Montag, 15. Juli 2019
Wow, trotz der Techno-Beschallung zweier Strandbars unmittelbar neben dem Campingplatz bin ich relativ wach. Die Ohrstöpsel habe ich nicht gebraucht, bin nämlich so spät ins Bett, da war der musikalische Zinnober fast vorbei und ich hundemüde.
Es ist warm draußen, mehr Sonne als Wolken. Das richtige Wetter, um die Hauptstadt Apuliens, BARI, zu entdecken. Vom Bäckerwagen kaufe ich zwei Cornetti con crema und ein Brot, Weißmehl natürlich, dafür aber knusprig. Mal sehen, wie der Teig sich morgen entwickelt hat! Vor dem Frühstück lade ich für den Blog noch die gestrigen Bilder hoch. Dazu muss ich direkt an den Ingresso. Hier kommt man perfekt ‚rein‘ ins Netz. Mein ‚Aufpasser entdeckt mich sofort, und öffnet extra einen Sonnenschirm für mich. Dann frühstücke ich gemütlich, zahle und frage nach Parkplätzen in Bari. ‚Parken sie auf keinen Fall am Lungomare, nur auf einem bewachten Platz und tragen sie ihren Rucksack vorne, Madame‘, sagt er mit fester Stimme. ‚Nehmen sie doch lieber den Bus von hier, das Womo können sie gerne kostenlos stehen lassen‘. Tolles Angebot. Ich überlege scharf. Da ich aber in die Kulturhauptstadt 2019, MATERA, fahren möchte, wage ich es und fahre mit Fiete II los.
Unterwegs wird‘s mir mulmig in der Magengegend. Menno, hätte ich doch lieber den Bus nehmen sollen? Zu spät. Die Stellplatz-App findet einen bewachten Parcheggio in der Via Alberotanza. Sicher ist sicher, denke ich, besser ein paar Euronen mehr ausgegeben, als 46000€ futsch! Der Parkplatz ist voll mit italienischen Wohnmobilen, ich bin die einzige Fremde. Handle einen Tagespreis von 10 € aus und der Chef ruft mir ein Taxi. Zur Bushaltestelle wären es 3 Km gewesen.
Ruckzuck ist das Taxi da und sofort entwickelt sich mit Antonio, dem Fahrer, ein Gespräch. Er kann wenige Worte Deutsch, kein Englisch, ich ein wenig Italienisch und er spricht Slang-Italienisch. Irgendwie klappt die Verständigung und Antonio fährt mich direkt vor das Hauptportal der bedeutenden Pilgerstätte Basilica San Nicola (11 Jh.). Wir vereinbaren, dass er mich gegen 16 Uhr hier wieder abholt.
Hier packe ich sicherheitshalber die Wertsachen um und beginne meinen Streifzug durch Bari Vecchio, der lebhaften Altstadt. In der Krypta der Basilica ist der Teufel los, denn hier sind die Gebeine des Heiligen aufgebahrt, was die meisten Besucher dazu veranlasst, viel Geld hinter eine Glaswand einzuwerfen, welches sichtbar für alle auf den Boden fällt.
Die Cattedrale San Sabino ist nur wenige Schritte entfernt und das Leben in den schmalen Gässchen pulsiert. Kinder spielen, Touris kaufen Krimskrams, die Hausfrauen Obst und Gemüse, die Männer sitzen in ihren Plastikstühlen, nur die Nudelmacherinnen machen Siesta. Schade.
Ein paar Gassen weiter thront vor der weiten Meeresbucht das Normannenkastell Friedrichs des II. (13.Jh) Ich entdecke auffallend viele junge Leute, was daran liegt, dass an der hiesigen Uni 70000 Studenten sind. Dann tauche ich wieder ein in das labyrinthische Gassengewirr und genieße die italienische Gelassenheit.
Bari Vecchio gehört in erster Linie dem privaten Lebensraum und das hat einen ganz eigenen Charme. Die Touris fallen nur dann auf, wenn wieder ein Kreuzfahrtschiff anlandet.
Ich komme auf meinem Rundgang zum Corso Vottorio Emanuelle II, der die Alt- von der Neustadt trennt, also auch arm von reich. Genau hier steht das leuchtend rote Teatro Margherita. Ich komme über die Piazza del Ferrarese auf die Piazza Mercantile. Beide Plätze sind hipp und voller Lokalitäten. Bei ‚Il Sedile‘ mache ich Siesta, trinke ein großes Dunkles und esse meine Leibspeise: Parmeggiano alla Melanzane und zum Abschluss gibt’s noch einen cafè. Über die alte Stadtmauer mache ich mich auf den Rückweg zur Basilica. Hab noch ein paar Minuten Zeit, genieße nochmal die Gässchen und zahlreichen Kirchen und rufe dann Antonio an.
Keine 5 Minuten später winkt er mir schon freudig zu. Er habe schon auf mich gewartet, meint er lachend. Das nehme ich ihm unbenommen ab. Und schwupp sind wir wieder bei Fiete II. Antonio verabschiedet sich überschwänglich und ist dankbar für die 25 € Fahrgeld.
Ich starte zu meinem Übernachtungsort in die Region Basilikata nach Matera. 65 Kilometer weiter. Fahre durch abgemähte Getreidefelder, natürlich an Olivenhainen vorbei und über karge Hügel. Um 18 Uhr treffe ich auf einer Promobil-Empfehlung, dem Camping Agrituristica Masseria del Pantaleone ein. Wunderbar gelegen, mit WC, Dusche und tollen komfortablen Stellplätzen. Neben mir gibt es noch 15 weitere Camper. Hier funktioniert sogar der Föhn auch ohne Zwischenstecker!! Den hab ich nämlich immer noch in einer Kiste, an die ich nur herankomme, wenn ich den Atera abklappen würde …..!!!!
Die Sonne macht sich rar, dunkle Wolken ziehen auf und es beginnt mal wieder kräftig zu regnen.
Dafür ist es mucksmäuschen still. Freu mich auf morgen. Gut’s Nächtle.
Daten
Start: 11.351 km
Ziel: 11.456
Strecke 105 km
Verbrauch: 10,3 Liter
Geschw.: 53 kmh
Strecke: 2 Stunden