20.08.22 bis 22.08.22
IIch nehme mir ein paar Tage Urlaub und beginne mit einem Grillnachmittag in Bad Homburg. Ich treffe einen Teil unserer Gospel-Singout-Gruppe. Natürlich schmettern wir einige unserer Lieblings-Songs 😮😮😮 im Garten und verbringen einen fröhlichen Nachmittag mit leckerem Essen. 🍺🍾🍉🌭🍕 Fiete ist bereits startklar für morgen.
Dieses Mal erkunde ich Meck-Pomm. Rund 2.000 Kilometer Ostseeküste, genauso viele Seen, stolze hanseatische Backsteinbauten und 2.000 Schlösser und Gutshäuser warten darauf, entdeckt zu werden. Der größte See ist die Müritz und steht natürlich auf meinem Besichtigungsplan. Selbstverständlich auch die schmackhaften Fischbrötchen!!
Besuch in Nenderoth
Vorher starte ich noch nach Nenderoth im Hintertaunus, denn meine Enkelkinder – sie sind mit ihrem Papa für eine kurze Auszeit im Sommerhaus eines Freundes – wollen gerne mal wieder im Womo übernachten. Nenderoth liegt fast 600 Meter hoch in waldreicher Umgebung. Auf dem Weg dorthin überrasche ich Freunde in Altenkirchen auf einen Kaffeebesuch.
Die Fahrt in den mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis ist anstrengend. Ich quäle mich durch viele Baustellen, Fiete hat Durst nach AddBlu und die Reifendruckanzeige spinnt. Aber alles geht gut. Ich parke mein fahrendes Häuschen nach der Ankunft unterhalb der aus dem 13. Jh. stammenden Wehrkirche bei einem Nachbarn.🚐
Es ist warm und sonnig. Die Kinder wollen unbedingt in Probbach im Waldsee baden. Der kleine Stausee liegt am südlichen Rand des Westerwaldes. 🏊Wir üben schwimmen und mein kleiner Emkelsohn, der Unglücksrabe, tritt beim Spielen in eine Wespe! Zum Trost gibt es jede Menge Pommes rot-weiß und ein großes Eis – für alle. 🍟
Nach dem abendlichen Grillen auf der Terrasse haben die Kids viel Spaß bei Fiete. Für mich gibt es hinter der Fahrerkabine ein Notbett, auf dem ich später herrlich schlafe.
Nach dem Aufwachen genießen wir unser gemeinsames Frühstück und ich fahre meine Enkelkinder zurück nach Frankfurt. Mein Sohn braucht noch einen Tag Entspannungszeit. 🛀
Ich befestige mein Radl auf dem Anhänger und starte um die Mittagszeit in Richtung Norden. Mein Übernachtungsplatz liegt in der Nordheide in Winsen an der Luhe. Sehr schöner, ruhiger Stellplatz für 10 € plus Strom. Morgen geht’s ins Städtchen.
Gut’s Nächtle.
23.08.22
Goethe, Brahms, Eckermann und Einer, der den 2. Weltkrieg anzettelte
Wow, stahlblauer Himmel über Winsen. Nichts wie rein ins Städtchen und schauen, was es alles zu sehen gibt. Kurzes Frühstück und schon bin ich unterwegs.
Winsen liegt zwischen der Lüneburger Heide und den Elbmarschen vor den Toren der Metropolregion Hamburg. Auf dem Weg zur „City“ komme ich unmittelbar zum wuchtigen Wasserschloss aus dem 13. JH.🏰In früheren Zeiten war es zum Schutz des Hafenbetriebs gedacht. Mit Beginn des 17. JHs aber war es Schauplatz mehrerer Hexenprozesse.
Ehe ich mich versehe, stehe ich schon auf dem Marktplatz. Heute ist Markttag, und das trifft sich gut, um ein paar Leckereien zu erstehen. Das wunderschöne Fachwerkhaus Marstall – ursprünglich zur fürstlichen Hofhaltung der Tiere gedacht – ist heute ein Museum und die bronzenen Figuren auf dem Platz sollen der Sage nach an das Märchen der Gebrüder Grimm „Die Goldene Gans“ erinnern.
Ich schlendere durch die kleine Einkaufsstraße mit tollen Fachwerkhäusern, weil ich einen Fön brauche. Den alten habe ich offensichtlich so gut versteckt, dass er unauffindbar ist. Gedacht, getan. Und weiter geht es.
Ich erreiche die St. Marienkirche mit beeindruckender norddeutscher Backsteingotik. ⛪Auf dem Vorplatz steht ein Denkmal für den berühmtesten Sohn der Stadt, Johann Peter Eckermann. Er war neun Jahre Mitarbeiter und Vertrauter des Dichterfürsten Goethe. Der Komponist Johannes Brahms verbrachte mehrere Erholungsurlaube in Winsen und startete hier seine erste Konzerttournee. Überhaupt nicht gerne erinnert sich die Stadt an Adolf Hitler, der bezeichnenderweise in der Viehhalle auf einer Wahlkundgebung der NSDAP herumbrüllte.
