 120 Kilometer