16.08.2016 –
Moin, moin,
es gibt hervorragende Ohrstöpsel, denn das Klingeln meines Smartpgones habe ich konsequent überhört. Klaus sowieso. Er schläft tief und fest, egal wie und wo. Es gibt keine Wetteränderung: weiterhin Sonne satt, sehr warm.
Wir starten gegen 12 Uhr, nachdem ich nach dem Frühstück in aller Eile meine ‚Blogger-Arbeit‘ vom Vortag erledigt hatte.
Heute gibt es eine Herausforderung zu meistern: Wir suchen einen Campingplatz, der so nah wie möglich am Ufer der Loire liegt und uns mit den Rädern in die Nähe von Schlössern führt. Dieser ideal gelegene Platz ist in diesem Jahr jedoch durch Hochwasser unbewohnbar geworden. Sehr schade. Wir lassen uns treiben. Erst geht es für satte 9,10 € auf die Péagen-Piste. Geboten wird und wenig Verkehr, eine Standardgeschwindigkeit von 120 km und eine superlangweilige, öde, trockene Landschaft.
In Muides sur Loire, im Département Loire-et-Cher finden wir, was wir suchen: ein Standplätzchen auf einem riesigen Areal, direkt an der Loire und mit Schlösserschnupper-Möglichkeit. Wir checken um halbzwei ein, versuchen im einzigen Lokal des Ortes noch etwas zu essen zu bekommen (Mittagsmenü ca. 35€!!), aber die Küche hat bereits geschlossen. Unser Mittagsmenü besteht daraufhin aus je einem Teller Erbsensuppe aus der Dose. Einkaufsmöglichkeiten gibt es hier nicht. Muss man da jetzt mobbern? Neeeeein!
Es ist brütend heiß, aber wir wollen uns trotzdem bewegen, schnappen die Räder und radeln spontan satte 20 km in Richtung Blois. Der Radweg führt zunächst auf Asphalt durch’s Nirvana, die Sonne brennt uns unaufhaltsam aufs Hirn und die Wasserflasche leert sich zusehends. Klaus versucht, jeden nur möglichen Schattenplatz zu ergattern.
Endlich kommen wir direkt an die Loire. Zahlreiche Kanus gleiten gemächlich den majestätischen Fluss hinab, Badegäste laufen durchs seichte Wasser und typische Loire-Kähne gleiten in der gleißenden Sonne langsam dahin. Und immer wieder diese wunderbare Weite, diese Langsamkeit und diese Mystik, die der Fluss verströmt. Es ist ungemein beruhigt, trotz Affenhitze.
Wir schaffen es tatsächlich bis Blois und sind zunächst enttäuscht von der Stadt. Was bitte steht hier wo unter Denkmalschutz? Bevor wir diese Frage beantworten muss erst mal was Trinkbares her. Die nächste Bar ist unsere, ein Liter Wasser und ein kühles Blondes auch. Wir erholen uns langsam und finden tatsächlich Schloss und Altstadt. Auf dem Place de Chateau mit seinen Pferdekutschen haben wir nur den Blick auf einen der vier Flügel des Königsschlosses, dass zu den bekanntesten Schlössern an der Loire zählt. Die drei anderen Flügel befinden sich dahinter. Eintritt ist fällig. Ludwig XII. thront über dem Eingang, Molière hat hier gewirkt, Anne de Bretagne gewohnt und vor allem Franz I., dem das Jagdschloss Chambord zu verdanken ist, welches wir Morgen anfahren wollen. Henri I. wurde hier kaltblütig und hinterrücks von Heinrich I. ermordet. Wir spazieren durch den Jardin du Roi und bewundern die dunklen Turmspitzen der Abteikirche Saint Nicolas. Auf die sechs Drachenköpfe des Maison de la Magie müssen wir verzichten. Es ist schon zu spät.
Für die Rückfahrt decken wir uns in einem Carrefour express mit kaltem ein, überqueren den Strom auf der Pont Jacques Gabriel, und fahren auf dieser Uferseite zurück nach Muides. Dabei passieren wir St. Dyé, früher der Hafen für die Großbaustelle Chambord, und kämpfen uns das letzte Stück auf Schotterpiste bis zu unserem Platz. Es ist 20 Uhr!!!
Entspannen, duschen, essen, 4 Milliarden Mücken aus dem Urlaubär vertreiben und erschlagen, mit der Stirnlampe spülen und dann ins Bett fallen. Das ist – kurz gesagt – unser Abendprogramm.
Es ist wolkenlos, sternenklar und viiiiieeel zu warm!
Die Loire
- 1.000 km lang, auch die Königliche genannt
- 1.000 Inseln und Überschwemmungsgebiete
- Unberechenbar, Strömungen, Untiefen, schnell wechselnde Wasserstände
- Magnet für Könige und Fürsten, Spielwiese für ihre Verschwendungssucht
- 42 Schösser, von der Renaissance bis zu mittelalterlichen Festungen mit grandiosen Parks und Gärten, jedes einzelne mit Intrigen, Tragödien, Komödien und ausschweifenden Festen
- Traditionelle Holzkähne
- 800 km Radwanderweg ‚Loire à vélo‘ (Kosten 50 Mio.€!!!)
Daten
- Zielkilometer: 86.639
- Streckenkilometer: 115
- Fahrzeit 1 ¾ Stunde
- Durchschnittgeschwindigkeit: 65
- Durchschnittverbrauch: 10,9 Liter
- Camping: Camping Municipal de Bellevue in Muides-sur-Loire, Sanitär befriedigend, Platz direkt an der Loire mit Bademöglichkeit, keine Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe, Loire-Radweg direkt am Platz, ruhig
Endlich mal ein Schloß, in dem ich auch schon mal war. Habt ihr denn in Blois die Drachen gar nicht gesehen? Wenn ich mir die Bilder so anschaue, hättet ihr sie sehen können. Vielleicht hatten sie gerade Pause 🙂