21. September 2024
Same procedure as every morning! Gemütlich frühstücken und Sightseeingplan erstellen! Mittendrin klingelt es an der Haustür. 🛎️ Birgit ist vorsichtig und will nicht öffnen. Ich bin neugierig und schaue nach…… es ist der Monteur, der den defekten Aufzug reparieren möchte. Er spricht spanisch, ich spreche deutsch, wir verstehen uns trotzdem und eine viertel Stunde später läuft die Kiste wieder. 😂
Unser Sightseeing-Rhythmus klappt wie am Schnürchen. Wir starten.
Ich nehme die Treppen, weil ich „dem Braten“ mit dem Aufzug noch nicht traue. Birgit hat eh noch zu tun, um die beiden Türen unseres Apartments „gefängnissicher“ zuzusperren! 🔑🗝️
Sie nimmt den Aufzug. Ein Vabanquespiel!
Unsere Ziele heute: das „Hospital de Sant Pau“, die Casas „Battlló, Amatller und Lleó Morera“, die Markthalle „Sant Antoni“ und der kleine Hausberg „Montjuic“.
Wir nehmen die Metro L5 und laufen noch ein ganzes Stück durch das Wohngebiet des Stadtteils El Guinardó.
Architektur als Theraphie, ein Block der Zwietracht und eine Feinschmecker-Markthalle
Schon sehen wir die ersten beeindruckenden Gebäude des früheren „Hospital de Sant Pau“, einem Krankenhauskomplex 🏥mit fast 30 Einzelbauwerken im katalanischen Jugendstil und seit 30 Jahren UNESCO Weltkulturerbe. Bis 2009 war es eine der ältesten Gesundheitseinrichtungen Europas. Hier starb Gaudí 1926 nach seinem Straßenbahnunfall.
Seit 5fünf Jahren ist das Gebäudeensemble Zentrum für Wissen, Kultur und Begegnung und kann für 20 € besichtigt werden. Auch hier passen wir aus Zeitgründen.
Dem Baumeister war es wichtig, eine heilende Atmosphäre zu schaffen, so dass die Kranken sich wohlfühlen und in Ruhe genesen konnten. Alle administrativen Bereiche verlegte man unter die Erde, die durch ein ausgeklügeltes Tunnelsystem miteinander verbunden sind, für damalige Verhältnisse sensationell.
Die einzelnen Pavillons sind reich verziert mit Mosaiken, Skulpturen, farbenfrohen Kacheln und Ornamenten. Die Fresken an den Häuserfassaden erzählen die Baugeschichte. 🖼️🖼️ Es handelt sich bei diesem Krankenhauskomplex um eine „Architektur als Therapie“!
All das ist dem reichen Mäzen Paul Gil i Serra zu verdanken. Der Bankier spendete die Hälfte seines beträchtlichen Vermögens 🤑🫰💴💵💶💷 für den Bau des palastähnlichen Hospitals. Eine Skulptur vor dem Haupteingang erinnert an ihn.
Besonders vom Hauptgebäude sind wir geplättet und verzaubert.
Jetzt steht erneut der Prachtboulevard „Passeig de Garcia“ in unserem Fokus, genauer gesagt der „Block der Zwietracht“, ein Hotspot für uns Kulturbegeisterte! Gemeint ist ein Gebäudeensemble des Jugendstils: das Casa Amatller, das Battlló Gaudís und das Casa Lleó Morera.
Das „Dreigestirn der Casas“ – die drei führenden Architekten des katalanischen Jugendstils – standen in bitterer Konkurrenz zueinander. Jeder interpretierte seinen eigenen Stil, der sich von den anderen in höchstem Maße unterschied. Da die Meinungen der Betrachter unterschiedlicher nicht hätten sein können, waren die drei Gebäude der Zankapfel der Barcelonesen.
Vor dem Gaudí-Haus ist wieder Touri-Gaudi!
Die ehemalige Edelresidenz gehört seit 10 Jahren zum Weltkulturerbe und regt die Fantasie an. Wenn man ein bisschen mit den Augen blinzelt 👁️👁️👁️ erinnern die wellenförmige Fassade und besonders die Balkone und Säulen an Knochenstrukturen, daher rührt auch der Spitzname „Knochenhaus“!🦴🩻🦴
Die Casa Amattler hat eindrucksvolle Stufengiebel und verspielte Ornamente, erstellt in den typischen Farben des katalanischen Jugendstils. Besitzer war ein reicher, erfolgreicher Industrie- und Schokoladenfabrikant. Er stellte die wohl berühmteste katalanische Luxusschokolade her, die es noch heute zu kaufen gibt. Birgit und ich sind uns einig: tunlichst diese und nicht die gehypte Dubai-Schokolade! 🍫🍫🍫
Ganz ehrlich, die dritte Casa, das Lleó Morera, hatten wir gar nicht auf dem Schirm!
