27.08.2016 –
Moin, moin!
Es ist 7 Uhr, als der Wecker klingelt. Wir wollen früh auf Tour gehen, denn wir haben 420 Kilometer bis Orléans vor uns. Es ist Samstag und wir rechnen mit Rückreise-verkehr.
Das Frühstück nehmen wir unter einer Nebel-Dunstglocke ein. Und das ist gut so, dadurch fällt mir der Abschied vom Meer nicht so schwer.
Wir starten just in time zum Super U, nicht ohne uns von Madame ‚Campingplatz‘ herzlich zu verabschieden. Wir tanken und kaufen neben Reiseproviant für mich noch 6 Huitres für morgen Abend. Lecki, lecki! Die Sonne hat sich durch den Nebel gekämpft. Es ist fast 10 Uhr, als wir zur großen Fahrt aufbrechen. Eine knappe halbe Stunde später sind wir auf Frankreichs bester Einnahmequelle, der Autobahn. Heute zahlen wir gerne, weil wir fix einen herrlichen Nachmittag in der Stadt an ‚meinem‘ wilden Fluss und einen Abend mit einem Dinner im alten Coeur de Ville der ehemaligen Königsstadt der Kapetinger verbringen wollen. Es läuft gut.
Knapp 1.200 Meter vor der ersten großen Mautstation staut es zweispurig, und das, obwohl nur ein Péage-Ticket gezogen werden muss.
Same procedure as always – wir drücken oben (weil der Urlaubär groß ist) und unten kommt das Ticket raus. Dafür muss man sich abschnallen, die Handbremse anziehen, die Tür leicht öffnen und dann in affenartiger Geschwindigkeit durch die sich kurz öffnende Schranke fahren. Als wir die Péage kurz vor Angers mit dem stark umkämpften Ticket bezahlen wollen – hinter uns stehen noch ca. 50 Autos – geht nix mehr. Rien ne va plus. Gaaaaanz großes Kino. Und die Automatenstimme spricht ausschließlich Französisch. Klaus findet heraus, was sie will, führt – wie befohlen -die Kreditkarte ein, die Schranke öffnet sich und wir wissen nicht für welche Strecke wir was genau bezahlt haben. Herzkasper pur. Die ganze Aktion dauert gefühlt eine viertel Stunde. Ich hätte auf keinen Fall hinter mir stehen wollen!!!!!!!!!!!!!!!!!
Dann flutscht es wieder mit dem Verkehr, aber vier Kilometer vor der Abzweigung nach Paris ist erneut Ende Gelände. Wir stehen – dreispurig! Na toll! Irgendwie kommen wir da durch, Klaus ist die Ruhe selbst, ich hadere mit meiner Ungeduld und dem ‚ich will jetzt schnell nach Orléans‘. Eine ¾ Stunde später ist der Spuk vorbei und wir brettern mit 140 Sachen über die Autobahn. Das kostet uns 13,5 Liter Diesel pro 100 km.
Landschaftlich sehen wir nichts Besonderes, es geht durch Felder und Wiesen, Sonnenblumen- und Maisfelder und durch den Parc-de-la-Loire-Anjou-Touraine. Bei Chinon löhnen wir 14,10€, dann nochmal 0,90€ (hierfür haben die Franzosen extra eine Péage-Station gebaut!!) und kurz vor Orléans 18,40€ Péage. Um halb Drei fahren wir auf den schattigen Campingplatz Municipal Gaston Marchad, 4 Km vom Zentrum entfernt, trinken gemütlich Kaffee, schnabulieren Erdbeertörtchen und sind voller Vorfreude auf die Loirestadt.
Es ist 34 Grad, genau die richtige Temperatur für eine Stadtbesichtigung. Das handhaben wir in diesem Urlaub so.
Räder runter und direkt entlang an der Loire, vorbei an der Pont d’Europe, bis zur Pont Georges V., die wir zwecks großartiger Loire-Perspektiven hin- und zurück überqueren.
Es ist schön, wieder an dieser Flusslandschaft zu sein und unerbittlich heiß. Wir parken die Räder am Quai du Chatelier, beobachten die in der Loire herumstapfenden Leute und wenden uns schnurstracks der Cathédrale Saint Croix zu. Auf dem Weg dorthin entdecken wir wunderschöne Kopfsteinpflastergassen mit herrlich unterschiedlichen Fachwerkhäusern.
Dann liegt die im gotischen Stil erbaute kalkfarbene Kathedrale im wunderbarsten Sonnenlicht vor uns! Wir staunen über die hohen Portale, die zahlreichen spitzen Bögen und die großen Rosetten. Ein steinernes Spitzenwerk. Im Innern nehmen wir eine große Weite wahr und die wunderschönen bunten Wappen der Wegbegleiter von Jeanne d’Arc. Die zahlreichen Streben des Nebenbaus sehen wir uns vom Garten des Bischöflichen Palastes an.
Auf dem Campo Santo ist Remmi-Demmi. Man hat zur Beach-Party eingeladen. Nächstes Highlight ist das Hotel Groslot, ein malerischer Backsteinbau aus dem 16. Jahrhundert. Seit 1790 ist hier das Rathaus der Stadt untergebracht.
Über die fahnengeschmückte Rue Jeanne d’Arc schleichen wir zum Place du Martroi mit der Reiterstatue der Befreierin von Orléans und tollen Häusern aus der Jahrhundertwende.
Hier lassen wir uns in einer Bar fallen und trinken ein gepflegtes Grimbergen-Bier bei 35,2 Grad im Schatten. Kurz darauf entdecken wir das Maison Jeanne d’Arc.
Jetzt melde sich der Hunger. Es geht zurück zum malerischen Viertel zwischen Rue de Bourgogne, Etiènne Dolet und Du Poirier. Da geht der Punk ab. Ein Restaurant und eine Bar neben der/dem anderen. Wir suchen das Restaurant Le Mangeoire für unser traditionelles Urlaubsabschiedsessen aus. Volltreffer. Hervorragende Küche. Ununterbrochen kommen neue Tischanfragen, welche auf gelben Zetteln einfach an der Fensterscheibe aufgehängt werden. Draußen stehen die Gäste an und warten. Unser Tisch ist nach wenigen Sekunden wieder besetzt, trotz fortgeschrittener Zeit.
Gesättigt, mit vielen neuen Eindrücken und zufrieden schlendern wir bei immer noch über 30 Grad zum Loire-Ufer, holen die Räder und staunen über die hell erleuchtete Pont Georges V.
Kurz nach 22 Uhr sind wir gut ‚zu Hause‘ gelandet, chillen und lesen noch ein Weilchen. Bloggen geht nicht – kein WiFi vorhanden.
Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende und es ist sternenklar.
Bis Morgen, ihr Lieben. Dann geht es zur letzten Urlaubs-Übernachtung traditionell nach Éguisheim im Elsass, natürlich nur, wenn wir aus Süden bzw. Westen kommen.
Daten
• Zielkilometer: 87.347
• Fahrstrecke: 410 km
• Fahrzeit: 5 Stunden
• Durchschnittsgeschwindigkeit: 80 kmh
• Durchschnittsverbrauch 13,5 Liter