Wachs und Wirklichkeit, unter Wasser und Große Freiheit

Samstag, 16. Oktober 2021

Wow, heute holt mich Karen mit dem Auto ab. Yeah!! Wir wollen den Tag gemeinsam genießen. Und für mich ist es wieder einmal ein Abschied von meiner deutschen Traumstadt.

Wir parken kurz vor einer S-Bahnstation, fahren direkt nach St. Pauli und laufen unmittelbar zum Wachsfiguren-Kabinett „Panoptikum“. Und wir haben Glück, denn die Menschen-Schlange ist diesmal überschaubar. Kurze Zeit später haben wir unsere Einlass-Karten und nach zwanzig  Minuten sind wir „drin“.

Panoptikum – Zwischen Wachs und Wirklichkeit

Seit über 130 Jahren gibt es das Wachsfiguren-Kabinett auf dem Hamburger Spielbudenplatz, das älteste in Deutschland. Wir treffen auf circa 120 lebensechte prominente Ebenbilder aus Geschichte, Kunst, Politik, der Promiszene und von Megastars. Ca. 200.000 € kostet so ein Unikat. Dazu werden die leibhaftigen Promis vermessen und fotografiert, Tonkörper werden modelliert, eine Gussform wird angefertigt und danach erfolgt das Styling der Wachsfigur. Dies dauert zwischen 6 und 12 Monaten.
Wir verbringen eine spaßige Zeit im Panoptikum, bewundern die fast lebensechten Figuren und fotografieren uns mit unseren Lieblingen. Es war amüsant und alles andere als langweilig.

Da, wo die Freiheit begann

Jetzt geht’s zur Großen Freiheit auf den Hamburger Kietz, einer kleinen Seitenstraße der Reeperbahn. Hier „versteckt“ sich zwischen Sex- und Nachtclubs eine der schönsten Barockkirchen nördlich der Elbe, die St. Joseph Kirche. Das mächtige Portal ist heute für eine Hochzeit geschmückt.
Nirgendwo ballt sich das Amüsiergewerbe St. Paulis so, wie in dieser schmalen Straße. Um diese Zeit ist tote Hose, erst am Abend steppt hier der Bär. Einen riesengroßen Schub in der internationalen Bekanntheit brachten erst junge Musiker aus Liverpool: die Beatles.

Der Name der Straße hat tatsächlich mit Freiheiten zu tun. Die Straße gehörte im 17. Jahrhundert zu Dänemark und markierte die damalige Stadtgrenze von Hamburg. Es galten Religions-, Gewerbe- und Zunfts-Freiheit, auf das die Hanseaten noch lange warten mussten.

Die wohl größte Vinylscheibe der Welt

John Lennon von den Beatles sagte damals:
„Ich bin zwar in Liverpool geboren, aber in Hamburg wurde ich erwachsen.“

Wir stehen mitten auf dem Beatles-Platz Nummer 1 am Beginn der Großen Freiheit, der einer riesigen Vinylscheibe mit einem Durchmesser von 30 Metern gleicht. Die ‚Fab Four‘ starteten im Indira, im Kaiserkeller, im Top Ten Club und im Starclub ihre Weltkarriere, zunächst gemeinsam mit Little Richard. In den goldenen Rillen auf dem Platz sind Lieder der Pilzköpfe eingraviert. Die metallenen lebensgroßen Umrisse der Popband laden uns zu weiteren Fotos ein.

Leckere Fischbrötchen im BistrOceaN

Jetzt müssen wir uns beeilen. Wir haben Hunger und ich zeige Karen mein Fisch-Lieblingslokal. Und das schließt um 15 Uhr. Wir nehmen wieder die 62er Fähre. Am Kreuzfahrtterminal „Cruise Center II“ hat zwischenzeitlich die AIDA Sol angelegt. Wir kommen gerade noch zur rechten Zeit. Und natürlich stehen wir wieder an, schlabbern aber wenig später unsere köstlichen Fischbrötchen. Von hier geht’s zu Wasser zurück zu den Landungsbrücken. Nächstes Ziel ist der „Alte Elbtunnel“ zum Stadtteil Steinwerder.

Einundzwanzig Meter unter der Elbe

Karen ist jetzt schon vier Jahre in Hamburg und war noch nie im „Alten Elbtunnel“. Ganz großes Kino! Als er 1911 eröffnet wurde, war der Tunnel eine technische Sensation und die erste Fluss-Untertunnelung des Kontinents überhaupt! Heute betreten wir ein nostalgisches und gut gepflegtes Stück Hamburger Geschichte, dass seit 2003 unter Denkmalschutz steht.

Im markanten quadratischen Kuppelbau an den St. Pauli Landungsbrücken befinden sich die Maschinerie und die vier großen Fahrkörbe, welche Menschen und Fahrzeuge in fast 24 Meter Tiefe transportieren. Karen und ich entschließen uns für den Weg über die Treppe. Hammer! Unten angekommen erwartet uns eine der zwei gekachelten Röhren mit sechs Meter Durchmesser. Es ist viel los. Wir müssen höllisch aufpassen, dass die rasenden Radler uns nicht umnieten.
Wir laufen bis zur Tunnelmitte und – leider – gleich wieder zurück, denn wir müssen pünktlich zu unserem Fischlokal im Portugiesenviertel gelangen. Diesmal nehmen wir einen der nostalgischen Fahrstühle für die Auffahrt.

Seemannskirchen im Portugiesenviertel

Bevor wir den Tag mit einem leckeren portugiesischen Fischessen beenden, schauen wir uns noch die vier „Nordischen Seemannskirchen“ an. Sie wurden von Menschen aus Dänemark, Norwegen, Finnland und Schweden erbaut, damit die Seeleute auch in Hamburg eine Kirche vorfinden, in der die jeweilige Heimatsprache gesprochen wird.

Wir beenden den Tag mit einem vorzüglichen Fischessen, fahren mit der S-Bahn zum Auto und Karen setzt mich noch auf dem Campingplatz ab – Juhu. Jetzt habe ich tatsächlich 100.221 Schritte in Hamburg gemacht!

Schritte: 14.778

Sonntag, 17. Oktober 2021
Heute geht’s wieder nach Hause. Ich starte kurz nach 9 bei 10 Grad und bewölktem Himmel. Der Verkehr läuft und ich frühstücke nach 230 Kilometern auf der Raststätte „Harz“.
Nach 504 Kilometern steht Fiete wieder in Frankfurt Eckenheim.

Bye Bye Hamburg

Daten
Ziel: 24.764 km
Strecke: 504 km
Verbrauch: 9,4 Liter
Geschwindigkeit 97 kmh
Fahrzeit 51/4 Stunden

Kategorie Reiseland Deutschland

Hallo da! Schön, dass Du meinen persönlich geschriebenen Gute-Laune-Reiseblog www.amliebstenweg.de besuchst. Ich bin leidenschaftliche Camperin, Bikerin und sehr naturverbunden. Wandern ist ein Hobby, dass kürzlich dazugekommen ist. An Land, Leuten und Kultur bin ich sehr interessiert. Gebürtig komme ich aus Rheinlandpfalz, habe einen erwachsenen Sohn und zwei süße Enkelkinder. Mein Lebensmotto: "Sei Du selbst, denn alle anderen gibt es schon!". Bei meinen Unternehmungen freue ich mich jeden Tag auf neue Erlebnisse und Erfahrungen, kleine und große. Ich lade Dich ein, sie mit mir zu teilen! Du findest mich übrigens auch auf Instagram, Facebook und Twitter.

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