Ich hab’s nur durch Zufall fotografiert, weil es so schrecklich schön „schnörkelig“ aussieht.
Auf dem Rückweg zur Metro entdecken wir einen gusseisernen Trinkwasserbrunnen aus dem späten 19. Jahrhundert. Dieses Objekt animiert uns zu kleinen fotogenen Streichen! ⛲
Hungrige Mägen zeigen uns jetzt den Weg zur Markthalle „Sant Antoni“ im gleichnamigen Stadtteil – ein imposantes Beispiel der Eisenarchitektur aus der zweiten Hälfte des 19ten Jahrhunderts. Meine Meinung: sie stellt die Tourimarkthalle La Boqueteria komplett in den Schatten – trotz der täglich 20.000 Besucher, die meistens Locals sind. Die Antoni soll übrigens die größte Markthalle Barcelonas sein!
Das kreuzförmige Gebäude hat vier Eingänge, einer davon gehört uns. Es ist voll und wir finden ein überwältigendes Angebot vor. Ein Fest für die Sinne!. Diese Markthalle ist unser Favorit. Wir kaufen Leckereien für den Abend und mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen. Wie durch Zufall entdecken wir ein kleines Restaurant. Wir haben Glück 🍀und bekommen trotz langer Warteschlange einen Tisch zugewiesen. Wow. Wie cool ist das denn!🆒🆒🆒
Bei der Bestellung erfahren wir, dass wir „3 Teller statt nur 2“ bestellen müssen, da wir an einem Dreiertisch sitzen. Das fand ich jetzt nicht gerade fair, aber unser Riesenhunger akzeptiert den kleinen Schwindel. Und es ist soooo lecker, Muscheln, 🐚Tintenfisch 🐙und Lachsmousse mit Salat und Avocado 🥑. Dazu Bierchen und Wasser. Das alles für 44 €. Vorzüglicher hätten wir nicht essen können! Die Bewertungen für das „Casa Blanca“ reichen von sehr gut bis hervorragend und ausgezeichnet. 👍👍👍Wieder mal den richtigen Riecher gehabt.
Grüne Lunge Barcelonas, schlossähnlicher Nationalpalast und eine traurige Font Màgica
Gestärkt geht’s jetzt „ruff uff’n Bersch“! 🧗♀️Genauer gesagt zum „kleinen“ Hausberg der Barcelonesen, dem Montjuic, auch Judenberg genannt. Dieser Freizeitort mit Ausblick heißt deshalb so, weil es dort vor 1.033 Jahren eine jüdische Nekropole gab.
Mit der Metro 🚇fahren wir zur Station Paralles, wo uns die Zugseilbahn „Funicular de Montjuic“ 🚊durch den Tunnel des 178 Meter hohen Hügels zur Mittelstation bringt. Die Seilbahnerscheint uns zu teuer, daher gehen wir zu Fuß. Birgit fragt sicherheitshalber nach dem Weg, woraufhin die Dame händefuchtelnd 👋👋👋 auf einen Bus zeigt. Jetzt aber hurtig und wenige Minuten später stehen wir vor dem Castello, einer ehemaligen Verteidigungsanlage, die Ende des 19. Jhds. Gefängnis- und Hinrichtungsstätte war. Das Grab🪦des katalanischen Künstlers Miró befindet sich mit mehr als 152.000 anderen auf dem Cemetiri de Montjuic in der Nähe.
Vom Aussichtspunkt Mirador des Bürgermeisters laufen wir Richtung Nationalpalast. Wir genießen eindrucksvolle Blicke auf‘s Mittelmehr und den Hafen. Plötzlich zieht uns exzellente Bluesmusik 🎸in den Bann. Ein skurriler Typ musiziert versunken zwischen zahlreichen Sittichen und im Takt wippenden Zuhörern. Genial!
Vorletztes Ziel für heute ist der Palau Nacional am Fuße des Montjuic, ein prächtiges, schlossartiges Gebäude mit vielen Türmen, Kuppeln und einer außergewöhnlichen Treppe, auf der nur der rote Teppich fehlt! Birgit hat hier mit zahlreichen anderen Touris IHREN Platz gefunden und genießt den spektakulären Blick auf das Arenal der Olympischen Spiele von 1992. Rundherum höre ich das leise Klicken der Smartphones 📱, es müssen täglich Hunderttausende davon sein.
