Sonntag, 24. Juni 2018
Hmmm, letzter Tag auf Malle. Gar nicht schön.
Wir starten früh zu unserer letzten Tour. Weil wir erst abends zurückfliegen, gehen wir ein letztes Mal auf Entdeckungstour.
Ziel ist die Dracheninsel ‚Sa Dragonera‘ im Südwesten Mallorcas.
Nach einer 3/4 Stunde Fahrt auf der MA – 1 Richtung Calvià/Peguera und weiter auf der MA – 1030 und 1050 parken wir in Sant Elm, von wo aus das kleine Fährboot zur Insel ablegt, auf einem Parkplatz für 4 €. Die 400 Meter zur Anlegestelle der ‚Margarita‘ führen uns durch den gemütlichen Küstenort, vorbei an Läden, Restaurants und einer Eisdiele. Hier sind besonders viele Engländer ‚zu Hause‘.
Kapitän Pep legt fast stündlich am Hafenkai mit seiner Margarita ab und tuckert jeweils 20 Neugierige über den 780 Meter breiten Canal des Freu ins ‚Reich der Drachen‘. Nach 20 Minuten legt er im Naturhafen Cala Llado, der sogenannten Räuberbucht, an und spukt seine Fracht aus.
Dragonera – Insel der Schmuggler und Drachen
Wir erwischen ein Boot früher, als geplant, löhnen für Hin- und Rückfahrt 13 € pro Person, sind gespannt, was uns dort erwartet und freuen uns auf eine kleine Wandertour durch unberührte Natur. Mallorcas ‚kleine Schwester‘, die 4,2 Kilometer lange und 900 Meter breite Dracheninsel, hat eine wilde Vergangenheit – und eine tierisch lebendige Gegenwart. Die ‚Drachen‘ fallen hier ziemlich mickrig aus. Gerade mal zehn Zentimeter lang, flink, listig und frech. Ich habe gelesen, sie beißen Touristen gerne mal in die Hand, wenn diese nichts zu fressen mitbringen. ‚Die übertreiben wohl‘, denke ich, so schlimm wird’s schon nicht werden.
Dragonera kommt vom mallorquinischen Dragó, und bedeutet Echse. Den Namen erhielt das Eiland erstens aufgrund seines Aussehens, dass einem schlafenden Drachen ähnelt und aufgrund der tausendfach (wirklich!!!) hier lebenden Eidechsen. Hmmm, wir befinden uns also auf gefährlichem Gebiet.
Die Felsmasse der 290 ha großen Insel war früher Piraten- und Schmugglernest. Immerhin könnte man noch 42 alte Schmugglerhöhlen entdecken. Da Dragonerada unter Naturschutz steht, darf pro Tag nur eine begrenzte Zahl an Touris die Insel betreten.
Wanderung zum Cap de Tramuntana
Nach der Ankunft informieren wir uns, welcher der vier Wanderwege in unseren Zeitrahmen passt. Dabei wuseln schon die ersten Eidechsen – von Hunderttausenden!! – um uns herum. Das kann ja heiter werden, denkt auch Birgit und erschreckt sich von Zeit zu Zeit, wenn wieder ein kleiner ‚Drache‘ kurz vor ihren Füßen vorbeisaust.
Wir entscheiden uns für Wander-Route 2 zum Leuchtturm am Cap de Tramuntana. Der steinige, aber breite Weg eröffnet uns herrliche Ausblicke auf die gegenüberliegende Steilküste, das sagenhaft tiefblaue Meer und die schaukelnden klitzeklein wirkenden Segelboote und Yachten. Meist haben wir den Weg für uns allein, für ‚echte Touris‘ ist es einfach noch früh.
Müssen wir wirklich heute schon wieder nach Hause?
