Freitag, 19. und Samstag 20.Juli 2019
19. Juli
Ausspannen ist angesagt. Frühstück mit zig tausenden von Zikaden und herrlicher Sonne, natürlich auf der Womo-Terrasse. Habe mal versucht, die Markisenbeine zu lösen, aber die sind sooo fest eingehakt, dass ich es nicht schaffe. Bevor ich mich weiter damit beschäftige, gehe ich lieber ans Meer. Der junge Mann am Ausgang zum Strand – hier wird alles bewacht – begrüßt mich freundlich und wünscht mir einen schönen Strandtag.
Der Strand ist schmal, liegt hinter einem Dünengürtel und ist durch das aufgewühlte Meer der vergangenen Tage voll mit Seetang. Geräumt wird offensichtlich nicht, alles bleibt so ‚natürlich‘ wie möglich. Ich wähle die rechte Seite der Badebucht, um der kreischenden Animation zu entgehen. Dann reihe ich mich in die Spaziergänger ein, um an der Badebucht entlangzulaufen. Ich bin langsamer, als die meisten Italiener. Ich habe das Gefühl, sie laufen vor irgendwas weg. Dabei wird palavert, was das Zeug hält. Ein ‚Ciao‘ hier, ein ‚Ciao‘ da, Bacci hier und Bacci da.
Dann liege ich auf meiner feudalen Strandmatte und lese mich in die letzten sehenswerten Punkte in meinem Reisebuch ein. Ich bin jetzt mitten im ‚Salento‘ angekommen, dem südlichsten Teil des Stiefelabsatzes. Mit den Campingplätzen scheint es in dieser Gegend besser zu sein. ‚Das sieht nach einer Rundreise aus‘, meint ein Italiener während ich lese und schreibe und ich bestätige das.
Jetzt sehe ich mir doch mal die Animation aus der Nähe an und mische mich unter das Badegast-Gewühl. Laut, lauter, am lautesten. Jung, älter, am Ältesten. Fast jeder macht irgendwie mit, auch wenn es nur mit einer wippenden Fußspitze ist, und jeder fühlt sich offensichtlich pudelwohl. Und das geht nun bis zum 28. August! Jeden Tag! Großfamilien haben neben den Wahnsinns-Lautsprechern ihr Lager aufgeschlagen, und die, die Geld haben, mieten sich Liegen und Sonnenschirme. Nervig sind die zahllosen fliegenden Händler, die noch schlimmere Sachen anbieten, wie in den Touriläden der Städte. Ein No, grazie aber reicht aus, und sie laufen zielstrebig zum nächsten Opfer. Und trotz alledem ist es schön!
Ich bade ein paar Mal im warmen Wasser, chille noch ein bisschen und schaue dabei verträumt auf’s weite Wasser hinaus. Es geht mir gut hier und ich beschließe in diesem Moment, noch einen weiteren Tag zu bleiben.
Am Nachmittag werde ich von meinen neapolitanischen Nachbarn zum Meloneessen eingeladen. Guido ist selbstständig und hat eine Metall-Rückgewinnungsfirma. Deshalb kann er Urlaub machen, wie und wann er will. Mit meinen bisherigen italienischen Kenntnissen und meinem Übersetzungs-Programm läuft die Verständigung gut. Untereinander spricht die Familie jedoch ein Italienisch, dass ich fast gar nicht verstehe. Die restliche Melone muss ich mitnehmen.
Ich fahre mit dem Rad ins Restaurant – das sind ca. 400 Meter -, genehmige mir einen Insalata mista und eine Pizza Napoli. Dazu schlabbere ich ein Gläschen Rosé. Blöderweise reicht das Geld auf der Club-Karte nicht und ich muss im Dunklen den Weg zu Fiete II finden, um Kohle zu holen, die aber erst in der Rezeption aufgeladen werden muss. Alles klappt bestens und ich chille wieder mit Fiete II. Solche Strandtage machen mich irgendwie müde und deshalb husche ich noch vor Mitternacht ins Bett.
Es ist wolkenlos und sternenklar. Gut’s Nächtle
20. Juli
Guido kommt nach dem Frühstück zu mir rüber und zeigt mir genau, wie die Beine der Markise gelöst werden. Es liegt nicht daran, dass ich es nicht weiß, sondern dass es einfach zu schwer für meine Finger ist. Ich hole mir an der Bar ein Cornetto crema zum Frühstück und eines zum Nachmittags-Kaffee. Dann genieße ich mein Frühstück seeeehr lange.
Sonst gibt es kaum etwas Neues von der Badefront. Heute laufe ich zu einem Torre, wieder zurück, vorbei an meinen neapolitanischen Nachbarn und werde von Guido mit einem lauten ‚meine Frau‘ begrüßt. Ich spaziere noch bis zum Ende der Bucht, wo es ziemlich steinig und felsig wird und nehme wieder Kurs auf meine exklusive Strandmatte. Unterwegs begegnet mir ein Aussteiger mit einem großen Papagei auf dem Arm. Gegen ein geringes Entgelt kann man sich mit ihm fotografieren lassen. Ich musste ‚schweren Herzens‘ darauf verzichten, da ich kein Bargeld sondern nur die Club-Karte bei mir habe! Das Meer ist so herrlich, dass ich mindestens fünf Mal im Wasser bin.
Jetzt ist sie endlich da die Sonne, es hat 32 Grad und im Fiete II 38, so dass ich mich ab nachmittags nur noch im Schatten aufhalten kann. Diese Temperaturen und das wolkenlose Wetter sollen die kommenden Tage anhalten.
Am frühen Nachmittag bewaffne ich mich mit meinem PC, Landkarten und Campingbüchern, um in der Strandbar Einiges für die kommenden Tage zu recherchieren. Aber…..ich komme plötzlich nicht mehr ins Internet. Bin ärgerlich, muss wieder 400 Meter zur Rezi radeln, um dort den Grund zu erfragen. Man habe ein Problem mit der Verbindung und will es in 15 Minuten gelöst haben. Mein Passwort wurde schon mal neu gesetzt. Das ist natürlich nicht der Fall. Bin der Meinung, dass in einem so teuren Camping-Club sowas nicht passieren darf. Will gar nicht daran denken, wie das hier im August wird!
Ich trinke ein Käffchen während ich an den Texten und Bildern für die beiden Tage arbeite. Ich versuche erneut ins Netzt zu gelangen, aber es klappt nicht. Noch mehr verärgert schwinge ich mich erneut auf’s Rad und bekomme an der Rezi von einem jungen Mann geholfen. Es braucht mehrere Anläufe, dann klappt’s! Na endlich, denke ich, weiß aber noch nicht, dass ich mich zu früh freue. Denn mit dem PC klappt es nicht. Ich atme durch und denke ‚ihr könnt mich mal‘.
Ich koche mir was Schönes, schlabbere Wein, lese und genieße den lauen Abend. Im Dunklen mache ich Fiete II reisefertig und versäume diesmal den Sonnenuntergang nicht!
Es ist sternenklar und ich freue mich auf den morgigen Besuch der Barockstadt Lecce. Gut’s Nächtle.