15.08.2016 –
Hey, guten Morgen, da sind wir wieder!
Und die Sonne auch. Heute sind’s 31 Grad und es ist schwitzen angesagt.
Und….. endlich ist Mariä Himmelfahrt!!!
Wir starten auf die Minute um 11 Uhr nach Briare. Der 10 km südöstlich von Gien gelegene Ort ist berühmt für seine 662 m lange Wasserbrücke, die längste Europas übrigens!
Kein geringerer als Gustav Eiffel hat von 1890-1894 am Bau und der Konstruktion mitgewirkt. Der Ort ist wunderhübsch, wirkt ,ein bisschen kleinbürgerlich, hat einen tollen Bootshafen und eine nette Kirche. Wir entdecken das per pedes und schleppen uns – wie üblich – durch die Mittagshitze. Gott sei Dank steht der Urlaubär im Schatten.
Um halbzwei bewegen wir uns slowmotion in Richtung Bourges, Hauptstadt des Departements Cher in der Region Centre – Val de Loire. Langsam deshalb, weil wir heute keinen Bock auf Péage-Abenteuer haben. Landstraße ist angesagt. Null problemo, denn es gibt kaum Verkehr. Frankreich feiert Mariä Himmelfahrt! Und das ist gut so. Wir genießen die herrlich hügelige Landschaft der Sologne auf der D 979 und ihren Nebenstraßen. Wir kommen durch Sancerre, wo der beste Weißwein der Loire herkommen soll. Weite Weinfelder, zahlreiche Dégustations links und rechts der Straßen, Ziegenkäse direkt vom Erzeuger… aber…. auch hier – tote Hose. Es ist Hauptsaison und damit Hauptreisezeit! Wo sind die Touris? Ach ja, es ist Mariä Himmelfahrt! Unsere Blicke schweifen über das weite Loiretal und reichen fast bis ins Burgund hinein. Die abgemähten braun-beigen Stoppelfelder leuchten in der Nachmittagssonne.
In Bourges angekommen, trauen wir unseren Augen nicht – es ist keine Fatamorgana: Der Carrefour hat trotz Mariä’s Reise „exeptionell“ heute geöffnet!!! Sagenhaft! Wir gehen in die Eisen, parken und schleppen allerlei Wasser, Wein und Cidre in den Urlaubär. Mehr braucht der Urlauber in Frankreich nicht.
Kurz nach Drei checken wir auf dem Camping Municipal Robinson, 15 Gehminuten von der mittelalterlichen Stadt Bourges entfernt, ein. Wunderbar ruhig gelegen, große Plätze mit eigenem Wasseranschluss und sehr gute Sanitäranlagen. WiFi ist free, läuft fantastisch, nur beim Strompreis gibt es preislich was zu mobbern. Wir zahlen die 5,20€, damit der Kühlschrank volle Pulle runterkühlt.
Zunächst ist Kaffeepause angesagt, dann tüftelt Klaus weiter an meinem Fahrrad-Computer und danach radeln wir zielstrebig direkt in die historische Stadtmitte von Bourges.
- Hauptstadt des Berry, südlich der Loire gelegen,
- Cäsat hat hier 52 v. Chr. die Gallier besiegt,
- Ludwig XI. sorgte für die erste Universität,
- bedeutende, gotische Kathedrale, Weltkulturerbe und in nur 50 Jahren erbaut, mit einmaligen Glasmalereien,
- Palais Jacques Coer, gotisches, prächtigstes Bürgerhaus Frankreichs, Residenz für den Finanzminister Karls des VII.
- im Juli und August die Stadt der Lumière.
Die Stadt hat sich ihr mittelalterliches Bild über Jahrhunderte bewahrt. Die Gassen sind mit Kopfsteinpflaster und wunderschönen alten Fachwerkhäusern bestückt. Wir kommen nach einer ziemlich bergigen Anfahrt im Jarden d’Hotel an. Ein herrlicher blumengeschmückter Garten liegt direkt vor der Kathedrale St. Etienne. Mariä ist es auf der Himmelfahrt langweilig geworden, sie hat zum Tanztee im Freien geladen. Eine Band spielt für uns zum Empfang „Anneliese, ach Anneliese“. Da kann man doch nun wirklich nicht mobbern, oder? Zahlreiche Paare schwofen, genießen das Wetter, die gute Stimmung und den Feiertag. Nett zuzuschauen.
Uns zieht es direkt zur mächtigen gotischen Kathedrale! Und das ist sie, ein Wahnsinnsbau und ein überwältigender Anblick.
Wir haben das Glück, dass heute das 31. Orgelfestival stattfindet. Wir hören eine Eigenkomposition des Organisten, die so schauerlich lingt, dass sie mich beinahe aus der Kirche mobbt. Ich versuche mich abzulenken und widme mich den bedeutenden Glasmalereifenstern aus dem 13. Jahrhundert im Chor. Das nachfolgende Stück von Bach kann ich gut ertragen. Wir starten unseren Stadtrundgang durch die Gassen, kommen am Marktplatz vorbei und beenden das Sightseeing am Palais Jacques Coeur. Der Bewohner, ein außergewöhnlicher Kaufmann sagte einmal: Kühnen Herzen ist nichts unmöglich! Seinen Palast hat er nie bewohnt. Unser Eindruck der Stadt, sehr beschaulich, kaum Touris, etwas ausgestorben wirkend (mag an der Mariä liegen). Bourges strahlt die ‚Stille einer Provinzstadt‘ aus.
Wir fahren zurück zum Campingplatz, essen vorzüglich, relaxen, kühlen uns von innen und starten erneut mit dem Rad in den historischen Stadtkern, um uns das Spektakel ‚Les Nuits Luminière‘ anzuschauen, weswegen wir eigentlich hier sind und auf das uns der nette junge Mann an der Rezeption des Campings ausdrücklich hingewiesen hat. In den Lichternächten sind die Museen und Stadtgebäude angestrahlt und geöffnet. Das Spektakel war alles andere als ein Spektakel, aber ganz nett anzuschauen. Das einzige beleuchtete Gebäude, was wir auf die Schnelle fanden, war der Adelspalast des Kaufmanns Coeur! Nun denn. Gemobbert wird nicht!
Der Abend endet in der Hitze des Wohnmobils. Wir bewundern die neuen Fotos, schlabbern Cidre und Loirewein. Es ist leicht wolkig und nach Mitternacht noch 26 Grad draußen.
Die Daten
- Zielkilometer: 86.243
- Streckenkilometer: 110
- Fahrzeit 2 Stunden
- Durchschnittsgeschwindigkeit 50 kmh
- Durchschnittsverbrauch 10,2 Liter
- Camping: „Camping Robinson in Bourges, Komplettpreis 23,72 €, darin enthalten ein Strompreis von 5,10€! Dafür ist hier wieder WiFi frei. Sehr empfehlenswert, sauber, ab 23 Uhr mit Tor gesichert; stadtnaher Platz;