21.06.2020
Heute ist Radfahr-Pause angesagt. Jedenfalls für die meisten von uns.
Diese nutze ich, um meine Cousine Christiane zu treffen, die schon länger in Konstanz, der größten Stadt am Bodensee wohnt. Die Konzilstadt liegt sowohl am Obersee als auch am Untersee und ist durch den kurzen Seerhein verbunden. Ich freue mich auf eine intakte Altstadt, denn im 2. Weltkrieg wurde die Altstadt vom Bombenhagel der Alliierten verschont.
Die Überraschungsverabredung klappt und ich besuche sie in ihrer neuen Wohnung.
Da sie mitten in der Korrektur von Abiturarbeiten steckt tauschen wir unsere wichtigsten Themen aus und sie begleitet mich noch auf einer kleinen Radtour an ihre Lieblingsplätze von Konstanz. Als add on erhalte ich noch wertvolle Ausflugstipps rund um den Bodensee für die restlichen Tage.
Jetzt beginnt meine persönliche Konstanz-Tour. Allein und gemütlich.
Zunächst hole ich mir Auskünfte bei der Bodenseeschifffahrt für eine einfache Tour nach Schaffhausen. Danach flaniere ich lange an der Seepromenade am Hafen auf und ab. Ich genieße die Promenade mit ihren zahlreichen Restaurants und bin immer wieder von den atemberaubenden See- und Alpenausblicken auf und über das „Schwäbische Meer“ begeistert. Ich lasse mich für einen kleinen Lunch mit Wein in einem Biergarten nieder, genieße die Sonne und chille vor mich hin. Mit Corona im Hinterkopf ein komplett anderes Gefühl.
Danach laufe ich zur Madame Imperia an der Hafeneinfahrt. Sie ist das weltweit größte Denkmal einer Kurtisane und wirkt auf mich fast wie eine Art Freiheitsstatue. Die neun Meter hohe aus Beton gegossene Figur wiegt 18 Tonnen und dreht sich innerhalb von vier Minuten um ihre eigene Achse. Leider ist der Mechanismus derzeit defekt. Madame Imperia ist eine sarkastische Anspielung auf die Mätressenherrschaft zur Zeit des Konstanzer Konzils. Sie nimmt mit Narrenkrone, dem Papst und dem Kaiser in ihren Händen die Machthaber vergangener Jahrhunderte auf die Schippe.
Ebenfalls an der Hafenpromenade steht das historische Konzilgebäude. Es wurde im 13. Jahrhundert als Warenlager errichtet. Während des Konzils fand 1417 das Konklave zur Wahl des Papstes Martin V. statt. Ein Stückchen weiter entdecke ich die historische Autofähre Konstanz. Sie war nicht nur die erste Autofähre auf dem Bodensee sondern auch die erste Fähre für Kraftfahrzeuge auf einem Binnensee in Europa.
Jetzt nehme ich mir Zeit für die historische Altstadt. Sie liegt südlich des Rheins und damit auf der Schweitzer Seite. Ich laufe durch den gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtteil Niederburg, wo sich das romanische Konstanzer Münster’ Unserer lieben Frau‘ befindet. Es ist unschwer an seiner gotischen Turmspitze zu erkennen. Der Turm hat eine Höhe von fast 80 Metern und kann bestiegen werden. In der größten romanischen Kirche Süddeutschlands (600 n.Chr.) fand von 1414 bis 1418 das Konzil statt und somit die einzige Wahl des Papstes, die es je in Deutschland gab. Ganz in der Nähe stehen die St. Stephanskirche und die Dreifaltigkeitskirche.
Konstanz ist voll von mittelalterlichen Bürgerhäusern, sakralen Bauten und einer klassizistischen Architektur. Ich komme auf den Marktplatz mit dem Kaiserbrunnen, der mit Kaiserstatuen, Tieren und anderen Figuren geschmückt ist. Das Rathaus habe ich leider nicht mehr gefunden. Zum Schluss meiner chilligen Besichtigungstour laufe ich durch das Schnetztor und zum verrückten Laubebrunnen.
Mit einem improvisierten Dinner auf dem Campingplatz beende ich meine Entdeckungstour in Konstanz. Und Morgen haben wir wieder ein Rad-Highlight vor uns! Ich freue mich schon drauf.
Radkilometer 10