16. April 2017 –
Die Nacht im Fiete war unruhig. Immer wieder prasselt Regen aufs Dach. Wir schlummern uns von Schauer zu Schauer und stehen deshalb erst spät auf. Dann fragen wir Google nach dem Wetter in Delft. Hier wollen wir heute nämlich hin.
Wir schnappen unsere Räder und düsen dick eingemummelt gen Kijkduin zu unserer Bushaltestelle. In der Nähe des Den Haager Friedenspalasts steigen wir in die Tram Nummer 1, die uns direkt zum historischen Stadtkern des Ortes mit dem berühmten königlichen weiß-blauen Porzellan fährt. Und endlich sehen wir auch mal eine Windmühle, die ‚Mühle de Roos‘, die mitten in einer belebten Verkehrsstraße steht und deren Mühlräder sich dank frischem Wind kräftig drehen.
Es ist sehr windig, kalt und ungemütlich, weshalb wir – nachdem die ‚Oude Kerk‘ aus dem 13. Jahrhundert mit ihrem schiefen Turm geschlossen hat – in einer gemütlichen Kneipe landen. Dort wärmen wir uns mit Kaffee auf und machen eine kleine Bierprobe.
Wieder auf 37 Grad starten wir zum Rundgang durch Delft, das den Beinamen ‚Prinzenstadt‘ führt. Seit der Ermordung Wilhelm von Oranien werden hier die Mitglieder der Königsfamilie in der Nieuw Kerk – einer der größten Kirchen der Niederlande – beigesetzt. Das Städtchen ist beschaulich und gehört zu den Ältesten der Niederlande. Rund eine Millionen Besucher jährlich tun das gleiche wie wir: Delft entdecken und genießen. Der Stadtkern ist von zahlreichen Grachten durchzogen und von Patrizierhäusern gesäumt. Wir sehen ein Grachtenboot und Touris, die im Tretbötchen gemächlich die Grachten entlangschippern.
An der Voldersgracht riecht es nach leckerem Fisch und Sekunden später stoßen wir auf eine sehr frequentierte Fischbude. Hier spachteln wir gebackene Scampi, Muscheln und Tintenfischringe – zwei Riesenportionen!!! Lecki, lecki, lecki!!!
Wir kommen auf den riesengroßen Marktplatz, umrahmt von wunderschönen Herrenhäusern und dem ersten Käseladen, den wir in Holland entdecken. Außer Gummikäs‘ gibts dort nichts! Das im Renaissancestil erbaute Alte Stadhuis aus dem 15. Jahrhundert thront beeindruckend gegenüber der Grabkirche. Wir schlendern an zahlreichen Grachten entlang. Vor den Häusern parken hunderte von Fahrrädern. Unser Ziel ist das ‚Oostpoort‘, das um 1400 entstanden ist und als einziges der ehemals fünf Stadttore noch erhalten ist. Auf dem Rückweg müssen wir uns erneut auf Temperatur bringen. Am ‚Beesten Markt‘, einem großen Platz mit vielen Restaurants und Cafés, finden wir etwas Passendes. Die zahlreichen Stühle im Freien, die nicht mit Heizstrahlern erwärmt werden, sind menschenleer.
Bei einer steifen Briese landen wir kurz darauf an der Haltestelle unserer Tram und haben Glück: die Wartezeit beträgt nur zwei Minuten. Wir steigen in Den Haag am Friedenspalast in den 42er Bus und erreichen leicht unterkühlt unseren Fiete.
Aus unerfindlichen Gründen ist die Verbindung zum Camping-Wlan abgebrochen. Ich rege mich darüber auf und finde, das das auf einem schweineteuren 4-Sterne-Platz nicht passieren darf! Nützen tut‘s nix.
Wir chillen, kochen, und bereiten uns mental auf den Besuch des ‚Keukenhofs‘, den schönsten Frühlingspark der Welt, vor.