10. bis 13. April 2017 –
Ich besuche Klaus ein zweites Mal in der 2000 Jahre alten Kaiserstadt Aachen ‚bei der Arbeit‘. Gleichzeitig ist dies der Beginn unseres Oster-Kurzurlaubs. Es geht an die holländische Küste nach Den Haag/Scheveningen. Hier haben wir einen der sehr umkämpften Stellplätze für Fiete und uns ergattert. Schweineteuer, aber sicher. Ich mobbere nur im Stillen.
Diesmal reise ich mit der Deutschen Bahn und komme selbstverständlich NICHT pünktlich in Köln an. Ich verpasse den Anschlusszug um sage und schreibe ganze drei Minuten. Ganzgroßes Kinol!!! Den sehr gut besuchten Aachener Stellplatz erreiche ich mit den Öffentlichen und erhole mich bei einer starken Tasse Kaffee. Im nahen Burtscheid, dem Thermalbad Aachens, kaufe ich leckere Sachen für das Abendessen. Es gibt viel zu erzählen.
Die Domschatzkammer
Ich freue mich auf die Besichtigung, die beim ersten Besuch wegen des Einbaus eines Fahrstuhls geschlossen war und löse ein Seniorenticket für 3€. Wann sieht man schon mal eine der bedeutendsten Sammlungen kirchlicher Kulturschätze in der Welt.
Ich laufe – nein, ich schreite – durch das 1445 errichtete Kreuzgangportal, genannt ‚Kleines Drachenloch‘, und gelange zunächst in einen wunderbaren Hinterhof.
In der Schatzkammer sind mehr als hundert Gegenstände ausgestellt. Ich interessiere mich vor allem für Folgende:
- Die spätgotische Karlsbüste (1349); sie enthält einen Teil des Schädels des Monarchen.
- Den Proserpina-Sarkophag; in dem römischen Marmor-Sarkophagaus dem frühen 3. Jahrhundert soll der Herrscher im Dom bestattet worden sein.
- Das gotische Karlsreliquiar aus dem 14. Jahrhundert und das gotische Dreiturmreliquiar (14. Jhd.)
- Das französische Armreliquiar von 1481
- Das zu Beginn des neunten Jahrhunderts an der Hofschule Karls des Großenangefertigte Schatzkammer-Evangeliar; es gilt als eines der Hauptwerke der karolingischen Buchmalerei
- Das ottarische Lotharkreuz (um 1000).
Der Kaiserdom
Die Krönung- und bedeutende Wallfahrtsskirche von dreißig deutschen Königen und die Grabstätte Karls des Großen übt auf 1,3 Millionen Besucher jährlich eine große Anziehungskraft aus. Karl begann mit dem Bau der Pfalzkapelle 786 und legte den Grundstein zu einem der bedeutendsten Bauwerke Europas. Mit den spätantiken Säulen und einer gallo-römischen Bronzebärin stellte der Frankenherrscher einen Bezug zum römischen Reich her. Damit unterstrich er seine Macht im Frankenreich und machte Aachen zum Mittelpunkt des fränkischen Reichs in der karolingischen Zeit.
Der Marmorthron im Westbau entstand wahrscheinlich anlässlich der Krönung
Ottos des I. Das Mosaik des achtteiligen Oktogongewölbes mit dem Bild der apokalyptischen Vision des himmlischen Jerusalems ist eine freie Rekonstruktion des karolingischen Originals. Der achteckige Radleuchter und der vergoldete Schrein für die Gebeine des karolingischen Herrschers hat Friedrich Barbarossa gestiftet.
Wer war Karl der Große?
Auf jeden Fall zählt er zu den größten Herrschern der Weltgeschichte. Historiker bezeichnen ihn sogar als ‚Vater Europas‘. Er führte Kriege quer über den Kontinent, was ihn zuletzt wohl reisemüde machte.
Er war ein badebegeisterter Stadtvater und frönte diesem Hobby zeitweise mit hundert anderen gemeinsam. Denn es waren – neben de Reisemüdigkeit und seines Alters – die heißen Quellen, weswegen Aachen für die letzten 20 Jahre seines Lebens seine Dauerresidenz wurde. Außerdem konnte er in der nahen Eifel gut jagen. Der Frankenherrscher hatte fünf Ehefrauen, vier Mätressen und 18 Kinder.
Dank Karl gab es eine Währungsreform, eine Rheinbrücke, einen Schiffahrtskanal und eine Bildungsreform.
Das Aachener Rathaus
Am nächsten Tag erkunde ich das Innere des Rathauses.
Das heutige Rathaus ist ein Zeugnis vieler Jahrhunderte. Aus der Zeit Karls des Großen ist nur noch der Granusturm erhalten. Auf den Grundmauern des übrigen karolingischen Palastbaus errichtete die Aachener Bürgerschaft im 14. Jahrhundert das gotische Rathaus, welches im 17. Und 18. Jahrhundert zu einem barocken Stadtschloss umgebaut wurde. In einem der Säle begegne ich dem ‚Earl of Sandwich‘. Er war berühmt für seine belegten Brote.
Zwischen 936 und 1531 fanden an diesem Ort die Festmähler der Aachener Königskrönungen statt. Im Krönungssaal, der um 1349 der größte profane Saal im Heiligen Römischen Reich war, befinden sich Nachbildungen der Reichskleinodien der mittelalterlichen Herrscher. Heute verleiht der Internationale Karlspreis dem Saal europäische Bedeutung. Alles in allem sehr beeindruckend.
Gründonnerstag
Heute lasse ich es langsam angehen, bereite Fiete für die Tour nach Den Haag vor und helfe Klaus fast vier Stunden beim Abbau des Standortes Aachen.
Wir starten gegen halbsieben zu unserer Ostertour über Eindhoven, Tilburg, Breda, Rotterdam und Delt nach Den Haag und kommen sehr gut voran, erleben einen blutroten Sonnenuntergan, fahren drei Stunden und 280 km später auf unseren schweineteuren Vier-Sterne-Platz Vakantiepark in Kijkduinen/Scherdingen, noch zu Den Haag gehörend. Die Raserei hat uns 12 Liter durchschnittlich gekostet! Die Stellplätze sind so gut ausgezeichnet, dass wir uns nur mit der Stirnlampe einen Überblick von den Platznummern verschaffen können. Jetzt kommt’s: auf unserem Platz hat sich bereits eine Miltenberger Familie häuslich niedergelassen. Ich bin zu müde für längere Diskussionen und Klaus ist erleichtert darüber. Wir nehmen den Platz nebenan und klären die Angelegenheit morgen.
Hier noch ein paar Stadtansichten