Tag 4 – 26. April 2022
Ich stehe zeitig auf, weil es mich wieder magisch an den unfassbar tollen Strand zieht.
Es ist sonnig, es hat fotogene Wolken und ich genieße die jod- und salzhaltige Luft, die sich genial mit dem Duft der Seekiefern mischt.
Nach einem gemütlichen Frühstück mache ich mich auf den Weg zum Strand. Anfangs bin ich noch allein auf weiter Flur, sitze auf einer Bank in den Dünen direkt über dem Traumstrand und genieße die Ruhe, die Unendlichkeit des Ozeans, die schäumenden Wellen und nehme ganz langsam Abschied. Zugleich aber mit dem Gedanken, auf der Rückfahrt auf jeden Fall nochmal Station hier zu machen.
Die Herausforderung am Bezahl-Automat für die Ausfahrt bestehe ich auch ohne Doktortitel mit Bravour. Ich fahre zum Tanken nach Léon und entdecke einen kleinen Wochenmarkt unterhalb der gotischen Kathedrale Santa María de Regla. Erstehe ein paar Leckereien für die Weiterfahrt.
Die Küstenautobahn
Nach der Fahrt durch Deutschland und Frankreich geht es jetzt nach Nordspanien.
Die zweispurige Autobahn ist voll, vor allem mit Lastern. Es reiht sich eine S-Kurve an die andere und es geht ständig wieder nach oben, sobald ich unten wieder angekommen bin. Dazu der beständige Tempowechsel von 120 über 100 nach 90. Das hat einen einzigen Grund: hier im Norden Spaniens sind die Berge hoch und die Küste felsig und wild. Ich stelle schnell fest, dass die Spanier – hier jedenfalls- weniger diszipliniert fahren als die Franzosen, was mir sehr viel Konzentration abverlangt. Und ich sehe Schnee in den Bergen, denn im „Picos de Europa“, wie eines der schönsten Gebirge Spaniens heißt, sind die Gipfel bis zu 2.648 Meter hoch. Respekt! Und das alles nur 20 Kilometer vom Meer entfernt.
Plötzlich redet mein Smartphone mit mir und teil mir knallhart mit, dass meine Datenflat für April bereits verbraucht ist. Na toll denke ich, wird ja nicht so schlimm sein. Denkste!!!!
Ich fahre durch „España Verde“, dem grünen Spanien, wie der Norden des Landes hier genannt wird. Das ozeanische Klima sorgt für saftige Wiesen, und manchmal sieht es ein bisschen wie im Allgäu aus. Ich fahre an 350 Kilometern Küste entlang durch die Provinzen Baskenland, Asturien und Kantabrien. Immer wieder ist der Atlantik zu sehen. Und das ist auch der Grund, weshalb die A8 auch Küstenautobahn genannt wird.
Ja, wo sind denn die Raststätten?
Mein bip&go Transponder funktioniert auch in Spanien genial.
Was mir auffällt ist, dass es keine Raststätten oder Parkplätze unmittelbar an der Autobahn gibt. Der Standstreifen ist so schmal, dass kein Laster darauf Platz hätte, falls mal einer eine Panne hat. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich geschnallt habe, dass man abfahren muss, um zutanken und zu rasten. Beim dritten Hinweisschild habe ich Glück und fahre ab. Hier verschnaufe ich und genieße eine weite Sicht auf das Meer.
Ansonsten hat dieser Fleck null mit einer Raststätte zu tun. Um zurück zur Autobahn zu kommen, muss ich einen längeren Umweg fahren. Das Wetter ist gut, mehr Wolken als Sonne, aber ab Santander wird es ziemlich beschissen, kühl und regnerisch.
Und wieder Technikgedöns
Plötzlich blinkt es gelb in Fietes Display. Ich interpretiere das Zeichen, dass etwas mit dem Reifendruck nicht stimmt und fahre bei passender Gelegenheit ab. Das Display meint, der Druck wäre im Moment nicht messbar! Cool, ich freue mich immer wieder, dass ich solche technischen Hürden bewältigen darf.
Ich prüfe gemeinsam mit dem Tankwart den Reifendruck mit dem Ergebnis, dass zu viel Luft in den Reifen war. Ich korrigiere, aber die Anzeige bleibt. Ich habe Sorgenfalten auf der Stirn.
Das nächste „Top down“ lässt nicht lange auf sich warten! Der Küchenwasserhahn war offensichtlich nicht ganz geschlossen, und hat den Boden leicht geflutet. Ich bin genervt. Und kurz vorm Etappenziel verliert der mobile Wlanrouter seinen Saft. Das verbaute ZENEC Sch…..Navi – ein schweizer Präzisionsprodukt – findet die Straße des Campingplatzes nicht. Es schüttet aus Eimern und ich überlege, was jetzt helfen könnte.
Sprachlos und happy zugleich
Nach dem Motto „wer nicht fragt bleibt dumm“ bitte ich einen zufällig vorbeikommenden Spanier um Hilfe. Mit Englisch, Französisch und wilder Zeichensprache, versteht er mein Problem. Dieses veranlasst ihn spontan, sein Auto zu holen, und mich etwa 12 Kilometer zum Campingplatz zu begleiten. Der stolze Spanier nimmt natürlich kein Geld an aber sehr gerne zwei spanische Wangenküsse. Ich bin sprachlos und total happy zugleich.
Der Campingplatz liegt mitten im Grünen, die Stellplätze sind komfortabel, kosten aber auch in der Vor-Vorsaison 25, 50 €. Das ist der Knaller finde ich, aber in diesem Moment ist es mir schnurzpiepegal. Es überwiegt die Freude, angekommen zu sein.
Durchgeatmet, runtergekommen, gegessen und ab in die Falle.
DATEN
Start 26466
Ziel 26956
9,8 Liter durchschn.
84 kmh
Strecke 490 km
Fahrzeit 65Stunden 3/4 Minuten
Camping Nirwana
Ich bin wie immer begeistert von deinem Blog. Wunderschöne Bilder und ganz tolle Erlebnisse. Ich beneide dich. Wünsche dir noch eine gute weiterfahrt. Biis bald LG Heide