Mittwoch, 21. Juni 2017
Zahlen – Daten – Fakten
Die Smartphones reißen uns aus einem schlechten Schlaf. Trotz Ohrstöpsel war es laut und ziemlich kühl. Wir schleppen uns gerädert aus den Kojen, denn Frühstück gibt es nur bis 9:30 Uhr. An Deck ist herrliches, warmes Wetter und angenehmer Wind. Das Meer strahlt in einem tollen Blau. Der Abschied fällt mir schwer.
Wir haben unsere Campingstühle dabei und suchen ein ruhiges Sonnenplätzchen, abseits der giftigen Abgase und lauten Motorengeräusche. Von den 13 ½ Stunden Fahrtzeit sind 8 bereits vergangen. Wir genießen Sonne, Wind und Meer, lesen, schreiben und relaxen. Mittags nehmen wir Lasagne und Pasta zum Lunch und träumen eine Runde an Deck. Irgendwann sind wir an Neapel vorbeigeschippert.
»Neapel ist ein Paradies, jedermann lebt in einer Art von trunkner Selbstvergessenheit. Mir geht es ebenso, ich erkenne mich kaum, ich scheine mir ein ganz anderer Mensch.«
Das Mittagsschläfchen wird jäh durch eine laute Durchsage unterbrochen: ‚Räumen sie bis 15 Uhr die Kabinen, wir laufen gegen halbvier in Civitavecchia ein‘. Jetzt wird’s unruhig auf der Fähre und wir sehen tatsächlich das italienische Festland.
Ich schlage vor, mit Fiete statt in Orvieto in Florenz zu übernachten. Die 250 Kilometer schaffen wir locker. Pünktlich um halbvier laufen wir im Hafen von Civitavecchia ein. Jetzt beginnt ganz großes sizilianisches Kino, wobei unsere Geduldsnerven auf eine harte Probe gestellt werden. Wir stehen uns eine geschlagene Stunde die Beine in den Bauch, bis wir grünes Licht für unser Autodeck erhalten. Klaus spricht von einer organisatorischen Krönung. Die Ausfahrt ist dann auch noch ein chaotisches Durcheinander – parlermitanischer Verkehr in klein!
Die Schrappnelle versucht verzweifelt, mit dem italienischen Festland Kontakt aufzunehmen, empfängt aber kein GPS-Signal. Grandissimo! Nach unseren Erfahrungen mit Navis auf Sizilien haben wir unsere Fahr-Routen stark optimiert, studieren vorher das reichlich vorhandene Kartenmaterial und besprechen haargenau die Strecke. Klaus hält sich an die grünen Autobahn-Hinweise. Plötzlich macht die Schrappnelle ihren Mund auf, sagt, wo wir langfahren müssen, obwohl wir dort schon vorbei sind. Ich weiß nicht, auf ich auf die noch großen Bock habe!
Wir fahren auf der Zubringerstraße zur Strada del Sole, Roma – Firenze. In Vetralla entdecken wir einen riesengroßen Supermarkt. Hier füllen wir den Kühlschrank auf und ich habe endlich Gelegenheit, meine Kohle aufzufüllen. Grande!
Wir erreichen die Autobahn nach Firenze über Viterbo und Orte im Tal des Tibers und genießen für Sekunden eine tolle Stadtansicht des hoch oben auf einem Berggipfel thronenden Städtchens. Auf der zweispurigen Strada del Sole ist der Teufel los. Alle Lastwagen treiben sich genau hier und jetzt auf dieser Autobahn herum. Trotzdem kommen wir voran. Plötzlich ein irres Gebremse, denn ein PKW hält direkt auf der rechten Spur der Autobahn, um einen Unfall auf der Gegenseite zu fotografieren! Die Kabine eines Lasters ist vollständig ausgebrannt. Ganz großes Schaulustigen-Kino!!!
Wir kommen gegen 20 Uhr auf dem Campingplatz in Florenz-Süd an. Es ist weniger los, als auf der Hinfahrt. Der Riesenumbau mit viel Lärm macht sich bemerkbar. Ich entdecke Wasser in einem der Pools, aber weder das Restaurant noch der Supermarket sind fertig.
Fiete wird aufgeräumt und Klaus grillt leckeren Lachs auf der WOMO-Terrasse. Dazu gibt‘s Tomaten, Mozarella und Basilikum, die Italienfarben eben. Sicherheitshalber hülle ich mich komplett in Autan. Das WiFi am Platz funktioniert eingeschränkt. Wir sind zufrieden, chillen, lesen und schreiben.
Es ist sternenklar, bloß der Mond ist seit ein paar Tagen nicht mehr zu sehen?!?!