Es ist schwül und sonnig. Der Duft von Rosmarin, Pinien und Kiefern steigt uns in die Nasen und Zikaden machen Musik. Abgesehen von einigen wilden Olivenbäumen und Mittelmeer-Pinien macht die Insel au uns einen kargen Eindruck. Es wachsen vor allem, Kreuzdorn, Zwergpalmen und jede Menge Macchia.
Erstaunlicherweise gibt es hier auch Zwergohreulen, meine Lieblingseule. Ihre Rufe haben mich schon auf zahlreichen Urlauben begleitet. Heute allerdings hören wir sie nicht. Dafür aber das ununterbrochene Kreischen der ‚gemeinen Mittelmeermöven‘. Sie kreisen unermüdlich um das steile Cap, so dass wir befürchten, Opfer ihrer Scheißerei zu werden. Am Leuchtturm haben wir einen tollen Blick auf die Cala en Basset und die Steilküste von Mallorca.
Auf dem Rückweg zum Hafen begegnen uns immer mehr Touris. Hier angekommen gelüstet es uns nach einem Bad im kristallklaren Wasser der kleinen Bucht. Wir schlagen unser Lager auf dem steinigen Strand auf und nehmen kleine Snacks zu uns.
Plötzlich werde ich von drei Eidechsen überfallen. Ich bemerke das erst, als eine von ihnen direkt über meinen Brustkorb krabbelt. Ich stoße einen Urschrei aus und will hier nicht mehr bleiben. Birgit schließt sich an. Die Flucht zum Fährboot ist unvermeidlich. Wir schaffen das Boarding einige Sekunden vor dem Ablegen. Der Schreck liegt mir noch länger in den Gliedern!
Ein mallorquinisches Menü und ein letztes Bad am Hotelstrand
Jetzt knurren die Mägen. Wir suchen ein Restaurant, in dem wir ein letztes Mal mallorquinisch essen können. Die Lokale am Hafen haben stolze Preise für ihre Fisch- und Meeresfrüchte. Der echsenfreie Blick auf Sa Dragonera hat seinen Preis.
Wir gehen ins Restaurant des einzigen Hotels von Sant Elm und bekommen einen luftigen Tisch mit herrlicher Aussicht auf’s Meer. Glück gehabt, denn 20 Minuten später sind alle Plätze besetzt. Alle Drei entscheiden sich für das mallorquinisches Menü mit umfangreichem Nachtisch-Buffet, 1 ½ Litern Wein und Wasser im Überfluss. Pappesatt und beschwingt gehen wir ganz frech zum hoteleigenen Sandstrand, um das letzte Mallorca-Bad zu nehmen. Schon der Blick von der Hotel-Terrasse ins kristallklare Wasser und auf die in der Bucht vor sich hin dümpelnden Boote ist fantastisch. Wir planschen ein letztes Mal ausgiebig im Mittelmeer und schlendern zufrieden zurück zu unserem Tucson.
Wohnort für betuchte Europäer
Ich überrede Ines und Birgit noch zu einem Ausflug nach Port d’Andratx, um jede letzte Sekunde auf Malle mit ‚meinem Hyundai‘ auszukosten. Der Ort ist Hafen- und Wohnort für betuchte Europäer, vor allem Domizil für deutschen und englischen Geldadel. Prominente aus Film, Fernsehen, Politik und Wirtschaft haben hier ihr Domizil aufgeschlagen. Es ist ruhig und das Örtchen wirkt gesichtslos. Die lange Einkaufsstraße, die unzähligen Cafes und Restaurants warten auf Kunden, denen der Euro locker in der Tasche sitzt. Ein Stückchen Honigmelone mit Serano-Schinken gibt es schon für nur! 16,50 €!!!!! Wahnsinn! Da bleibt mir das Mobbern im Halse stecken. Ich vergaß…. der Geldadel aalt sich um diese Zeit noch in der Sonne auf den chromblitzenden Yachten in einer der karibischen Traumbuchten.