Ich eile zurück zum Stellplatz und starte mit Fiete nach Lauenburg an der Elbe.
Südlichste Stadt Schleswig-Holsteins, ein „Rufer“ und der beste Eiergrog
Schon nach knapp 40 Kilometern erreiche ich die alte Schifferstadt am Elbstrom. Lauenburg liegt exakt bei Kilometer 566 der Elbe, die hier krasse 250 Meter breit ist.
Am Hafen habe ich einen malerischen Blick auf den Strom und den hier abzweigenden Elbe-Lübeck-Kanal.
Lauenburg ist eine uralte Fachwerkstadt mit viiiiieeeel altem Kopfsteinpflaster. Also nüscht für High-Heels! 👠Die meisten der bunten Bürgerhäuser sind historisch. Sie haben oft reich verzierte Fassaden mit sehr vielen Fenstern. Es ist eine Wonne durch den Ort zu spazieren und die Stimmung bei bestem Wetter aufzunehmen. Nicht umsonst ist Lauenburg das größte Denkmalensemble Schleswig-Holsteins.
Ich nehme den Elbuferweg zurück und blicke fast ununterbrochen auf das Elbpanorama, welches eine sagenhafte Ruhe für mich ausstrahlt. Ich treffe am Ende des Weges auf die Bronzeskulptur „Der Rufer“, eine Schiffergestalt. Schmunzelnd lese ich die Geschichte, dass der Schiffergruß „Ahoi“ von ihm stammen soll.
Die Statue steht da, wo früher Pilger, Soldaten und Kaufleute anlandeten. Sie ist gleichzeitig ein Zeichen der Verbundenheit mit der Elbschifffahrt 🚢 und ein Mahnmal der deutsch-deutschen Wiedervereinigung: „Macht uns den Strom wieder frei“. Kurz vor Fiete treffe ich noch auf die alte Brückenwaage und ein Original-Rezept für Eiergrog – verewigt an einem Fachwerkhaus. Die Stadt rühmt sich, den besten Eiergrog der gesamten Ostseeküste zu erzeugen. Leider muss ich Auto fahren und verkneife mir mit einem weinenden Auge den Genuss desselbigen. 🥚🥚🥚
Ein Landtag im Schloss, ein Pfaffenteich und Kobold Petermännchen
Ich starte zu meinem letzten Ziel für heute. In gut einer Stunde werde ich in der kleinsten Landeshauptstadt Deutschlands, in Schwerin, eintreffen. Schon die Anfahrt zum ehemaligen Residenzschloss ist ein Augenschmaus. Ziel ist zunächst ein sicheres Übernachtungsplätzchen.
An der Marina-Nord – etwas außerhalb der Stadt – gibt es noch einen der 25 ruhigen Stellplätze für Fiete. Ich zahle beim Hafenmeister und breche erst spät in die Stadt auf. Der Zufall will es und eine Mutter mit zwei Kids auf dem Rücksitz ihres Autos nimmt mich bis zum Schloss mit! Besser geht’s nicht!
Für mich ist das Märchenschloss nach französischem Vorbild von größtem Interesse. Es hat eine 1000jährige Geschichte und ist umgeben von Wasserflächen und Parkanlagen. Letztere entstanden 2009 zur Bundesgartenschau.🌳🌳
Leider war die Schlosskirche bereits geschlossen, so dass ich auf den blauen Sternenhimmel mit 8.758 goldenen Sternen ✨✨✨verzichten musste. Schade!
Ich spaziere durch den wunderbaren Park mit seinen Skulpturen, Laubengängen Wasserstraßen, der schwimmenden Wiese und dem Burgsee. Der Blick auf die Altstadt-Silhouette mit Dom ist vielversprechend. Es ist nicht mehr voll und dadurch super erholsam.
Auf dem kleinen Bummel durch die Altstadt entdecke ich den Pfaffenteich – ein kleines Binnengewässer. Seinen Namen verdankt er den Kirchenleuten, den Pfaffen. Denn der Teich war lange Zeit im Besitz der Kirche. Eine kleine Fähre von 1924 kurvt gemächlich über den Teich. Die Stadtrundfahrtbusse heißen hier „Petermännchen“. Beim Petermännchen handelt es sich um einen kleinen gutmütigen Kobold, der als Schlossgeist sein Unwesen trieb! Auf dem Marktplatz steht ein Löwendenkmal, welches dem Welfenherzog Heinrich der Löwe gewidmet ist. Er war einer der Rivalen von Kaiser Friedrich Barbarossa und mittelalterlicher Gründer der Stadt. Vor dem Säulengebäude findet gerade ein Konzert statt.
Ich nehme gegen halbacht den Bus Nr. 10, der mich zur Marina zurückbringt. Ein wahnsinnig toller Tag geht zu Ende. Hab‘ so viel erlebt heute, dass werde ich beim Einschlafen Revue passieren lassen. Gut’s Nächtle.😴