Hansestadt Wismar – Backsteine & Backfisch

24.08.22

V Vor meinem Start in die Hansestadt Wismar verabschiede ich mich von meinen Camping-Nachbarn aus Heidelberg, bei denen ich gestern Abend auf ein Bierchen eingeladen war. 👋Komme zu einer perfekten Zeit auf dem Stellplatz Westhafen in Wismar an. Es ist Abreisezeit und ich kann mir ein nettes Plätzchen für Fiete aussuchen.

Die Hansestadt an der Ostseeküste, mit ihren monumentalen Kirchen, dem Marktplatz – fast 1 ½ Mal so groß, wie ein Fußballfeld – und den liebevoll restaurierten Bürgerhäusern, ist seit 2002 Weltkulturerbe. Der Grundriss der kompletten Altstadt hat sich seit dem Mittelalter kaum verändert, trotz der 150jährigen Herrschaft der Schweden.

Weil es hier sooo schön ist, bin ich heute schon das dritte Mal vor Ort. 😁😁😁
Und es gibt noch einen weiteren Grund: hier wird seit zehn Jahren die beliebte TV Serie “SOKO Wismar“ gedreht. Eine meiner Lieblinge aus dem SOKO-Angebot weiterer Städte!

Kutter, Kirchen und Köstlichkeiten

Ich starte zu Fuß in die nahe gelegene Altstadt.
Meinen Rundgang beginne ich am Alten Hafen, dort wo die Fischerboote rumdümpeln und auf Touris wie mich warten. 🚢
Es zieht mich immer zuerst ans Wasser, egal wo ich bin. Das Meer ist eines meiner Sehnsuchtsorte.  🌊 Die Weite beruhigt mich, ich liebe die blau-grünen Farben, die tanzenden Wellen und die glitzernde Sonne! All das setzt in mir ein Haufen Glückshormone frei.

Rund um das Hafenbecken stehen mehrere historische Handels- und Speicherhäuser. Das Baumhaus mit den beiden schmucken Schwedenköpfen beispielsweise heißt deshalb so, weil früher die Hafeneinfahrt nachts aus Sicherheitsgründen mithilfe eines langen querliegenden Baumstammes gesperrt wurde. Warum? Weil jetzt keine Piraten mit ihren Schiffen mehr eindringen konnten. Clever gemacht! Der mächtige „Thormannspeicher“ war früher Getreidelager.

Die Salzluft, die Hafenstimmung und der Geruch von Geräuchertem ziehen mich unweigerlich zu den Fischkuttern hin. Hier warten fangfrische, sauleckere Fischbrötchen darauf, verspeist zu werden. Nach einiger Wartezeit halte ich meines fest in der Hand. Jetzt gilt es, das Fischbrötchen vor den raffinierten Möwen zu verteidigen. Sie kommen von hinten im Sturzflug an und schwupp „isses wech!!! Meins landet diesmal sicher im Bauch.

Frisch gestärkt buche ich eine Hafenrundfahrt für satte 18,50 Euronen. Das Ausflugsboot ist voll besetzt. Wir fahren die Wismarer Bucht entlang bis fast aufs offene Meer. Und jetzt geht es in die Altstadt.

Größe – Giebelhäuser – Titten & more

DAS Fotomotiv schlechthin ist ein kleines altes Fachwerkhaus aus dem 17.JH., was die Wismarer (ich gendere NICHT!)  „Rotes Haus“ nennen. Der Originalname ist „Das Gewölbe“ und für mich eine der schönsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Früher war es ein Wohnhaus, dann ein Weinkontor und heute ein klitzekleines Hotel.
Das Wassertor in feinster Backsteingotik und das Letzte von ehemals fünf Hafentoren ist der Eingang zur Altstadt. Die Straße heißt „Am Lohberg“, und führt zur ältesten Gaststättenbrauerei gleichen Namens in Wismar. Da komme ich natürlich nicht dran vorbei, ohne eine echte „Wismarer Wumme“ – nach uraltem Rezept der Hansestadt gebraut – zu trinken: ein herrliches dunkles, süffiges Starkbier. 🍺 Das macht Stimmung.

