Porto – die heimliche Hauptstadt Portugals

Tag 10 – 2. Mai 2022

Moin, moin, herrlich geschlafen und geträumt.
Dabei haben mich Lissabon und Porto besonders beschäftigt.
Welche Stadt wird mir besser gefallen?
Kann Lissabon meine Eindrücke von Porto toppen?
Das war eine der Fragen an mich aus den sozialen Netzwerken.

Porto versus Lissabon – ergebnisoffen

Die Rivalität zwischen den Städten ist groß, sagt man, nicht allein zwischen den örtlichen Fußballclubs – wobei Porto seit längerem die Nase vorn hat.
Porto vs. Lissabon ist vergleichsweise wie Zürich vs. Basel, oder Frankfurt vs. Offenbach. Und ein Sprichwort sagt: In Porto wird das Geld verdient, welches die Lissabonner ausgeben.

Porto – Namensgeber für das ganze Land – ist pure Poesie, authentisch, eine Stadt aus Granit und glänzenden Fliesenwänden, voller Romantik und atemraubenden Ansichten. Sie lockt vor allem mit ihrer Entspanntheit. Der Portwein – das rote Gold Portos – ist einzigartig und wird von hier in die ganze Welt exportiert. Und nicht zuletzt ist Porto der aufstrebende Star unter den europäischen Städten. Ich fühle mich sehr wohl hier und genieße jede Minute.

Lissabon dagegen ist eine kosmopolitische Stadt, historisch, modern, dynamisch, leicht, hügelig, mit fantastischen Ausblicken und einem mitreißenden Lebensgefühl. Sie ist für ihren hippen Großstadt-Charakter bekannt. Ich habe von Lissabon gelesen, von den acht Hügeln, der legendären historischen Straßenbahn und vieles mehr. Und jetzt bin ich gespannt wie ein Flitzebogen auf die Metropole.

Ganz egal, ich werde mir mein eigenes Bild machen und bin auf das Ergebnis sehr gespannt.

Historische Tram zur Mündung des Rio Douro in den Atlantik

Entgegen der Voraussage scheint die Sonne. Es ist kühl und windig. Auch am zweiten Tag schnappe ich mir mein Rad. Der 1. Mai ist vorüber und Porto zeigt heute in Vila Nova da Gaia ein beschaulicheres Gesicht als gestern.
Und der Blick auf die kompakte Altstadt sieht mit blauem Himmel wieder ganz anders aus. Diese Atmosphäre weckt in mir den Wunsch, den heutigen Tag chillig und geruhsam zu verbringen.

Nachdem ich am Touristenhafen seltsame Wäscheständer entdeckt habe, die Autobahnbrücke ‚Ponte da Arrabida‘ bewundert und ein altes Reparaturdock für die Rabelos gefunden habe, überquere ich den Rio Douro mit dem Wassertaxi und steige an der Haltestelle ‚Infante‘ in die Historische Straßenbahn von 1895!!! Die Strecke führt nach Foz do Douro, einem 4,8 Kilometer entfernten noblen Vorort von Porto. Hier mündet der Rio Douro in den Atlantik. Ich steige beim ‚Jardin do Passeio Alegre‘ aus und rieche sofort die frische Atlantikluft. Das mit Palmen versehene Douro-Ufer führt direkt zum Leuchtturm ‚Farolim de Felgueiras‘. Hier bläst heftiger Wind und peitscht die Wellen hoch. Auf dem Rückweg chille ich auf der längsten Sonnenbank, die ich kenne, und genieße die Rückfahrt mit der Tram zum Börsenplatz.

Lunch in der Markthalle unter den Augen von Heinrich dem Seefahrer und eine verrückte Touri-Attraktion

Ein nettes Lokal auf dem Balkon der traditionellen Markthalle inspiriert meinen Magen. Während ich einen Platz zum lunchen suche, informiert mich ein Paar aus dem englischen Sussex, dass ich zentral mein Essen bestellen muss und dann erst einen Tisch suchen kann. Mit Luchs-Augen bewachen sie den Tisch, den ich schon ausgesucht hatte. Zum Essen trinke ich einen wunderbar spritzigen Cocktail. So ‚lost‘ kann es weitergehen.

