Dienstag, 01.09.2020
Ich schaue besorgt durch die Dachluke von Fiete und sehe…… immer noch Regen. Es ist also nach wie vor Geduld angesagt, ich beschäftige mich irgendwie, aber es juckt mich in den Füßen. Nach zwei Tagen sitzen – sitzen –sitzen MUSS ich mich heute mal wieder bewegen.
Und tatsächlich, mittags kommt die Sonne ein kleines bisschen durch. Ich bin in ‚Hab-Acht-Stellung‘ und entschließe mich spontan für eine1 1/2stündige Rundtour in den Bergen oberhalb von Nüziders.
Der Rundweg beginnt in der Ortsmitte an der Katholischen Pfarrkirche Heiliger Viktor und Markus. Tja, und wie meistens muss auch hier der Einstieg in den Weg erahnt werden. Mit meinen guten Kenntnissen aus einer Wander-App finde ich aber den richtigen Wegweiser. Ich folge der gelb-weißen Markierung Richtung Außerberg, vorbei an einem Herrgottstritt zum Außerberg-Känzele. Von hier habe ich einen tollen Blick auf Nüziders und Bludenz im Walgau. Ich laufe gemütlich, rieche den Wald, höre es plätschern und entdecke einige Blumen.
Und schon beginnt der Rückweg. Ich komme am Gasthof Sonnenberg vorbei und wundere mich, wo denn die Burgruine gewesen sein soll. Ich bin offensichtlich vorbei gelaufen. Warum? Weil es auch hier mal wieder keinen Hinweis an der Stelle gab, an der es 99 von 100 Wanderern erwarten würden. Ärgerlich. Nach 1 ½ Stunden stehe ich wieder neben der Pfarrkirche.
Bevor ich zum Camping Sonnenberg zurückkehre, suche ich noch die romanische Vinerius-Kirche, das wahrscheinlich älteste Gotteshaus der Tal- und Gebirgslandschaft Walgau steht nämlich hier in Nüziders. Das einstige Gotteshaus eines karolingischen Hofes ist völlig unscheinbar und hat sich zwischen zwei Wohnhäusern versteckt. Der Turm aus dem 12./13. Jh. ist aus Bruchsteinen zusammengesetzt. Das gesamte Kirchlein steht unter Denkmalschutz und ist nicht zu besichtigen.
Die Sonne ist mittlerweile wieder verschwunden, es ist kühl und das heißt ‚same procedure as last two days‘. Nicht ganz, denn ich habe mir unter dem linken Vorderfuß eine Blase gelaufen. Während ich heute erstmals fernsehe, versorge ich das gute Stück. Hab ja schon genügend Blasen-Erfahrung. Das Fernsehen lenkt mich etwas von meiner nun doch recht ungemütlichen Stimmung ab. Schließlich will ich wandern und die herrliche Natur bei Sonnenschein genießen.
Dieses blöde Norditalien-Tief hat schon genug Unheil angerichtet. ‚Lynn‘ hat für reichlich Dauerregen, Hochwasser und Erdrutsche gesorgt, es gab Sturzfluten und Muren-Abgänge, die für zahlreiche umgestürzte Bäume gesorgt haben.
Plötzlich höre ich Blasmusik. Die Sonnenberger Harmonie Musiker geben gerade ein Konzert direkt auf unserem Campinplatz. Und weil es recht kalt ist, hat der Chef eine Freiluftbar mit viel Schnaps und Glühwein eröffnet. Ich nutze die Gunst der Stunde, ergebe mich der Blasmusik, erfreue mich an der wunderschönen Tracht und schlabbere Glühwein und Kurze.
Das hebt die Laune maßgeblich. Jetzt ist mal Schluss mit diesem Wetter-Theater.
Das beschließe ich vor dem Schlafen gehen und drücke mir selbst die Daumen.