Jetzt wollen wir dem Gebäude auf’s Dach steigen. Die Werbung verspricht einen 360-Grad-Rundumblick und der ist kostenlos. Durch die Lobby und den großen Saal – auch hier sind Musikbühnen wegen des Festes Major de Gràcia aufgestellt – erreichen wir mit dem Aufzug 🛗die Dachterrasse. Hmmm, vom versprochenen Rundumblick ist so gut wie nix vorhanden.🙈
Aber am Ende des Dachrundgangs kommt die Überraschung! Da ist sie, eine herrliche Terrasse mit umwerfendem Blick auf die Font Màgica, ⛲die Cascaden vom Palau und die Vier Säulen, 💈💈💈💈welche die vier roten Streifen der katalanischen Flagge symbolisieren. Von hier haben wir die beste und atemberaubendste Aussicht über Barcelona bis hin zum Tibidabo, dem zweiten Hausberg der Metropole. In der Ferne 🔍🔎 sichten wir die ehemalige Stierkampfarena Las Arenas, 🏟️heute Shoppingcenter, in der wir zum Abschluss des Tages Cocktails 🍹🍸schlabbern werden.
Wir steigen also hinab Richtung Avinguda de la Reina Massa Christina und vorbei an den Brunnencascaden des Nationalpalastes. Was für ein trauriger Anblick ganz ohne Wasser! Ein paar Schritte weiter befindet sich die Brunnenanlage Font Magicà, eines der Highlights jedes Touristen! Normalerweise strömen hier 2.600 Liter 💧💧💧💧Brauchwasser jede Sekunde durch die Leitungen, um ein musikalisch begleitetes Farbenspiel für die zahlreichen Touristen zu entfachen. Das Lichtspektakel ist kostenlos und die Musik reicht von Musical über Pop, Disco bis hin zu Klassik.
Warum sind alle Brunnen in Barcelona ohne Wasser❓❓❓
Weil Spanien Anfang 2024 die schlimmste Dürre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor etwa 100 Jahren erlebte. Bereits im Februar erreichte das Wasserreservoir einen historischen Tiefststand. Natürlich verstehen wir das, sind aber trotzdem enttäuscht.
Jetzt muss unbedingt ein Cocktail her!
Cocktails versus Stierkampf, Blick gen Himmel und Meeresgetier
Auf dem Weg zur Arena entdeckt Birgit neben den venezianischen Campaniles – Tor zum Montjuic auf dieser Seite – einen roten Barcelona Touri-Bus 🚌 und ist total aus dem Häuschen. Ich halte die völlig losgelöste Birgit auf einem Foto 📸 fest und wenig später fahren wir mit dem Aufzug auf das Rooftop in die Cocktailbar „11Nudos“ der Arena-Shoppingmall. Hier chillen wir in riesigen Plüschsesseln und lassen uns Pina Colada und Mistral Basil Smash 🍸🍹munden. Auf dem Heimweg will Birgit unbedingt am Metrodrehkreuz Placa di Catalunya den Gepäck-Aufbewahrungsshop 🧳🧳🧳finden.
Es ist brechend voll hier. Einerseits wegen des „Festa Major de Gràcia“ und andererseits, weil die Plaça de Catalunya eine der größten Plätze Barcelonas ist. Krass, was hier abgeht!
Wir wühlen uns durch das Touri-Getümmel. Während ich Google-Maps im Auge 👀 behalte,
rutsche ich auf einem nassen Kanaldeckel aus und liege in Millisekunden in der Horizontralen. Außer „Uffreschung“ und Menschenauflauf ist nix passiert!
Wir finden die Gepäckaufbewahrung in der „Carrer d’Eestruc“, holen Informationen ein und eilen schnurstracks zur Metro. Hungrig🫄🫄und körperlich ausgemergelt erreichen wir unser Apartement.
Strecke erst meine Beine aus und Birgit bereitet das Dinner mit den Spezialitäten aus der Markthalle zu. Lecker! Kaum gegessen, beugt sie sich schon wieder über Reisebücher, Karten und ihr Smartphone. Wir haben morgen noch Einiges vor, bevor wir am Nachmittag wieder in den Flieger ✈️💺nach Frankfurt steigen.
Wenig später packen wir einen Teil unsere sieben Sachen und fallen ins Bett.
„Buena Noches!“😴💤😴