Jetzt rinnt die Zeit. Es reicht nur für einen kurzen Hafenrundgang, vorbei an Bergen von Fischernetzen und einigen traditionellen Ilauts (kleines Fischerboot), die leider vom Aussterben bedroht sind. Sie liegen direkt gegenüber den Luxus-Yachten der heutigen ‚Seefahrer‘. Was für ein Gegensatz!
Bei einer Eisdiele schlagen Ines und Birgit wieder zu. Es vergeht kein Tag, an dem die beiden nicht irgendetwas ‚Eisiges‘ zu sich nehmen. Ich gehe in dieser Zeit meiner Lieblingsbeschäftgung nach, der Motivsuche.
Hmmm, das war’s jetzt wohl mit Malle…….
Streik der französischen Fluglotsen und Abflug nach Hause
Ich besteige zum letzten Mal mein Traumauto und wir starten gegen 16 Uhr zum Flughafen.
Es ist still und nachdenklich im Auto. Alle drei würden wir gerne noch ein, zwei Tage bleiben…..
Als wir die Abfahrt zur Flughafenautobahn verpassen, erwachen wir schlagartig aus unseren Träumen. Es wird Zeit für die Sicherheitskontrolle! Ines befragt Google, ich fahre sicherheitshalber schon mal von der Schnellstraße ab und das ist gut so. Wir erwischen eine preiswerte (1,399 €!!) Tankstelle und geben dem Tucson Futter. Danach geht es kreuz und quer durch Vororte von Palma. Plötzlich haben wir für zwei Sekunden einen sagenhaften Blick auf die Stadt, die Promenade und das Meer. Anhalten – nicht möglich! Wir fahren noch lange an der Hafenpromenade entlang, werfen einen letzten Blick auf die majestätische Kathedrale, und kommen nochmal in der Nähe unseres Appartements vorbei. Wie schööööön!
Den Rentel return finden wir erst im zweiten Anlauf. Fünf Minuten nach dem Abschluss-Check gebe ich den Autoschlüssel meines Traumautos schweren Herzens ab. Ich werfe einen letzten Blick auf ‚den Sand-Silbernen‘ und ab geht’s in die Abflughalle. Wir sortieren die Koffer, verstauen die nassen Badeklamotten, schlabbern hastig unsere restlichen Getränke und eilen zum Sicherheitscheck.
Mittlerweile ist es halbsieben und die LH 1155 nach Frankfurt soll pünktlich starten. Wir verabschieden uns von Ines, die uns kurz darauf mitteilt, dass ihre Maschine nach Düsseldorf nicht vor 20 Uhr abfliegt. Die französischen Fluglotsen befinden sich im Streik! Der französische Lutraum ist damit passé. Na toll! Zahlreiche Flüge sind bereits gecancelt. Alle Ryenair-Maschinen sind betroffen.
Wir aber heben pünktlich ab und der Flieger spuckt Birgit und mich zwei Stunden später direkt am Gate in Halle A aus. Birgit eilt zu ihrem bestellten Taxi und ich werde von meinem Schätzelein in Empfang genommen.
Ines ist erst um Mitternacht in Düsseldorf.
Mallorca – eine Schönheit im Mittelmeer
Jetzt weiß ich, was Mallorca so besonders macht! Und dabei habe ich nur einen kleinen Teil der Insel kennen gelernt. Ihre landschaftliche Schönheit, die quirlige Metropole Palma, karibisch anmutende Traumstrände und Buchten und das unvergleichliche Licht am Nachmittag haben es mir angetan. Die fantastischen Steilküsten, das Tramuntana-Gebirge, eine authentische Inselküche, atemberaubende Serpentinen, Meer im Überfluss, Orangen- und Zitronenhaine, knorrige Jahrhundert alte Olivenbäume, Salzkristalle, all das und noch viel mehr.
Malle – wir sehen uns im September 2019 wieder.
Birgit ist so begeistert, dass sie auf dem Rückflug bereits konkrete Planungen für uns Drei vornimmt.