Montag, 6. Februar 2017 –
Puh, heute ist wieder arbeiten angesagt – zumindest für Klaus.
Ich habe ja Rentner-Dauerurlaub und bringe den Arbeitnehmer mit dem PKW ins Geschäft. Es ist diesig und feucht. Ich freue mich deshalb auf einen heißen frisch gerösteten Kaffee von Plum’s, der ältesten Kaffeerösterei Deutschlands (seit 1820).
Nach dem Frühstück schnappe ich meine wichtigsten Utensilien – Handy, Geld und Fotapparat – und fahre nach Burscheid. Der Vorort von Aachen ist berühmt für seine heißen Quellen, die aus 3.000 Meter Tiefe mit einem sehr hohem Mineraliengehalt und 73,1 Grad nach oben sprudeln. Außerdem ist Burscheid die Musikstadt des Bergischen Landes und Geburtsstadt von Günter Wallraff,.
Das Los einer Rentnerin ist es jetzt u.a., die Business-Hemden des Arbeitnehmers (5 für 9,50€! und fertig schon in VIER Tagen) in die Wäscherei zu bringen. Ich bin froh, überhaupt so etwas wie eine Reinigung in Aachen gefunden zu haben. Heute ist es das dritte Mal, dass ich den Wäschesack mitschleppe. Bei uns in Frankfurt sieht man gefühlt an jeder zweiten Ecke mindestens einen Röver.
Von der Wäscherei begebe ich mich direkt in den kleinen Kurpark mit der Rosenquelle und erklimme danach den Michaelsberg, um die St. Michaelkirche und der St. Jojann Baptiste-Kirche zu besichtigen. Erstere ist eine „Leutekirche“ gewesen, in der nur einfache Menschen den Gottesdienst feierten. Die Baptiste-Kirche in ein bedeutendes sakrales Bauwerk der Barockzeit zwischen Maas und Niederrhein. Ich halte inne und höre der Orgelmusik zu. Durch das Abteitor komme ich zurück in die Fußgängerzone und zum Auto.
Jetzt fahre ich in das neue Kurviertel mit dem denkmalgeschützten Stadtgarten. Ich möchte auf den 195 m hohen Wingertsberg, um die Stadtaussicht von Aachen zu genießen. Mangels Ausschilderung frage ich mich durch, aber niemand kennt den Berg mit seinen 100 Weinreben. Ich bleibe cool und entschuldige dieses Nichtwissen damit, dass jetzt die heiße Phase des Fastelovvends begonnen hat. Irgendwie schaffe ich es auf diesen Berg – und habe eine fantastische Aussicht auf hohe Bäume und Gestrüpp, von Aachen nichts zu sehen. Dafür scheint jetzt die Sonne.
Endlich entdecke ich auch das Ponttor, eines der beiden letzten noch erhalten gebliebenen Stadttore. Das Doppeltor wurde zwischen 1257 und 1350 errichtet und gehörte zu den insgesamt 11 Toren und 22 Türmen.
Irgendwie zieht es mich wieder zu Dom, Rathaus und dem quadratischen Granusturm. Er stammt von 788, ist das älteste Bauwerk Aachens und der ehemalige Wohnturm der Kaiserpfalz. Der runde Marienturm des Rathauses besitzt eines der größten Glockenspiele der Welt. Die 49 Glocken erklingen viermal am Tag. Ich studiere die gotische Fassade des Rathauses mit 50 deutschen Herrschern, von denen 30 zu Königen gekrönt wurden.
Die historischen Häuser gegenüber vom Karlsbrunnen strahlen in der Sonne, besonders Haus Löwenstein, das älteste Stadthaus Aachens aus dem 14. Jahrhundert. Heute ist er ein Museum über den Karneval in Aachen.
Auf der Suche nach Neuem gelange ich auf den Hof hinter der Krämerstraße. Hier steht die Fassade des ehemaligen Quirinusbades mit dem römischen Portikus. Ausgrabungen bezeugen, dass an dieser Stelle schon im 2. Jahrhundert Häuser gestanden haben.
In der Körbergasse ist die Alt Aachener Kaffeestube van den Daele. Sie befindet sich in drei zusammengelegten Häusern aus dem 17. Jahrhundert und ist im traditionellen Aachen-Lütticher Stil eingerichtet. An der Ecke steht das Printenmädchen mit einer riesigen Printe im Arm. Printen waren früher das traditionelle Pilgerbrot.
Ich finde noch die Regenschirmdamen, die symbolisch für das oft regnerische Wetter in Aachen stehen.
Ich hole den Arbeitnehmer von der Arbeit ab und wir verbringen einen gemütlichen Abend im gemütlichen Fiete bei gemütlichen Temperaturen.