Tag 29 – 21. Mai 2022
Heute Morgen wird mir zum ersten Mal bewusst, dass ich gestern meinen letzten Tag an der Algarve verbracht habe! Hmmm, das heißt, ab heute begebe ich mich etappenweise auf den langen Weg nach Hause.
Es ist sehr warm, bewölkt und diesig, leider. Da macht auch heute ein Bootsausflug in die Lagunenlandschaft des Naturparks Rio Formosa keinen Sinn.
Deshalb bereite ich Fiete für die kommenden längeren Tagestouren vor und los geht es über Almodovar, einem klitzekleinen Ort mit einer Römischen Brücke.
Unterwegs im Alentejo nahe der spanischen Grenze
Auf der Weiterfahrt regnet es ein bisschen.
Die Strecke führt mich über eine holprige, schmale Straße, durch eine eindrucksvolle Landschaft im östlichen Alentejo mit langgezogenen Hügelketten, Ebenen mit Kornfeldern und Weideflächen. Die unverfälschte Natur erinnert mich ein bisschen an eine Savannenlandschaft. Zahlreiche Storchenpaare nisten auf großen Strommasten am Rande der Straße. Das idyllische Herz Portugals nimmt 30 Prozent des Landes ein und ist sehr dünn besiedelt. Alles wirkt entspannt und beschaulich. Ich halte immer wieder an, um das im Bild festzuhalten.
Geschichtsträchtiges Mértola
Es geht nach Mértola am Rio Guadiana. Ich wundere mich, dass ich auf der Parkplatzsuche ständig weiter geschickt werde. Die öffentlichen Parkplätze sind voll. Ich finde einen Platz für Fiete direkt neben einem aussichtsreichen Miradou.
Das Städtchen mit seinem alten Kulturerbe liegt mitten im Naturpark „Velo do Guadiana“ auf einer imposanten Felsnase. Eine Brücke führt über den Fluss in den Ort. Die Altstadt hangelt sich den Hang hinauf bis zum aus dem 13. Jahrhundert stammenden “Castelo dos Mouros“ und wird von einer mächtigen Stadtmauer eingefasst. Die knapp 3.000 Einwohner haben sage und schreibe 13 Museen mit Exponaten aus der römischen bis zur islamischen Vergangenheit. Sie wurden seit 1970 bei Umbauarbeiten entdeckt. Eine Ausgrabungsstätte zeigt ein ehemaliges islamisches Wohnviertel.
Ich schlendere durch steile und enge Gassen. Die Häuser sind weiß getüncht mit ziegelroten Dächern. Unten am Fluss steht der Uhrenturm Torre do Relogio aus dem 16. Jahrhundert. Die im 11. Jahrhundert von den Mauren errichtete Moschee wurde 1238 umgestaltet und ist heute christlich. Die heutige „Igreja de Nossa Senhora da Anunciacao“ ist einzigartig in Portugal.
Tausend und eine Nacht in Mértola
Plötzlich entdecke ich sowas wie ein kleines Volksfest. Und richtig, alle zwei Jahre im Mai findet das Festival Islamico statt. Grund für das Straßenfest ist die 800-jährige arabische Vergangenheit des Ortes. Einige Jahrhunderte war Mértola sogar die Hauptstadt eines muslimischen Kleinkönigreiches.
Und ich habe das Glück, das es wegen Corona eine Verschiebung auf 2022 gab. Jetzt weiß ich, warum die Parkplätze alle voll waren. Es duftet orientalisch und mein leerer Magen freut sich auf etwas Außergewöhnliches.
Mértola verwandelt sich in dem vier Tage andauernden Fest in einen arabischen ‚Souk‘ mit Straßenhändlern, Tanz, Musik und orientalischen Speisen. Fast die gesamte Altstadt bis hinauf zur maurischen Kirche ist voll mit Verkaufs-, Essensständen und allerlei Sonstigem. Über den Köpfen bewegen sich im Wind riesige bunte Tücher, die als Sonnenschutz gespannt wurden. Es duftet herrlich nach orientalischen Gewürzen, Tee und allerlei Leckereien. Da kann ich natürlich nicht widerstehen, kaufe Urlaubsmitbringsel und steige dann auf den Bergfried des gut erhaltenen Castelos. Dort habe ich mega tolle Blicke auf das malerische Flusstal und die umliegende Landschaft sowie den Häusern im alten Ortskern, die in den Farben rot und weiß erstrahlen.
Nach diesem fröhlichen und überraschenden Nachmittag nehme ich die Schnellstraße in die Provinzhauptstadt Évola und übernachte zwei Kilometer vom historischen Zentrum der Stadt auf einem Orbitur Camping. Nach einem herrlich erfrischenden Bad im Pool genieße ich meinen Abend und bereite mich auf die morgige Stadtbesichtigung vor.
DATEN
270 km Strecke
10,4 Liter
68 kmh
Ziel 29866 km
4 Stunden Fahrzeit