Beschwingt geht’s weiter zum 1 ½ Fußballfelder großen Marktplatz. Was für eine Weite! Was für eine malerische Piazza! Einer der größten Marktplätze Deutschlands! Hier finde ich das klassizistische Rathaus, herrliche Bürgerhäuser, die Wasserkunst – ein Renaissancebrunnenhaus -, den „Alten Schweden“ – ältestes Haus der Stadt – und die Tittentasterstraße, die es heute gar nicht mehr gibt!  🙈🙈🙈 Es heißt, die frühere Gasse sei so eng gewesen, dass……naja, ihr wisst schon!

Weiter geht es entlang der „Grube“, einem teils schnurgeraden Wasserweg, der durch die Innenstadt Wismars fließt. Hier treffe ich auf die Schweinsbrücke und das Schabbellhaus. Lustig diese Namen!
Früher wurden die Schweine genau über diese Brücke in Richtung Markt getrieben. Heute gibt es vier kleine Schweinchen-Figuren, die daran erinnern. 🐷🐷🐷Und wenn man sie krault, hat man den ganzen Tag „Schwein gehabt“. Mach ich!
Und das „Schabbellhaus“ aus dem 16.JH. hat sich der spätere Bürgermeister Wismars – Hinrich Schabbell – errichtet. Er war außerdem Brauer und Ratsherr. Soll ziemlich viel Geld unterschlagen haben, der Gauner. Kein Wunder – das stattliche Haus hat wohl extrem viel Kohle gekostet!

Superlativen – Weitblick & The Big Three mit und ohne Schiff

Gegen Ende meines Rundgangs widme ich mich den drei monumentalen Kirchen der Stadt.

Die St. Nikolaikirche hält sich in Sachen Superlative nicht zurück. Sie ist nicht nur die zweithöchste Backsteinbasilika der Weltsondern auch vierthöchstes Kirchenschiff in Deutschland, höchste Kirche Wismars und eine der größten in Mitteleuropa! Das spätgotische Meisterwerk besteht aus Dreimillionen verbauten Steinen und hat fast unbeschadet die Weltkriege überstanden. Das Gewicht der Kirche entspricht etwa 133 Blauwalen! Ich komme aus dem Staunen nicht heraus.

Das nächste Gotteshaus, die St.-Georgen-Kirche, wird auch „Das Wunder von Wismar“ genannt. 😮Lange Zeit prägte die Ruine das Stadtbild Wismars in der DDR-Zeit, bis sie nach der Wende und vielen Debatten wiederaufgebaut wurde. Ein weiteres Highlight des heutigen Tages ist der tolle Ausblick auf die Stadt von der in 32 Metern Höhe befindlichen Aussichtsplattform, die ich bequem per Aufzug erreiche.

Das dritte Prachtstück ist die Marienkirche. Das Kirchenschiff wurde durch einen Luftangriff der Briten im 2. Weltkrieg stark beschädigt und musste später vollständig abgerissen werden. 💣 💣💣 Unfassbar, was dieser katastrophale Krieg alles zerstört hat! Nur der Turm blieb bis heute erhalten. Auf dem Platz, der durch den Abriss entstand, wurden die Grundmauern und Säulen nach dem ursprünglichen Grundriss in niedriger Höhe rekonstruiert. Mich erfasst ein beklemmendes Gefühl.

Es ist Zeit für den Nachhauseweg. Bin geflasht, nachdenklich, beeindruckt und bemerke heute besonders, das Reisen bildet und neue Welten erschließt. Bei Fiete angekommen geht’s nur noch ums Chillen. Schwein gehabt heute !!! Gut’s Nächtle.

Kategorie Reiseland Deutschland

Hallo da! Schön, dass Du meinen persönlich geschriebenen Gute-Laune-Reiseblog www.amliebstenweg.de besuchst. Ich bin leidenschaftliche Camperin, Bikerin und sehr naturverbunden. Wandern ist ein Hobby, dass kürzlich dazugekommen ist. An Land, Leuten und Kultur bin ich sehr interessiert. Gebürtig komme ich aus Rheinlandpfalz, habe einen erwachsenen Sohn und zwei süße Enkelkinder. Mein Lebensmotto: "Sei Du selbst, denn alle anderen gibt es schon!". Bei meinen Unternehmungen freue ich mich jeden Tag auf neue Erlebnisse und Erfahrungen, kleine und große. Ich lade Dich ein, sie mit mir zu teilen! Du findest mich übrigens auch auf Instagram, Facebook und Twitter.

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