Bergdörfer, grandiose Panoramen und eine begehbare Kathedrale

Tag 30 – 22. Mai 2022

Nee, oder! Es regnet. Wie ärgerlich ist das denn! Ausgerechnet dann, wenn ich die UNESCO Welterbe-Stadt Èvora mit ihrer 2000 Jahre alten Geschichte entdecken will. Ich lasse mir Zeit mit dem Frühstück und starte, als der Regen nachlässt.

Évora – eine begehbare Kathedrale und ein 2000 Jahre alter Römertempel

Neben dem größten Aquädukt Portugals parke ich Fiete. Die 18 Kilometer lange Wasserleitung – ein Meisterstück der Ingenieurskunst – stammt aus dem 16. Jahrhundert. Und welch ein Glück, es hört auf zu regnen!
Übrigens, zum ersten Mal seit vier Wochen trage ich wieder eine lange Hose und eine Jacke.

Évora ist die Hauptstadt der südlich-zentralen Region Alentejo. Anfangs suche ich noch meinen Besichtigungs-Rhythmus. Die Enttäuschung über das regnerische, dunkel-diesige Wetter sitzt tief und macht mich schlechtlaunig. Die wunderschönen kopfsteingepflasterten Gassen mit ihren schmiedeeisernen Lampen wecken dann aber schnell meine Neugier. Auf dem Weg ins historische Zentrum entdecke ich Häuser und Geschäfte, die in die Steinbögen des Aquädukts regelrecht hineingequetscht wurden.

Ich komme an einen schönen Miradou und stehe wenig später vor dem 2000 Jahre alten majestätischen römischen Diana Tempel mit seinen 14 korinthischen Granitsäulen! Er ist eine der geschichtlich bedeutungsvollsten Ruinen Portugals und stammt aus der Epoche Kaiser Augustus. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Tempel geplündert, teilweise von den Westgoten verwüstet, mehrfach zugemauert, umgebaut und hatte im 14. Jh. seine profanste Verwendung als Schlachthaus! Letzterem Umstand ist es aber zu verdanken, dass der Diana-Tempel bis heute so gut erhalten blieb.

Neben dem Tempel steht die Klosterkirche Igreja dos Loios und die Igreja de São Francisco mit der Knochenkapelle Capela dos Ossos, deren Wände und Decken mit Hunderten von menschlichen Knochen bedeckt sind. Eine Begräbnisform, die meiner Meinung nach häufig in Portugal gewählt wurde.

Das Highlight aber ist die im 12. Jh. erbaute festungsähnliche, mittelalterliche Kathedrale. Eine Legende besagt, dass hier 1497 die Fahnen der Flotte des berühmten Seefahrers Vasco da Gama gesegnet wurden. Das Innere des gotischen Kirchenhauses ist prunkvoll ausgestaltet. Überrascht hat mich die seltene Darstellung der hochschwangeren Jungfrau Maria!

Über eine enge Wendeltreppe „steige ich der Kathedrale auf’s Dach“! Und ich bereue es keine Sekunde! Ich weiß nicht, wo ich zuerst hinlaufen, geschweige denn hinsehen soll. Der Ausblick auf die Stadt und die Umgebung ist unbeschreiblich! Mittlerweile wird es heller am Horizont und ich vergesse fast die Zeit auf dem Gebäude mit seinem morbiden Charme.

Ein Königspalast in Estremoz im Alto Alentejo

Knapp 50 Kilometer benötige ich für meinen nächsten Stopp. Es ist Estremoz, das auf einem kleinen Berggipfel im Serra de Ossa Gebirge zwischen Weinreben, Olivenbäumen und Korkeichen thront. Auf jedem zweiten Mast an der Straße nisten Storchenpaare. Ich fahre durch die Landschaft des Alto Alentejo, einem Gebiet mit endlosen, goldfarbenen Feldern und braunen Hügeln. Ich sehe zahlreiche braune Kuhherden, bunte Ziegen und es ist wunderschön wellig und beruhigend.

Ich parke direkt unterhalb der Altstadt vor einer Zugbrücke und laufe durch ein Stadttor in die ummauerte Stadt. Es ist kaum etwas los hier, alles ist friedlich und betulich. Ich steige die Gassen hoch bis zum Schloss mit dem von Zinnen umgebenen Marmorturm „Torre de Menagem“.1698 wurde er durch eine Explosion zerstört und später wieder aufgebaut. Das Schloss ist heute ein exklusives Hotel. Auf dem Platz steht ein marmornes Denkmal und erinnert an die 1336 verstorbene, sehr beliebte Königin Isabella.

Adlernest Marvao mit grandioser Aussicht

75 km weiter nördlich geht es jetzt in das wohl spektakulärste Dorf Portugals. Im ‚New York Times-Bestseller heißt es, Marvao gehört zu den „1.000 Places to see before you die“.
Wie ein Adlernest thront der Ort Marvão auf einem fast 900 Meter hohen Felsplateau – 13 Kilometer entfernt von der spanischen Grenze.

Der historische Stadtkern steht unter Denkmalschutz und ist durch eine Stadtmauer geschützt. Ich laufe die engen Gassen mit tollen graniteingefassten Holztüren entlang, komme am Dorfbrunnen aus Granit vorbei, an der Igreja de Sao Tiago und der Capela do Calvario und gehe weiter hinauf bis zur mittelalterlichen Festung.

Von der Spitze des Bergfrieds bietet sich mir ein atemberaubender 360 Grad Rundblick auf die Burgmauern, die Serra de São Mamede und die nicht enden wollende Landschaft bis hinüber zum spanischen Nachbarn. Ich spüre eine unerschöpfliche Ruhe.

Übernachtung bei Castelo de Vide

Auf dem Weg zu meinem Übernachtungsplatz komme ich am idyllischen Bergort Castelo de Vide vorbei. Den Campingplatz in der Nähe verfehle ich dank meiner falsch eingegebenen Koordinaten. Ich lande auf einem Stellplatz an einem kleinen Stausee im Nirwana. Natur pur und totenstill. Gott sei Dank bin ich nicht alleine, weitere acht Wohnmobile stehen vereinzelt um den See. Na dann, Gut’s Nächtle!!!!

DATEN

270 km Strecke
10,4 Liter
68 kmh
Ziel 29866 km
4  Stunden Fahrzeit

Kategorie Portugal

Hallo da! Schön, dass Du meinen persönlich geschriebenen Gute-Laune-Reiseblog www.amliebstenweg.de besuchst. Ich bin leidenschaftliche Camperin, Bikerin und sehr naturverbunden. Wandern ist ein Hobby, dass kürzlich dazugekommen ist. An Land, Leuten und Kultur bin ich sehr interessiert. Gebürtig komme ich aus Rheinlandpfalz, habe einen erwachsenen Sohn und zwei süße Enkelkinder. Mein Lebensmotto: "Sei Du selbst, denn alle anderen gibt es schon!". Bei meinen Unternehmungen freue ich mich jeden Tag auf neue Erlebnisse und Erfahrungen, kleine und große. Ich lade Dich ein, sie mit mir zu teilen! Du findest mich übrigens auch auf Instagram, Facebook und Twitter.

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