Dienstag, 22. August 2017
Menno, der arme Klaus. Schon wieder ist die Nacht um 8 Uhr zu Ende.
Helga bringt so etwas wie Brötchen vom Camping-Market mit. Es ist wolkenlos nach einer kalten Nacht und nur 11 Grad. Während wir gemächlich draußen frühstücken, rauschen die Shuttlebusse mit den Camper-Touris zu den Plitvicer Seen an uns vorbei.
Das nehmen wir mit einem mitleidigen Lächeln erfreut zur Kenntnis.
Ich bleche 58 € für zwei Nächte an der Rezeption und wir starten um halb Elf zum Camping Borik in der Nähe der norddalmatinischen Hafenstadt Zadar.
Wir fahren vorwiegend Landstraße, erst auf der Bundesstraße 1, dann auf der 8. Am Steuer sitzt geballte Männerkraft. Unterwegs stehen etwa alle 500 Meter beiderseits der Straße zahlreiche Verkaufsstände, die ihre selbst hergestellten Produkte anbieten. Das ist die Gelegenheit, ein paar Kuna für Leckereien loszuwerden. Wir halten und kaufen Schnaps, Käse und Honig.
Auf der Weiterfahrt entdeckt Klaus ein Ferkel, was in einem großen Blechgrill über dem offenen Holzkohlefeuer lecker vor sich hin grillt. Hungi…hungi…! Eine Schaftherde streift durch kalkfelsige brauntrockene Wiesen. Die Tierchen sind kaum zu erkennen, weil sie sich mit ihrer wollenen Farbe gut an die Landschaft anpassen.
Wir fahren durch weite Täler, braune, steppenartige Wiesen, zahlreiche Heurollen liegen herum, kleine Macchia ähnliche Büsche wachsen hier und wechseln sich mit grüner Hügellandschaft ab. Wir sehen große Obstplantagen und ab und zu auch Weinfelder und Olivenbäume. Mitten in der Steppe ruht ein einsamer Friedhof.
Jetzt mündet die Bundesstraße in eine neu gebaute Autobahn. Wir fahren durch hohe Kalkfelsen und entdecken einen tief türkis-blauen See. Ca. 20 Km vor Zadar sind auffällig viele kleinere Seen und die ersten größeren Olivenhaine. Natürlich blechen wir Mautgebühren, diesmal allerdings nur 36 Kuna (4,91 €).
Und endlich – die Zikaden sind da! Das ist für mich ein Zeichen des Südens, der Wärme und Wohligkeit. Sekunden lausche ich konzentriert ihrem Zirpen. Wir kaufen frisches Obst und Gemüse am Straßenrand. An den Tankstellen kostest der Liter Diesel 8,38 Kuna (1,143€), also zivile Preise.
Um halb Drei fahren wir auf den Campingplatz Borik. Es gibt noch zahlreiche Plätze, was uns sehr wundert. Sind wir doch angeblich in der Hauptreisezeit Kroatiens unterwegs. Wir entschließen uns für einen riesengroßen Schattenplatz in Meeresnähe, auf dem beide Womos Platz haben. Die Sanitäreinrichtungen sind im Großen und Ganzen ok. K. und ich stürzen uns unmittelbar ins glasklare Meer, das durch einen frischen Wind recht aufgewühlt ist. Ich versuche mit trockenen Haaren durch die peitschenden Wellen zu kommen. Es gelingt nicht: eine Welle erwischt mich und die Haare sind komplett nass. Na toll! Käffchen getrunken, Haare getrocknet und ab auf die Räder in den 3000 Jahre alten Altstadtkomplex von Zadar und zum viel gepriesenen Sonnenuntergang am Ende der Halbinsel. Es ist 16 Uhr.
Dank Informationen der Rezeption gibt es nämlich einen Radweg, der direkt am Meer entlang führt. Das freut H. & K. Den nehmen wir und fahren 4 ½ Km später über die Stadtbrücke Gradski Most auf die Altstadthalbinsel. Am Seetor, einem der vier Stadttore, und unmittelbar an der spätmittelalterlichen Stadtmauer parken wir die Räder. Es ist eine Menge los.
Wir lassen uns durch die engen Gassen mit den glänzenden Travertinsteinen treiben und stoßen auf den Uhrenturm, die Stadtwache und das Rathaus am Volksplatz Narodni Trg. Wir entdecken das Römische Forum von Kaiser Augustus, auf dem sich das Wahrzeichen der Stadt, die St. Donatiuskirche, ein runder vorromanischer Bau aus dem 9. Jahrhundert befindet und besteigen den Glockenturm. Wir haben einen fantastischen Rundblick über Zadar, das Meer und die Berge. Danach streifen wir durch die römischen Überreste des Forums bis zur 14 Meter hohen ‚Schandpfahl‘-Säule. Auf dem Weg zur Wasserorgel kommen wir an der frühromanischen Marienkirche vorbei. H. bemüht sich verzweifelt, ein Foto ‚mit OHNE Menschen‘ zu machen, was so gut wie unmöglich erscheint.
Nach einem kleinen Stück entlang der Riva (Strandpromenade) stoßen wir auf die ‚Meeresorgel‘, ein Naturorchester an der Spitze der Halbinsel. Sie ist 70 Meter breit und besteht aus steinernen Treppen, die bis ins Meer führen. Der Künstler hat 35 Rohre, zahlreiche Pfeifen und viele kleine Öffnungen verbaut, aus denen in 7 Akkorden mit der Kraft der hineinplätschernden Wellen die Töne entstehen. Wir merken an der Menschentraube, dass es langsam auf den Sonnenuntergang zugeht.
Gleich neben der Meeresorgel sehe ich zahlreiche Selfie-Stangen mit hineingrinsenden Menschen auf einer Scheibe stehen, die aus 300 mehrschichtigen Glasplatten besteht. Das ist der ‚Gruß an die Sonne‘. Bei Dunkelheit geben die Platten die Sonnenenergie des Tages in Form von Licht im Rhythmus der Meeresorgel ab: ein Denkmal für die Sonne, die hier im Meer hinter der Insel Ugljan untergeht. Für Alfred Hitchcock war es der schönste Sonnenuntergang der Welt. Jacky Kennedy – sie weilte nur zwei Stunden in der Stadt – hatte allerdings nur Augen für die 89 kargen Inseln der Kornaten. Davon später.
Wir wollen vor dem Sonnenuntergang noch schnell was essen, tun das auch, haben uns aber mit der Zeit vertan. Der Himmel leuchtet noch rot, als wir wieder am ‚Gruß der Sonne‘ eintreffen, und zahlreiche Menschen tummeln sich auf den leuchtenden Glasplatten. Das ist schon Gänsehaut-Feeling! Zurück schlendern wir erneut durch die Altstadt, stoßen auf die Hauptgeschäftsstraße und endlich auch auf unsere abgestellten Räder.
Die Fahrt zurück ist tricky. Es ist dunkel, schlecht beleuchtet und wir müssen gegen die Einbahnstraßen fahren. Um halbzehn sind wir wieder bei den Womos, süffeln noch nen Absacker und fallen in die Betten. Es ist wolkenlos und sternenklar.
Daten
Abfahrt 47.135 Km
Ankunft 47.280 Km
Strecke 145 Km
Fahrzeit 2 ½ Stunden
Geschwindigkeit 60 Kmh
Verbrauch 7,6 Liter
Übernachtung: Camping Borik, Zadar