Jetzt mache ich mich auf den Weg zur angeblich schönsten Buchhandlung „der Welt“, der Livraria Lello. Sie wird in jedem Reiseführer als eines der Highlights erwähnt. Als ich ankomme trifft mich sofort der Schlag. Geschätzte 70 weitere Touris warten auf Einlass. Aus chillig wird nervenaufreibend, schließlich will ich unbedingt einen Blick in die ungewöhnlich ausgestattete Buchhandlung werfen.

Hereinzukommen ist jedoch eine Kunst. Ich treffe auf zwei junge Portugiesen mit guten Englischsprachkenntnissen. „Sie können die Wartezeit verkürzen, wenn sie die „Eintrittskarte“ online bestellen“. Ich kämpfe mich zusammen mit den Guys durch die Bestell-App. Und 15 Minuten später bin ich drin in der verrückten Touri-Attraktion. Yeahhhh!
Warum muss man eigentlich Eintritt bezahlen, frage ich mich jetzt. Weil 4.000 Besucher pro Tag eine der schönsten Buchhandlungen der Welt geflutet aber weniger als 5% etwas gekauft haben. Jetzt wird der Eintritt von 5 € auf einen möglichen Kauf angerechnet.

Ja, es ist eine außergewöhnliche Buchhandlung, die immer überfüllt ist und in der es nicht einen einzigen Platz zum Hinsetzen gibt. Und ja, das Interieur ist äußerst selten, die Mitarbeiter ziemlich genervt und nein, diesen Hype ist sie nicht wert. Nehmt den Hinweis aus den Reisebüchern und gönnt den Mitarbeitern ein längeres Leben!!!

Jugendstil-Café, Portwein kaufen und schlabbern und eine verrutschte Schraube befestigen

Ich komme noch am Jugendstil-Kaffeehaus ‚Café Majestic‘  vorbei, ebenfalls einer touristischen Attraktion. Das Belle-Epoque-Café hat eine reich verzierte Innenausstattung, Spiegelwände und zahlreiche Kronleuchter. Das Gebäude von 1916 steht unter Denkmalschutz. Ich trinke einen Cappu, bei dessen Preis mir der Löffel im Halse hätte stecken bleiben müssen!!

Wieder zurück am Ufer der Altstadt ‚Ribeira‘ entschließe ich mich für den Umweg über die ‚Ponte Dom Luis I‘, der Doppeldeckerbrücke, und plane mit der Seilbahn zu den Weinkellereien hinunterzufahren. Da der Wind aber aufgefrischt hat, wurde der Betrieb eingestellt. Auf dem Fußweg nach unten sehe ich die Brücke in ungewöhnlichen Perspektiven.

In der Weinkellerei Ferreira decke ich mich mit Portwein ein und transportiere das flüssige Gold vorsichtig zum Campingplatz. Das Rad kommt gleich auf den Träger. Dabei bemerke ich, dass sich an einer Halterung die Schraube gelöst hat oder verloren gegangen ist. Na toll!
Ich hole mir Hilfe von einem jungen Holländer, der ein Schweizer ist und Englisch spricht. Und tatsächlich hat sich die Schraube aus ihrer Verankerung gelöst. Der junge Mann regelt das in wenigen Minuten und ich kann morgen beruhigt weiter Richtung Lissabon fahren.

Ich fühle mich zufrieden, froh, gelassen, und beende den Tag natürlich mit einem Glas Portwein.

Daten
Fiete hat Pause
Campingplatz Parque Campismo Salgueiros

 

Kategorie Portugal

Hallo da! Schön, dass Du meinen persönlich geschriebenen Gute-Laune-Reiseblog www.amliebstenweg.de besuchst. Ich bin leidenschaftliche Camperin, Bikerin und sehr naturverbunden. Wandern ist ein Hobby, dass kürzlich dazugekommen ist. An Land, Leuten und Kultur bin ich sehr interessiert. Gebürtig komme ich aus Rheinlandpfalz, habe einen erwachsenen Sohn und zwei süße Enkelkinder. Mein Lebensmotto: "Sei Du selbst, denn alle anderen gibt es schon!". Bei meinen Unternehmungen freue ich mich jeden Tag auf neue Erlebnisse und Erfahrungen, kleine und große. Ich lade Dich ein, sie mit mir zu teilen! Du findest mich übrigens auch auf Instagram, Facebook und Twitter.

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